Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China

den in Beijing eingeschlossenen Europäern geholfen hatte und dass auch Ronglu für sie eingetreten war.734 Im September wurden die in China während des Sommers herrschenden Verhältnisse als „Anarchie und Schreckensherrschaft“ bezeichnet. Über den Marsch der von Li Bingheng nach Beijing geführten Trappen wurde berichtet, dass diese alle auf ihrem Weg liegenden Missionsstationen niedergebrannt und im Raum Baoding tausende chinesische Christen ermordet hätten. Über den Anfang August begonnenen Vormarsch der kooperierenden Truppen gegen Beijing hieß es: Bei Peitsang [Beicang] findet ein heftiger Kampf statt, und erst nach schweren Verlusten an Todten und Verwundeten gelingt es den verbündeten Truppen, die Chinesen aus ihren Stellungen zu vertreiben und Peitsang einzunehmen. [...] Die Verbündeten greifen Peking an und ziehen, ohne auf Widerstand zu stossen, in die Stadt ein. Die auf den Gesandtschaften eingeschlossenen Europäer werden befreit.735 Die Flucht des Qing-Hofes nach Westen schien schon für die Zeitgenossen keineswegs das Ende der fremdenfeindlichen Bewegung zu bedeuten.736 Die weiterhin verworrene Lage wurde in der im November publizierten Chronik auf den Punkt gebracht: „Im Verhältnisse des Hofes zu den fremden Mächten und der chinesischen Parteigänger untereinander ist noch keine Klärung eingetreten.“737 Noch in der im Dezember-Heft abgedrackten Chronik war zu lesen, dass ein „geheimes Decret“ der Kai serin-Witwe alle Gouverneure angewiesen hätte, „sich zum Kriege gegen die Verbündeten in allen Theilen des Landes bereit zu halten.“ Zhang Zhidong und Liu Kunyi hätten den Hof in einer Denkschrift ersucht, die Bestrafung der für die Unruhen verantwortlichen Prinzen und Minister anzuordnen, „da sonst die Existenz des Reiches ernstlich gefährdet sei.“738 Georg Lehner - Monika Lehner Ebenda, S. 93. Ebenda, S. 107. Ebenda, S. 119. Ebenda, S. 128. ÖMO 26 (1900), S. 141 f. 222

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