Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China
finanziellen Mittel vom k. u. k. Eskaderkommando „gegen nachträgliche Verrechnung“ erhalten. Über die Kosten der Entsendung Wojciks war man im Reichs-Kriegsministerium kaum orientiert: Wenn auch Hauptmann Wöjcik mit Rücksicht auf die eigenartigen Verhältnisse keine bindende Beschränkung hinsichtlich seiner Ausgaben auferlegt werden kann, so darf sich das Reichs-Kriegs-Ministerium doch der Erwartung hingeben, dass jede vermeidliche Ausgabe unterbleiben wird.496 In Ergänzung zu diesem Erlass wurde am 18. August verfugt, dass das k. u. k. Eskaderkommando mit dem Armeeoberkommando stets über Hauptmann Wöjcik zu verkehren habe.497 Am 15. August wurde Wöjcik in Ischl von Kaiser Franz Joseph empfangen.498 Die deutsche Botschaft in Wien teilte mit, dass sich Wöjcik nicht erst am 22. in Neapel, sondern schon am 21. August in Genua bei Waldersee melden könnte. Am Abend des 19. August reiste Wöjcik von Wien499 über Pontebba und Mestre nach Genua ab. Am 21. August, 1.00 Uhr früh, traf er in Genua ein. Noch am späten Nachmittag dieses Tages schiffte er sich gemeinsam mit dem Stab des Armeeoberkommandanten an Bord des deutschen Reichspostdampfers „Sachsen“ ein. Waldersee selbst hatte sich nicht nach Genua begeben. Über Rom war er direkt nach Neapel gereist, wo er sich am 22. auf der „Sachsen“ einschiffen sollte. Die deutschen Offiziere berichteten Wöjcik auch über die Begeisterung, die ihnen vor allem in Kufstein und Innsbruck entgegengebracht worden war und die sie „besonders angenehm“ berührte. Am 23. August, 0.00 Uhr verließ die „Sachsen“ den Hafen von Neapel. Wöjcik und der zur Übernahme des Kommandos S.M.S. „Zenta“ nach Ostasien entsandte FK Karl Skala500 stellten sich in den Morgenstunden des 23. August bei Waldersee vor.501 Österreich-Ungam und der Beginn des internationalen Engagements ... 496 KA, Generalstab, Kart. 359, 1900 Glstb. 25-22/7, RKM an den k. u. k. Chef des Generalstabes, Präs. Nr. 4 485, Wien, 12.8.1900. 497 Ebenda. 498 AB 19,34 (22.8.1900), S. 4. - Vgl. auch die Notiz „Hauptmann Wojcik“ in der NFP, Nr. 12 924 vom 16.8.1900, S. 2 f.: „Ischl, 16. August (Privat.) Der dem Obercommandanten der Verbündeten in China, Grafen Waldersee, zugetheilte österreichisch-ungarische Generalstabs-Hauptmann Karl Wojcik ist hier angekommen und im .Hotel Kaiserkrone’ abgestiegen. Man nimmt an, daß Hauptmann Wojcik vor seiner Abreise nach China vom Kaiser empfangen werden wird.“ 499 „Abreise des Hauptmannes Wöjcik nach China.“ ln: NFP, Nr. 12 928 vom 20.8.1900, Morgenblatt, S. 6. 500 Zur Ernennung Skalas vgl. die Notiz in der NFP, Nr. 12 916 vom 8.8.1900, Abendblatt, S. 2. - Zur Genese der Ernennung: KA, MS/PK 1900-V1II-5/8, Nr. 2 164, Telegraphische Depesche vom Marine-Commando für den Admiralsbefehl, das Seebezirkskommando Triest und das Hafenadmiralat Pola, Wien, 4.8.1900; dort wird unter den Dienstbestimmungen auch die Ernennung des FK Karl Skala zum Kommandanten S.M.S. „Zenta“ bekanntgegen. Skala hatte „ehethunlichst“ nach der Übergabe der Leitung der Technischen Abteilung an KK Karl Obermüller „nach seinem neuen Dienstesposten nach Ostasien abzugehen“; zunächst war vorgesehen, daß er mit dem am 8. August von Neapel abgehenden Dampfer des Norddeutschen Lloyd oder am 16.8.1900 mit dem französischen Dampfer von Port Said nach China abgehen sollte. Schon am 7.8.1900 wies das Marinekommando das Seebezirkskommando (ebenda, Nr. 2 106) an, dass es Skala gestattet werde, mit dem am 21.8.1900 von Genua abgehenden deutschen Dampfer zu reisen. Erst am 155