Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China

Georg Lehner - Monika Lehner Am 22. August teilte die Präsidialkanzlei der Marinesektion der Militärkanzlei Seiner Majestät mit, dass sie bislang „keine dienstliche Verständigung“ über die Übernahme des Oberbefehls durch General-Feldmarschall Waldersee erhalten habe. Zu diesem Zeitpunkt waren der Marinesektion noch keine Informationen über den Inhalt der Instruktionen für Wöjcik zugekommen. Der Marinesektion war nunmehr daran gelegen, in Erfahrung zu bringen, ab welchem Zeitpunkt die k. u. k. Eskader in operativer Richtung dem Armeeoberkommando des Grafen Waldersee zu unterstellen wäre. Man plädierte dafür, dem Eskaderkommandanten auch weiterhin freie Hand bei der Ergänzung von Kohlen und Proviant zu lassen. Auch die rein strategische Disposition über die k. u. k. Kriegsschiffe sollte nach Ansicht der Marinesektion in österreichisch-ungarischer Hand bleiben. In diesem Sinne beantragte die Marinesektion die Zuteilung eines Seestabsoffiziers oder älteren Linienschiffsleutnants der k. u. k. Eskader zum Hauptquartier des Grafen Waldersee. Analoge Zuteilungen waren in der Vergangenheit anlässlich der Feldzüge der Jahre 1864 und 1866 erfolgt. Wäre dieser Antrag genehmigt worden, so hätte der Verkehr zwischen dem Eskaderkommando und dem Hauptquartier von diesem Offizier und der Verkehr zwischen dem Armeeoberkommando und dem Kommando des k. u. k. Landungsdetachements von Hauptmann Wöjcik vermittelt werden sollen.502 Am 4. August 1900 informierte der k. u. k. Chef des Generalstabes Freiherr von Beck das Reichs-Kriegsministerium, dass sich Fürst von Schönburg-Hartenstein, der Präsident des „Vereines vom rothen Kreuze der im Reichsrathe vertretenen Königreiche und Länder“ an ihn gewendet hätte. Fürst Schönburg hatte angefragt, ob es von militärischer Seite nicht erwünscht wäre, einige Militärärzte zu den „in Aussicht stehenden Landoperationen nach Ostasien zu entsenden.“ Fürst Schönburg hatte gleichzeitig erklärt, dass das Rote Kreuz eine solche Entsendung mit entsprechenden finanziellen Mitteln unterstützen würde. Beck stellte sich ganz hinter das Angebot des Roten Kreuzes und schlug dem Reichs-Kriegsministerium die Entsendung „einiger tüchtiger Chirurgen“ vor, die mit einem Postdampfer nach Ostasien gebracht werden könnten und dort dem k. u. k. Eskaderkommando zu unterstellen wären. Dem Chef des Generalstabes schien es am zweckdienlichsten, „wenn ein oder zwei Arzte den zu den Operationen bestimmten Truppen unmittelbar folgen und die Übrigen in den größeren Heilanstalten eine Verwendung finden könnten.“503 17.8.1900 (ebenda, Nr. 2211, Marinekommando an Seebezirkskommando) war nach einer Intervention in Berlin der Platz für Skala gesichert worden. - Skala übernahm am Vormittag des 27.9.1900 von LSL Kottowitz das Kommando S.M.S. „Zenta“. KA, MDT, Kart. 1, Escadre- Commando-Tagsbefehl No. 27, Taku-Rhede, 26.9.1900. Art. 1. KA, MS/OK 1900-X-14/6, Nr. 2 225, Einsichtsstück des RKM, No. 5 281 vom 14.9.1900. Bericht des Hauptmanns Wöjcik über seine Reise nach Aden. KA, MS/PK 1900-XII-2/6, MS/PK an MKSM, Nr. 2 265, Wien, 22.8.1900. KA, Generalstab, Kart. 359, 1900 Glstb. 25-22/2, Nr. 1 839 Res., K. u. k. Chef des Generalstabes an RKM, Wien, 4.8.1900. 156

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