Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China
der Feldzulage schlug Spaun den 7. Juni vor, für die drei anderen zu diesem Zeitpunkt (3. August) bereits hinausgesandten Schiffe sollte der Tag des Eintreffens „vor Tientsin oder Taku“ oder auch „in einem anderen Hafen China’s“ als Beginn für die Ausfolgung der Feldzulage angesetzt werden. Spaun beantragte, das durch die Gewährung der Feldzulage entstandene finanzielle Mehrerfordemis sowie überhaupt die Kosten der Entsendung einer Escadre nach den ostasiatischen Gewässern, welche über den Rahmen der für die Kriegs-Marine budgetär bewilligten Mittel hinausgehen, als Nachtragscredit im verfassungsmäßigen Wege ansprechen zu dürfen. Franz Joseph genehmigte die Anträge Spauns am 8. August 1900.481 Der k. u. k. Generalstab und die Unruhen in China - die Entsendung des Hauptmanns Carl Wojcik Der k. u. k. Generalstab und die Militärkanzlei Seiner Majestät hatten Anfang Juli erwogen, den Transport deutscher Truppen über das Territorium der Monarchie zu den Mittelmeerhäfen zu genehmigen. Der k. u. k. Chef des Generalstabes, Feldzeugmeister Freiherr von Beck, regte beim Ministerium des Äußern „vertraulich“ an, ob es nicht angeraten wäre, „zur Bethätigung der freundnachbarlichen Beziehungen zum Deutschen Reiche“ in Berlin mitzuteilen, dass man, falls es „erwünscht erscheinen sollte“, die Einschiffung der nach China bestimmten Truppen „in einem unserer Häfen“ erfolgen könnte. Auf österreichischungarischer Seite hätte man „gegen den Durchtransport dieser Truppen nichts einzuwenden“. Im Ministerium des Äußern hielt man es für unwahrscheinlich, dass die deutsche Regierung auf dieses Angebot zurückkommen würde, Szécsen wies Goluchowski jedoch darauf hin, dass ein solches Anerbieten „aber immerhin ein Akt der courtoisie [sic!] und ein Beweis, dass wir die Action in China nach Thunlichkeit zu fördern geneigt sind“ wäre. Zur Information des Ministers des Äußern fügte Szécsen bei, dass kleinere Transporte von deutschen Matrosenkontingenten für im Dienst stehende Stationsschiffe „öfters“ österreichisch-ungarisches Territorium passieren würden.482 Goluchowski erklärte sich am 8. Juli mit dieser vom Chef des Generalstabes ausgegangenen Anregung einverstanden und beauftragte Szécsen, beim Kaiser die Ermächtigung „zur Stellung dieses Anerbietens“ einzuholen.483 Nachdem Kaiser Franz Joseph angeordnet hatte, dass bei der Annahme des Angebotes „alle Erleichterungen gewährt“ würden, informierte Szécsen am Nachmittag des 9. Juli Szôgyény, der dieses Angebot der deutschen Regierung unterbreiten sollte.484 Oswald Freiherr von Richthofen, Unterstaatssekretär im Auswärtigen Amt, sagte Szôgyény zu, das Österreich-Ungarn und der Beginn des internationalen Engagements ... KA, MS/PK 1900-XV-6/12, Nr. 2 120, Au. Vortrag des Chefs der Marinesektion, Wien, 3.8.1900. - Vgl. dazu auch MKSM 1900 66-5/6-14, Nr. 2 106. HHStA, P.A. XXIX/18, Szécsen an Gotuchowski, Telegramm in Ziffern, No. 26, Wien, 6.7.1900. Ebenda, Goluchowski an MdÄ, Telegramm No. 23 (No. 1 539, Chiffre), Paris, 8.7.1900. Ebenda, Szécsen an Szôgyény, Telegramm No. 61 Chiffre, Streng vertraulich, Wien, 9.7.1900, 14.50 Uhr. 151