Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)

Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China

Georg Lehner - Monika Lehner Montecuccoli stimmte unter der Bedingung zu, dass die Seezollverwaltung keine Einwände gegen diese Regelung vorbrachte.475 * * * * In den Morgenstunden des 5. September verließen die beiden Kriegsschiffe Shanghai. Die Fahrt nach Norden ging ohne Schwierigkeiten vor sich. Am 7. September, 4.00 Uhr früh, passierte die zu einer Postfahrt nach Zhifu/Yantai gehende „Zenta“ die beiden Schiffe. Zu Mittag kam die Reede von Dagu in Sicht. Um 13.30 Uhr liefen die beiden Schiffe auf der Reede ein und Montecuccoli ließ die Schiffe in Front mit S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ vertäuen und ließ sich von LSK Bless von Sambuchi über die Lage vor Ort informieren. Am Nachmittag des 8. September überschiffte sich Montecuccoli mit seinem Stab auf S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, wo er das eben unter Kollars Führung aus Beijing eingerückte erste Detachement von S.M.S. „Zenta“ inspizierte und eine kurze Ansprache hielt.480 Am 3. August kam der Marinekommandant und Chef der Marinesektion des Reichs-Kriegsministeriums, Hermann Freiherr von Spaun, beim Kaiser um die Bewilligung zur Flüssigmachung der Feldzulage an die Bemannungen der Schiffe der Escadre für Ostasien beziehungsweise der Kriegszulage für die ans Land ausgeschifften Detachements derselben ein. Spaun meinte, dass zwar keine offizielle Kriegserklärung erfolgt wäre, dass jedoch durch die Verhältnisse in Nordchina „eine natürliche Kriegslage“ geschaffen worden sei. Nach einer kurzen Zusammenfassung der kriegerischen Operationen seit Mitte Juni vertrat Spaun die Ansicht, dass den Bemannungen der Ende Juli nach Ostasien abgegangenen Schiffe ähnliche Aufgaben erwachsen könnten: Blockade und Kreuzungsdienst, eventuell Beschießung gegnerischer Befestigungen, Ausschiffung von Detachements zu kriegerischen Operationen, durchwegs Verwendungen, welche eine stete den Kriegsverhältnissen analoge Gefechtsbereitschaft erfordern und den Commandanten, Stäben und Bemannungen außergewöhnliche Anstrengungen und Opfer auferlegen. Durch die Fortdauer der „autoritätslosen Zustände“ am Schauplatz der Kämpfe, durch die enorme Truppenkonzentration im Norden Chinas und durch die „feindselige Haltung“ der Bevölkerung an der als Operationsbasis gewählten Küste stehe eine enorme Teuerung bei den Gütern des täglichen Bedarfes zu erwarten, was bei den Bemannungen der k. u. k. Eskader „vielfache Entbehrungen“ zur Folge haben könnte. Trotz des durch die nicht erfolgte Kriegserklärung fehlenden Mobilitätszustandes bat Spaun den Kaiser, den Stäben und Mannschaften der in den chinesischen Gewässern stationierten Kriegsschiffe und den am Lande stationierten Detachements die Feldzulage zuzuerkennen. Als Beginn für die Flüssigmachung KA, MS/OK 1900-V-43/7, Nr. 2 592, ECiO an RKM/MS, Res. No. 112/M, Vorfallenheitsbericht vom 4. bis 15.9.1900, Taku-Rhede, 15.9.1900. - Max Hey hatte vom 10.6. bis 18.8.1900 dem Internationalen Freiwilligen-Korps in Shanghai angehört. Vgl. dazu HHStA, GA Peking, Kart. 81, Kriegsmedaille (1903) Hirsch an k. u. k. Gesandtschaft Peking, No. 349, Shanghai, 22.8.1903. KA, MS/OK 1900-V-43/7, Nr. 2 592, ECiO an RKM/MS, Res. No. 112/M, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom 2. bis 15.9.1900, Taku-Rhede, 15.9.1900. Vgl. dazu auch KA, Nachlass B/830, Montecuccoli-TB, S. 47. 150

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