Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China
Beijing plädierten, da sonst ein Ausgreifen der Yihetuan nach Mittel- und Südchina zu befurchten stand. Pisko überbrachte Bless von Sambuchi auch die Nachricht vom Tod Thomanns.437 * Am 7. August 1900, 8.00 Uhr morgens, traf S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ auf der Reede von Dagu ein. Dort herrschte ein „sehr reger“ Verkehr, den Bless von Sambuchi mit einem Ausweis über die Schiffsbewegungen zu dokumentieren suchte. Vom provisorischen Kommandanten S.M.S. „Zenta“, LSL Kottowitz, wurde Bless von Sambuchi über die „augenblickliche Sachlage“, über das bisher Geschehene und über die Usancen im Verkehr mit den Kommandanten der fremden Kriegsschiffe informiert. Am 8. August begann die Ausschiffung der Landungsdetachements.418 Die „Eskader für Ostasien“: Formierung, Ausrüstung und Reise nach Dagu Aufgrund der alarmierenden Nachrichten und Gerüchte, die Anfang Juli die Ermordung aller in Beijing Belagerten befurchten ließen, sahen sich auch die mit den diplomatischen und militärischen Agenden der Monarchie befassten Zentralstellen (Ministerium des Äußern, Militärkanzlei Seiner Majestät, Generalstab und Marine-Sektion des Reichskriegsministeriums) veranlasst, Verstärkungen nach Ostasien zu entsenden und eine Eskader zu formieren. Damit wurden erstmals seit 1866 zwei unabhängig voneinander operierende Schiffsverbände aufgestellt.439 Am 13. Juli informierte der Stellvertreter des Vorstandes der Militärkanzlei Seiner Majestät, Oberstleutnant Alfred Ritter Rohm von Eiermannstädten, die Marinesektion, dass auf Allerhöchsten Befehl „noch 1 bis 2“ Schiffe zur Verstärkung der österreichisch-ungarischen Seestreitkräfte in China bereitzustellen wären. Die Marinesektion wurde aufgefordert, Anträge zur Designierung der Schiffsdivisions-Kommandanten zu unterbreiten. Die Marinesektion antwortete umgehend, dass für diese besondere Mission nach Ostasien die Schiffe „Kaiserin Elisabeth“ und , Aspern“ in Aussicht genommen würden440 und dass man bei deren Ausrüstung trachten werde, beide Schiffe in spätestens zehn bis zwölf Tagen für die Österreich-Ungarn und der Beginn des internationalen Engagements ... KA, MS/OK- 1900-XI-2/6, Nr. 2 294, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Res. No. 169, Missionsbericht, Taku-Rhede, 10.8.1900. Vgl. dazu KA, MS/OK 1900-1V-22/6, Nr. 2 261, Reisebericht S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ für die Zeit vom 2. bis 7.8.1900, Res. No. 135, Taku, 7.8.1900 sowie KA, MS/OK 1900- V-22/6, Nr. 2 260, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom 29.7.1900 bis 13.8.1900, Chefoo, 13.8.1900; vgl. auch ebenda , 1900-XI-2/6, Nr. 2 294, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia an RKM/MS“, Missionsbericht, Res. No. 169, Taku- Rhede, 10.8.1900. Zu den Stäben der am 20.7.1900 zur „k. und k. Escadre in Ostasien“ zusammengefassten Schiffe „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, „Kaiserin Elisabeth“, „Aspern“ und der seit Anfang Juni vor Dagu liegenden „Zenta“ vgl. Rangs- und Eintheilungs-Liste für die k. und k. Kriegs-Marine (1.9.1900), S. 156-160. Zu den technischen Daten vgl. „Stapellauf des österreichisch-ungarischen Torpedorammschiffes Kaiserin Elisabeth“, ln: MGS 18 (1890), S. 609 f. („Kaiserin Elisabeth“) sowie ÖWZ 6,19 vom 8.5.1925, S. 5 („Aspern“). 139