Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China
Georg Lehner - Monika Lehner Mission bereitzustellen - ein Zeitraum, der vor allem durch die notwendige Vorsorge für die Ausrüstung der in Aussicht genommenen Landungsdetachements vorgegeben war. Die Anzahl der nach Ostasien bestimmten Kriegsschiffe war somit „eine solche [...], welche dem Begriffe einer .Escadre* entspricht“. Aus diesem Grund trat Spaun dafür ein, KA Rudolf Graf Montecuccoli zum Eskaderkommandanten zu ernennen.441 Montecuccoli war bis zu diesem Zeitpunkt Kommandant der während der Sommermonate in der nördlichen Adria kreuzenden Eskader, und hatte noch am 13. Juli den Befehl erhalten, sich mit diesem Schiffsverband in den Gewässern vor Pola aufzuhalten.442 Am 14. Juli war Montecuccoli nach Wien berufen worden, wo er über die ihm zu übertragende Aufgabe informiert wurde. Am 16. Juli genehmigte Kaiser Franz Joseph die Bestellung Montecuccolis zum Kommandanten der Eskader in Ostasien und die von der Marine-Sektion getroffene Wahl, .Aspern“ und „Kaiserin Elisabeth“ nach China zu entsenden.443 Die Nachricht, dass S.M.S. „Kaiser Karl VI.“ nach China entsandt werden sollte, war von der „Neuen Freien Presse“ kolportiert worden und war auch von den Berliner Blättern übernommen worden. Die „Wiener Abendpost“ dementierte jedoch bereits am 17. Juli diese Mitteilung.444 Die Instmktionen für Montecuccoli als Kommandant der Eskader für Ostasien waren relativ allgemein gehalten.445 Neben der vollständigen, kriegsmäßigen Ausrüstung und der Ergänzung sämtlicher Vorräte nach Maßgabe der maximalen Fassungsräume der Schiffe hatte Montecuccoli auch die für „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ und „Zenta“ bestimmten „Augmentations-Mannsschaften“ und Vorräte an Bord der unter seinem Kommando von Pola nach Dagu bestimmten Schiffe unterzubringen. Ohne Rücksicht auf den Kohlenverbrauch hatten die beiden Schiffe - „bei thunlichster Vermeidung jeder Trennung“ die Fahrt nach Ostasien gemeinsam zurückzulegen. Angesichts der bei der Durchquerung des Roten Meeres zu erwartenden hohen Temperaturen wurde Montecuccoli ermächtigt, auf der Strecke Suez-Aden arabische Heizer an Bord zu nehmen. Im Übrigen blieb die Wahl der auf der Fahrt nach Ostasien anzulaufenden Zwischenhäfen weitgehend dem Ermessen des Eskaderkommandanten überlassen. In den chinesischen KA,MKSM 1900 66-5/6-8, No. 1 872, MKSM an RKM/MS, Wien, 13.7.1900; ebenda, Spaun an MKSM, MS/PK No. 1 801, Wien, 13.7.1900. KA, MS/OK 1900-11-2/1, Nr. 1 460, Marinekommando an Eskaderkommando (Triest), Telegraphische Depesche, Wien, 13.7.1900. KA, Nachlass B/830. Montecuccoli-TB, S. 2. - Zu Montecuccolis definitiver Bestellung zum Kommandanten der nach Ostasien bestimmten Eskader vgl. unten. Vgl. dazu HHStA, P.A. III/154, Szögyeny an Goluchowski, Privatschreiben, Berlin, 18.7.1900. - Zu dieser Zeitungsmeldung vgl. „Neue österreichisch-ungarische Kriegsschiffe für China“ ln: NFP, Nr. 12 893 vom 16.7.1900, Abendblatt, S. 6; zum Dementi vgl. ebenda, Nr. 12 895 vom 18.7.1900, Morgenblatt, S. 3. Zu den Vorschriften für den Kommandierenden eines Schiffsverbandes im Allgemeinen vgl. das Dienst-Reglement für die k. k. Kriegs-Marine, III. Theil: Dienst zur See, XVI. Abschnitt: Dienst im Flaggenverbande § 111, Nr. 1 325-1 342 (S. 597-608) sowie ebenda, XVIII. Abschnitt, § 138, Nr. 1 784-1 798 (S. 762-766). 140