Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China
durch die Zuvorkommenheit des k. u. k. Vizekonsuls Viktor Rottauscher von Malata überaus angenehm. Während der Anwesenheit S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ befand sich Gouverneur Joseph West Ridgeway im Landesinneren. In Colombo kursierten damals Gerüchte, dass die britische Kolonialverwaltung 6 000 Buren aus Südafrika nach Ceylon deportieren wollte.428 China betreffend hieß es am 15. Juli, dass in Beijing alle in den Gesandtschaften eingeschlossenen Europäer ermordet worden seien - eine Nachricht, die in den nächsten Nummern der Zeitungen Colombos bereits wieder dementiert wurde. Auch später in Singapore sollten keine aufschlussreicheren beziehungsweise verlässlicheren Nachrichten über die Lage in China vorliegen. In Colombo hatte sich auch das Gerücht gehalten, dass die k. u. k. Regierung zwei weitere Kriegsschiffe in die chinesischen Gewässer zu entsenden beabsichtige.429 Auf der Fahrt von Colombo nach Singapore konstatierte man an den Maschinen des Schiffes weitere Defekte, die einer dringenden Reparatur bedurften. Am Morgen des 23. Juli erhielt Bless von Sambuchi eine Depesche der Marinesektion, die die Entsendung von S.M.S. „Kaiserin Elisabeth“ und ,Aspern“ ankündigte.430 Da die jeweiligen Kolonialverwaltungen die gespeicherten Kohlenvorräte größtenteils beschlagnahmt hatten, drohte in den auf der Route nach China gelegenen Häfen empfindlicher Kohlenmangel.43' Auf der Fahrt von Singapore nach Hongkong überholte S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ bei äußerst ruhigem Wetter zahlreiche Truppentransportschiffe anderer Nationen. Die mittlere Geschwindigkeit lag bei 15 sm/h. 57 Stunden ohne Unterbrechung waren alle vier Kessel in Betrieb. Am 26. Juli traf das Schiff in Hongkong ein.432 Neben dem Austausch von Besuchen mit dem k. u. k. Vizekonsul Nikolaus Post und dem Gouverneur der britischen Kronkolonie Sir Henry Arthur Blake war der Aufenthalt in Hongkong vor allem durch die Nachricht von der Ermordung des italienischen Königs Umberto geprägt; Bless von Sambuchi erhielt am Morgen des 31. Juli kurz Österreich-Ungarn und der Beginn des internationalen Engagements ... KA, MS/OK 1900-V-22/4, Nr. 1 851, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Res. No. 97, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom 13. bis 22.7.1900, Singapore, 22.7.1900. - Vgl. dazu auch Plaschka (1984), S. 123. KA, MS/OK 1900-XI-2/6, Nr. 2 294, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Res. No. 169, Missionsbericht, Taku-Rhede, 10.8.1900. KA, MS/OK 1900-V-22/5, Nr. 1 973, S.M.S. “Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom 22. bis 28.7.1900. - Zu den von den Zeitungen in Singapore verbreiteten Nachrichten vgl. auch Trapp (1936), II, S. 9: „Alle Gesandten mit ihren Familien und dem gesamten Personal sollen auf die grausamste Art umgebracht worden sein. Frauen zerstückelt und Kinder aufgespießt und gebraten. Das wird bis in die genauesten Einzelheiten geschildert.“ KA, MS/OK 1900-1-1/5, Nr. 1 852, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ an RKM/MS, Res. No. 99, Singapore, 23.7.1900. KA, MS/OK 1900-V-22/5, Nr. 1 973, S.M.S. “Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Vorfallenheitsbericht für die Zeit vom 22. bis 28.7.1900. - Vgl. dazu auch Plaschka (1984), S. 124. 137