Georg Lehner, Monika Lehner (Hrsg.): Sonderband 6. Österreich-Ungarn und der „Boxeraufstand” in China (2002)
Österreich-Ungarn und der Beginn des Internationalen Engagements zur Unterdrückung der Unruhen in China
Toter ist an Bord. Bei ihm haben alle Wiederbelebungsversuche nichts mehr genützt.“424 Erst in Aden erfuhr Bless von Sambuchi vom Misslingen des Vormarsches der von Seymour geführten Kolonne. Wie es damals hieß, hätte vor allem Wassermangel zum Scheitern beigetragen; Seymour sei erst durch Kapitän zur See Guido von Usedom425, den Kommandanten des deutschen Detachements, zur Umkehr bewogen worden. In Aden erhielt Bless von Sambuchi auch die Nachricht von der Ermordung des deutschen Gesandten in Beijing.426 Da die Kohlenergänzung in Aden äußerst langsam vor sich ging, konnte die Fahrt erst am darauf folgenden Tag (5. Juli 1900) fortgesetzt werden. Die Überfahrt von Aden nach Colombo verlief vor allem in der ersten Phase äußerst unruhig und die Jüngeren der Heizermannschaft hatten „die ärgsten Stadien der Seekrankheit überwunden, nachdem auch dahin getrachtet worden war, die Mannschaft in Rührigkeit und Thätigkeit zu erhalten.“ Ein dreitägiger Aufenthalt in Colombo (13. -16. Juli) diente zur teilweisen Instandsetzung der Maschinen und zur Abdichtung eines am 8. Juli entdeckten Lecks.427 Der Aufenthalt in Colombo gestaltete sich Georg Lehner - Monika Lehner Trapp (1936), I, S. 8, Winterhaider (1902), S. 106: „(...] die Beschwerden, welche die Passage des Rothen Meeres und die Durchquerung des Indischen Oceans zu dieser Jahreszeit mit sich brachten, wo der den schwersten Seegang erzeugende Südwest-Monsun in seiner vollen Stärke weht und denen auch ein Heizer erlag [...].“ - Die Umstände dieses Todesfalles bildeten im Frühjahr 1902 nochmals den Gegenstand dienstlicher Korrespondenzen: Demnach erstattete der Matrose 4. Kl Josef Braus bei seiner Überstellung in das Marine-Gefangenenhaus die Anzeige, dass der in Aden verstorbene Heizer Bmabic „von dem Maschinenwärter Franz Damin und dem Maschinenmaat August Kupelwiser im Heizerraume mit Fusstritten derart misshandelt worden sei, dass er infolge der hiedurch erlittenen Verletzungen gestorben sei.“ Braus gab an, dass er davon im Juli 1901 kurz nach seiner Überschiffung von „Kaiserin Elisabeth“ auf „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ erfahren habe. Vgl. dazu Schiffsakten „Kaiserin und Königin Maria Theresia“ 1902, No. 319/M, K. u. k. Hafenadmiralat an Kommando S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Pola, 10.4.1902. Beilage zu: K. u. k. Hafenadmiralat an Kommando S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, No. 10 263 J. A. /1857 M. G., Pola, 21.8.1902. 425 Guido von Usedom (1854-1925) trat 1871 in die deutsche Kriegsmarine ein; seit 1899 Kommandant des Großen Kreuzers „Hertha“ und Kapitän zur See; seit 10.6.1900 zugleich Kommandant des deutschen Landungskorps von „Hertha“, „Hansa“, „Kaiserin Augusta“ und „Gefion" sowie Chef des Stabes der Expedition Seymour. Von September 1900 bis April 1901 dem Armee-Oberkommando in Ostasien zugetheilt, wird er nach der Rückkehr aus Ostasien diensttuender Flügeladjutant des Kaisers. - Vgl. Deutschlands Admirale 1849-1945. Die militärischen Werdegänge der See-, Ingenieur-, Sanitäts- und Verwaltungsoffiziere im Admiralsrang, Bd. 3, Deutschlands Generale und Admirale 1,1, Osnabrück 1988, S. 473-475. - Zur Geschichte des deutschen Kreuzergeschwaders in Ostasien vgl. Heinrich Walle, Das deutsche Kreuzergeschwader in Ostasien 1897 bis 1914; politische Absichten und militärische Wirkung. In: Der Einsatz von Seestreitkräften im Dienst der Auswärtigen Politik, ed. vom Deutschen Marine- Institut, Schriftenreihe des Deutschen Marine-Instituts 3, Herford 1983, S. 32-60, hier S. 45 f. 426 KA, MS/OK 1900-XI-2/6, Nr. 2 294, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Res. No. 169, Missionsbericht, Taku-Rhede, 10.8.1900. 427 KA, MS/OK 1900-V-22/3, Nr. 1 678, S.M.S. „Kaiserin und Königin Maria Theresia“, Vorfallenheitsbericht vom 5. bis 13.7., Colombo, 13.7.1900. - Zur Überfahrt von Aden nach Colombo vgl. auch Trapp (1936), 11. 136