Sonderband 4. Das Institutionserbe der Monarchie. Das Fortleben der gemeinsamen Vergangenheit in den Archiven (1998)

Felix Tobier: Das Burgenländische Landesarchiv und seine Beziehungen zu den ungarischen Archiven seit 1921

Felix Tobler ferner sollten ungarische Wissenschafter dafür gewonnen werden, einzelne für die Geschichte des burgenländisch-westungarischen Raumes relevante Arbeiten in den einschlägigen Fachpublikationen des Landes (Burgenländische Heimatblätter, Burgenländische Forschungen u.a.) zu veröffentlichen. Schließlich sollten auch die Möglichkeiten einer Mikroverfilmung der für die Landesgeschichte bedeutenden Archivalien erörtert werden. Im Rahmen ihrer Reise besuchten die beiden Beamten die Komitatsarchive (da­mals trugen sie die offizielle Bezeichnung „Staatliche Archive/âllami levéltârak“) in Sopron/Ödenburg, Györ/Raab mit dem Filialarchiv in Magyarövär/Ungarisch Altenburg und Szombathely/Steinamanger sowie die Diözesanarchive (Püspöki levéltârak) in Györ/Raab und Szombathely/Steinamanger und erörterten mit den ungarischen Archivarskollegen die Möglichkeiten einer Zusammenarbeit im Be­reich der bereits genannten Punkte8. Mit dem Besuch dieser Archive wurde nicht nur die Zusammenarbeit zwischen dem Landesarchiv und den angeführten Archi­ven grundgelegt, sondern auch der Anfang für ein gutnachbarliches Verhältnis zu den Archivbediensteten in Ungarn gesetzt. Aus diesen Anfängen entwickelten sich im Laufe der Jahre in vielen Fällen persönliche freundschaftliche Beziehungen, welche zum Abbau von Spannungen, die sich aufgrund der verschiedenartigen Ge­sellschaftssysteme der beiden Staaten manchmal ergaben, nicht unwesentlich bei­trugen. Inzwischen hatte der damalige Leiter des Landesarchivs, Hofrat Prof. Josef Karl Homma, die Gelegenheit des österreichischen Archiv- und Historikertages 1956 genutzt, um mit dem bei dieser Tagung anwesenden Leiter der Zentralstelle für das ungarische Archivwesen (LOK), Dr. Ivan Borsa, die Grundzüge des wissen­schaftlichen Publikationenaustausches und eines Mikrofilmaustausches zu bespre­chen. In einem an die Ungarische Gesandtschaft in Wien gerichteten Schreiben vom 12. September 1956 regte das Landesarchiv auch auf offiziellem Wege die Realisierung der angeführten Punkte an, und bereits am 9. Oktober 1956 fand im Haus-, Hof- und Staatsarchiv in Wien zwischen Generaldirekor Dr. Borsa und Landesoberarchivar Dr. August Ernst eine Besprechung statt, bei der die Details der praktischen Durchführung für den Publikationen- und Mikrofilmaustausch er­örtert wurden9. Durch die bekannten tragischen Ereignisse in Ungarn im Spätherbst des Jahres 1956 wurden die Kontakte zwischen dem Burgenländischen Landesarchiv einer­seits und den ungarischen Zentralstellen (Zentralstelle für das ungarische Archiv­wesen, Ungarisches Staatsarchiv) bzw. den früher genannten Komitatsarchiven nur kurz unterbrochen und konnten bereits zu Beginn des Jahres 1957 wieder auf­genommen werden. Inzwischen war auch der Publikationenaustausch bereits in Fluß gekommen. So erhielt das Landesarchiv vom Diözesanarchiv in Szomba­thely/Steinamanger eine Sendung von Diözesanschematismen, die am Landesar­chiv fehlten und übersandte dafür als Äquivalent diverse Jahrgänge der Burgenlän­dischen Heimatblätter. Auch mit den Komitatsarchiven, mit denen im Sommer 8 Burgenländisches Landesarchiv, 12. Jahresbericht (1956), Eisenstadt 1957, S. 13 t. 9 Burgenländisches Landesarchiv, Landesregierungsarchiv , ZI. XII/2-63-1964. 83

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