Sonderband 4. Das Institutionserbe der Monarchie. Das Fortleben der gemeinsamen Vergangenheit in den Archiven (1998)

Felix Tobier: Das Burgenländische Landesarchiv und seine Beziehungen zu den ungarischen Archiven seit 1921

Das Burgenländischc Landesarchiv und seine Beziehungen zu den ungarischen Archiven seit 1921 1956 die Kontakte aufgenommen worden waren, wurde noch 1957 der Publikatio­nenaustausch aufgenommen. Bezüglich der Veröffentlichung von Arbeiten ungari­scher Archivare und Historiker in den Publikationen des Landes stellten sich eben­falls bald erfreuliche Erfolge der Zusammenarbeit ein. So konnte bereits 1958 die Edition einer für den südburgenländischen Raum wichtigen kanonischen Visitation im Rahmen der Burgenländischen Forschungen erscheinen10 11. Auch in den Burgen­ländischen Heimatblättern erschienen in den folgenden Jahren mehrere Abhand­lungen und Beiträge aus der Feder ungarischer Historiker. Die Kontakte mit der Zentralstelle für das ungarische Archivwesen und dem Un­garischen Staatsarchiv einerseits bzw. den Komitatsarchiven anderseits wurden in den folgenden Jahren aufrechterhalten und weiter ausgebaut. In den Jahren 1958 und 1959 unternahmen Dr. Ernst, der in der Zwischenzeit die Leitung des Landes­archivs übernommen hatte, und Frau Dr. Irmtraud Lindeck-Pozza in den Sommer­monaten Forschungsreisen nach Budapest, um am Ungarischen Staatsarchiv Arbei­ten für den in Vorbereitung stehenden zweiten Band des Burgenländischen Urkun­denbuches (Transkription einzelner noch unedierter Stücke, Siegelbeschreibungen u. a.) durchzuführen, ferner auch, um die Zusammenarbeit mit dem ungarischen Archivwesen auszubauen bzw. zu vertiefen. So gelang es unter anderem für den in Bearbeitung stehenden zweiten Band der Allgemeinen Landestopographie, der den Verwaltungsbezirk Eisenstadt mit den Freistädten Eisenstadt und Rust behan­delte, zur Bearbeitung des wirtschaftsgeschichtlichen Teiles Dr. Istvän Bakäcs vom Ungarischen Staatsarchiv zu gewinnen11. 1959 konnten die Verhandlungen bezüglich des Mikrofilmaustausches mit dem Leiter der Zentralstelle für das ungarische Archivesen (LOK), Dr. Antal Szedö, ab­geschlossen werden, wobei ein Tauschverhältnis von 1:1 vereinbart wurde. Insge­samt wurden seit 1959 im Rahmen des Mikrofilmaustausches mit Ungarn etwa 550.000 Aufnahmen ausgetauscht. Im Folgenden sei es mir nun gestattet, die grenzüberschreitende Zusammen­arbeit des Burgenländischen Landesarchivs mit den Archiven in Ungarn am Bei­spiel des Batthyänyschen Familien- und Herrschaftsarchivs Kittsee darzustellen. Da es sich beim genannten Archiv um ein Archiv mit einer reichen grenzüber­schreitenden Überlieferung handelt, dessen Bestände sich auf Herrschaften und Güter in heute sechs Staaten, nämlich Österreich, Ungarn, Slowakei, Kroatien, Restjugoslawien und Rumänien beziehen, erwies sich eine Zusammenarbeit mit Archivarskollegen, in deren räumlichen Wirkungs- bzw. Zuständigkeitsbereich sich die betreffenden Herrschaften und Güter heute befinden, als sinnvoll. Nach­dem zunächst in den Jahren 1974-1980 rumänische Kollegen das Schriftgut der auf heute rumänischem Staatsgebiet liegenden Herrschaften und Güter in Zusam­menarbeit mit Archivaren des Landesarchivs geordnet und inventarisiert hatten, konnten nach Kontaktnahme mit dem ungarischen Archivdelegierten am Haus-, 10 Häzi, Jenö: Die kanonische Visitation des Stefan Kazö, Archidiakon von Eisenburg/Vasvär im Burgenland Teil des Komitates Eisenburg in den Jahren 1697-1699. (= Burgenländische Forschungen Heft 37), Eisenstadt 1958. 11 Allgemeine Landestopographie des Burgenlandes, Bd. II/l, S. 187-210. 84

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