Sonderband 4. Das Institutionserbe der Monarchie. Das Fortleben der gemeinsamen Vergangenheit in den Archiven (1998)

Felix Tobier: Das Burgenländische Landesarchiv und seine Beziehungen zu den ungarischen Archiven seit 1921

Felix Tobler Hof- und Staatsarchiv und der Archivsektion des ungarischen Kulturministeriums auch ungarische Kollegen zur Ordnung und Inventarisierung der heute in Ungarn gelegenen Herrschaften und Güter gewonnen werden. In den Jahren 1983 und 1984 arbeiteten jeweils zwei und seit dem Jahre 1985 jeweils vier ungarische Kolle­gen einen Monat lang mit Stipendien der Burgenländischen Landesregierung an der Ordnung und Inventarisierung der im Komitat Heves liegenden Herrschaften bzw. Güter Horth, Adäcs und Visznek und an der Rekonstruktion des Schriftgutes diverser batthyanyscher Zentralinstitutionen (Zentralkanzlei, Zentralkassa u.a.)12. Auch bei der Ordnung anderer Archivbestände des Landes, bei denen eine Zu­sammenarbeit mit ungarischen Kollegen sinnvoll erschien, wurde eine solche ange­strebt. So konnte beispielsweise das im Zuge der Kampfhandlungen des Zweiten Weltkrieges und während der unmittelbaren Nachkriegszeit in Unordnung gera­tene Familienarchiv Erdödy im Schloß Eberau in den Jahren 1977-1981 von den Kollegen Dr. Harald Prickler und Stefan Behofsits unter Mitarbeit von Frau Dr. Maria Kiss vom Komitatsarchiv in Szombathely/Steinamanger größtenteils neu geordnet werden. Diese Ordnungsarbeiten sind nun im wesentlichen abge­schlossen. Ebenso wurde vor einigen Jahren von Kollegen des Komitatsarchivs in Steinamanger mit der Ordnung und Inventarisierung der im Landesarchiv befindli­chen Gemeindearchive des südlichen Burgenlandes begonnen. Insgesamt hat sich die bisherige Zusammenarbeit bei Ordnungsarbeiten an Archivbeständen mit grenzüberschreitenden Pertinenzen zum Vorteil und Nutzen beider Partner bewährt und soll daher auch in Zukunft fortgesetzt werden13. Auch mit dem Komitatsarchiv in Sopron konnte in den letzten Jahren, vor allem seit der Übernahme der Leitung des dortigen Archivs durch Dr. Éva Turbuly die Zusam­menarbeit verbessert und ausgebaut werden. Es sei in diesem Zusammenhang bloß auf die Herausgabe der wichtigen Chronik des Marx Faut und Melchior Klein (1526-1616) verwiesen, die unter der Bearbeitung von Kovacs Jözsef Läszlö als ge­meinsame Publikation des Ödenburger Archivs und des Landesarchivs in Eisen­stadt 1995 erschienen ist14. Resümierend kann ich der Hoffnung Ausdruck verleihen, daß die fruchtbrin­gende Zusammenarbeit zwischen dem Burgenländischen Landesarchiv und den un­garischen Archiven auch in den kommenden Jahren und Jahrzehnten weitergeführt werde, zum Nutzen beider Partner und der Geschichtswissenschaft insgesamt. 12 Tobler, Felix: Grenzüberschreitende Überlieferung am Beispiel des Batthyänyschen Familien- und Herrschaftsarchivs Kittsee. In: Scrinium Heft 49 (1996), S. 481 ff. 13 Kiss, Maria: Das Erdödy-Familienarchiv in Eberau. Gedanken beim Ordnen eines Archivs. In: Bei­träge zur Landeskunde des burgenländisch-westungarischen Raumes. (= Burgenländische Forschun­gen Sonderband XIII ), Eisenstadt 1994, S. 205-212. 14 Läszlö, Kovacs. Jözsef: Die Chronik des Marx Faut und Melchior Klein / Faut Mark és Klein Me- nyhért kronikäja (1526-1616). (= Sopron vâros tôrténeti forräsai/Quellen zur Geschichte der Stadt Ödenburg C sorozat, 1. kötet - Reihe C Band 1. Sorozatszerkesztö/Herausgegeben von G. Szende Katalin in Verbindung mit Burgenländische Forschungen Sonderband XVII, herausgegeben von Johann Seedoch) 85

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