Sonderband 4. Das Institutionserbe der Monarchie. Das Fortleben der gemeinsamen Vergangenheit in den Archiven (1998)
Pál Pritz: Geschichte des ungarischen auswärtigen Dienstes 1918-1945
Geschichte des ungarischen auswärtigen Dienstes 1918-1945 gewordene Verwertung am Außenmarkt, forderte noch mehr als bisher eine mit vermehrter Aufmerksamkeit geschehende Verfolgung der Wirtschaftsfragen, die Verfügungsstellung der erworbenen Informationen an die ungarischen Wirtschaftsfaktoren. Die Analyse der internen Anweisungen solcher Art bezeugt, daß das Ministerium seine Aufgabe nicht engherzig interpretierte, sich bei weitem nicht nur mit den Angelegenheiten von ausdrücklich außenpolitischer Natur befaßte. Die internen Verordnungen des Ministeriums werfen aber gleichzeitig ein Licht auf die Laxheiten - diese bezogen sich am meisten auf die Nichteinhaltung der übrigens überhaupt nicht langen Arbeitszeit -, auch auf die Mängel. Da das Ziel der einzelnen internen Anweisungen nicht die Bestätigung der guten Arbeit, sondern die Korrektion der Mängel war, konnte die allgemeine Lage höchstwahrscheinlich wesentlich besser gewesen sein, als das sich aus solchen Runderlassen entfaltende negative Bild. Auf alle Fälle kann es annehmbar begründeterweise festgestellt werden, daß wenn irgend etwas immer und immer von neuem zur Sprache gebracht werden mußte - zum Beispiel, daß die Berichte nicht in genügender Anzahl der Exemplare verfertigt werden, die Berichte über verschiedene Themen nicht voneinander getrennt behandelt werden - dies dann eine allgemeine Geltung hatte, als wie aus den vermerkten Einzelfällen oft die Berechtigtkeit der Folgerungen von weiterer Geltung offensichtlich wird. Im Februar 1933 wird zum Beispiel bekanntgegeben, daß die Abteilungen des Ministeriums, sowie die Außenvertretungen das Amtsblatt Külügyi Közlöny12 - im Falle es abhanden gekommen ist - nicht abermalig erhalten werden. Vom Anfang der dreißiger Jahre an begann im auswärtigen Dienst ein Generationswechsel. Nacheinander kamen jene Leute, die ihren staatlichen Dienst noch vor dem ersten Weltkrieg begonnen hatten, in den Ruhestand. Der Fachkurs für den auswärtigen Dienst - der noch vor den zwanziger Jahren zur Ausbildung des Nachwuchses ins Leben gerufen worden war - konnte nun, abweichend von der zweiten Hälfte der zwanziger Jahre, in der die Aufnahme von Hörern zwangsweise eingestellt werden mußte (da zur Anstellung der Absolventen wegen der stiefmütterlichen Statusverhältnisse keinerlei Möglichkeiten geboten waren), von neuem Hörer aufnehmen. Bereits im Haushaltsjahr 1932/33 konnten fünf Praktikantenstellen ins Leben gerufen werden, deren Zahl sich dann in der zweiten Hälfte der dreißiger Jahre in 13 konsolidierte. Mit dem Abflauen der Wirtschaftskrise, nachher auf Einwirkung der in 1938- 1941 vorgenommenen Gebietserweiterungen, konnte der Personalbestand des öffentlichen Beamtenkorps um mehr als 30 % erhöht werden. Die Zunahme des Personalstandes des Auswärtigen Dienstes konnte mit dieser Entwicklung bei weitem nicht Schritt halten: eine langsame, zwar immer kräftiger werdende Entwicklung kann registriert werden. Zwischen 1936 und 1941 war die Zunahme rund 11%, was nur dazu genügend war, um 1941 das Niveau zu erreichen, das vor nahezu zwei Jahrzehnten, 1921/22, bestanden hatte13. 12 13 8 Külügyi Közlöny (Mitteilungsblatt für auswärtige Angelegenheiten). Amtsblatt des Außenministeriums, ab 1927 publiziert. Pritz 1995, 79-81.