Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)
† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer
Peter Gasser Die Republik Venedig scheute zunächst, wiederum aus außenpolitischen Erwägungen, vor einschneidenden Maßnahmen gegen die Zengger Seeräuber zurück. Seit sie nach Lepanto die antitürkische Liga verlassen und in der Folge mit der Pforte einen günstigen Handelstraktat geschlossen hatten, war ihr Prestige bei den übrigen Mächten, Frankreich ausgenommen, gesunken. Vor allem fand der Papst, der über die Uskokken als christliche Kämpfer schützend seine Hand hielt, die venezianische Haltung verwerflich. So bemühte sich Venedig, allerdings zunächst erfolglos, in direktem Verhandlungswege mit Graz, die Sicherung seiner Schiffahrt vor den Piraten durchzusetzen. Bald mußte Ferdinand erkennen, daß von der kaiserlichen Regierung in Prag keine Unterstützung zu erhoffen war, da letztere unter allen Umständen einen möglicherweise nicht lokalisierbaren Konflikt mit der Serenissima vermeiden wollte. Dem von Prag ausgehenden Druck nachgehend, verpflichteten sich Ferdinand und Eggenberg gegenüber Venedig zum Einschreiten gegen die Uskokken. Praktisch geschah jedoch von dieser Seite so gut wie nichts. Die Seeräuberei nahm im Gegenteil zu und führte, wobei das eingangs schon erwähnte Salzproblem auch zur Verschärfung der Spannung beitrug, zur Verhängung einer venzianischen Handelsblockade über Triest und Fiume. Der Kriegsausbruch stand unmittelbar bevor, als ein ultimatives Vorgehen des Kaisers beide Parteien ein letztes Mal noch 1613 an den Verhandlungstisch führte. Als Konferenzergebnis gelangten die venezianischen Forderungen formell zum Durchbruch. Graz verpflichtete sich, die unruhigen Seefahrer 50 km von der Küste weg im Inneren des Landes anzusiedeln. Zwei Jahre später, als die von Innerösterreich eingegangenen Verpflichtungen in keiner Weise noch erfüllt waren, führte ein schwerer Zwischenfall zur See die bewaffnete Auseinandersetzung doch herbei. Als abschreckendes Exempel, ließen die Venezianer 1615 die Mannschaft eines aufgebrachten Uskokkenfahrzeuges hinrichten. Der Gegenschlag blieb nicht aus. Die Zengger Korsaren kaperten ein Regierungsschiff der Serenissima und ermordeten einen an Bord befindlichen Proveditore. Eine Verständigung zwischen Erzherzog Ferdinand und Venedig war jetzt nicht mehr möglich. Adria und Grenzfrage sollten nun durch das Schwert ihre Lösung finden. Von ihrem südlich von Udine gelegenen Stützpunkte Palmanova brachten die Venezianer mit überlegenen Kräften über den Isonzo in das österreichische Friaul ein. Lediglich auf die beiden Festungen Gradisca und Görz gestützt, wandten Ferdinands Truppen eine erfolgreiche Defensive an. In Istrien war den Venezianern auch kein durchschlagender Erfolg beschieden. Wieder war es die kaiserliche Regierung, die auf den Erzherzog Druck ausübte und ihn zur Beendigung des Krieges nötigte. Venedig im Westen durch die Truppen des spanischen Vizekönige der Lombardei bedroht, war zu einem Frieden, der die 1613 mit Innerösterreich getroffenen Abmachungen bestätigte, bereit. Der 1617 zu Madrid Unterzeichnete Traktat brachte Ferdinand, ungeachtet seiner militärischen Erfolge, keine Vorteile. Grenz- und Adriafrage fanden keine Regelung. Das Adriamonopol blieb der Serenissima, die die These ihres „Dominium culfi“ erfolgreich durchgesetzt hatte. Daß sie ihrerseits das Habsburgische Seerecht aner26