Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)
† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer
Karl VI., Triest und die Venezianer Der Landesherr ordnete die Anlegung von Salzgärten (Salinen) in Triest an, wodurch unter Ausschaltung der venezianischen Importe sowohl eine Senkung des Salzpreises als auch die Belieferung der Nachbarplätze mit einer Belebung der innerösterreichischen Küstenschiffahrt angestrebt wurde. Die venezianische Reaktion war heftig. Im selben Jahr noch wurde der erste Salztransport, der sich aus dem Triestiner Hafen gewagt hatte, von capodistrianischen Wachtgaleeren aufgebracht, seine Mannschaft gefangen nach Venedig geschafft und die Blockade über Triest verhängt4. Entsprachen diese Maßnahmen im Grunde genommen auch den Intentionen der Herren von San Marco, so dürften sie in der Tat durch das eigenmächtige Vorgehen des capodistrianischen Geschwaderkommandanten ausgelöst worden sein. Capodistria, nur durch ein Vorgebirge von Triest getrennt, als istrianisches Hauptbollwerk der Serenissima zum Bewachen des habsburgischen Hafens bestimmt, hatte diese ihm übertragene Aufgabe im Laufe der Jahrhunderte zu vollsten Zufriedenheit der venezianischen Zentralregierung gelöst. Der verwegene Charakter seiner Aristokratie trat im 16. und 17. Jahrhundert oft profilierter zutage, als es bei den Standesgenossen am Canal Grande der Fall war. Aus dieser Salzkrise wäre, falls Venedig dem Übereifer des Podestä und Flottenkommandanten von Capodistria nicht Einhalt geboten hätte, eine bewaffnete Auseinandersetzung mit Erzherzog Ferdinand entstanden. Diese brach dann wenige Jahre später aus, als die Uskokken den im Verlauf der Jahrhunderte aufgespeicherten Konfliktstoff zur Entzündung brachten. Die Uskokken hatten mit dem ersten Vordringen der Türken nach der südlichen Adria ihre ursprünglichen Wohnsitze aufgegeben und sich an dem von Fiume bis Zengg reichenden Küstenstreifen niedergelassen. Mit Begeisterung fochten sie im Abwehrkampf gegen ihren Todfeind auf seiten der österreichischen Herrschaft. Dieser waren die wagemutigen, mit ihren kleinen wendigen Fahrzeugen den Osmanen oft erheblichen Schaden zufiigenden Scharen als Grenzschutz willkommen. Gelegentlich machten die uskokkischen Unternehmungen aber auch vor den Schiffen der mit Habsburg gegen die Pforte verbündeten Serenissima nicht Halt. In diesem Zusammenhang hatte der venezianische Senat bereits 1548 bei Karl V. und 1555 bei König Ferdinand Beschwerde geführt. Es lag jedoch nicht im Interesse der innerösterreichischen Regierung, den Tatendrang der Piraten zu unterbinden. Vielmehr erblickten Erzherzog Ferdinand und sein Minister Johann Ulrich von Eggenberg in den Uskokken die ersten Vorkämpfer einer österreichischen Seegeltung. gehörig und Wir gnedigst vernehmen wie das Möhr Salz in Unsere Länden und Stette, da es braucht wirt kheine gewüße Tax oder Preis hat, sondern nach Schätzung derer, je länger, je mehr erhöhet, und dardurch der gemeine Mann hoch beschwärt wirt, haben Wir auss gnedigist vätterlich fursorge nach wohlerwogenen zeitig gehaltner berathschlagung zur Verhüttung mehrer Unordnung Unß gnedigist entschloßen an unter- schidliche Orte Salzkämer anzustellen und eine gemeinsame Salzordnung ... zu statuiren .. 4 HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 6, fol. 202r „... ain Barca mit Salz durch die venezianischen genomben, die Schifleuth gefangen, und auf die Galeren condemiret 25