Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)

† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer

Peter Gasser Steilküste mit den vorgelagerten größeren und kleineren Inseln eine geradezu ideale Möglichkeit für solche Vorhaben gewährte. Über die Contrebande beschwerten sich nicht die Österreicher allein, auch die venezianischen Stadtkommandanten von Lussin (Losinj) und Cherso (Cres) führten im selben Sinne Klage. Um die Wende vom 16. zum 17. Jahrhundert hatte, ohne Zutun der innerösterrei­chischen Stellen, der unweit Fiume gelegene kleine Hafenplatz Buccari (Baker) einen bescheidenen Aufschwung genommen. Eine am 5. April 1608 abgefaßte und nach Graz weitergeleitete Beschwerdeschrift des Fiumaner Magistrats über mautwidrige Manipulationen des aus Po di Goro ge­bürtigen venezianischen Kaufmanns Pietro Anzoli führte u. a. an, daß noch wenige Jahre vor diesem Zeitpunkt kein Handelsmann Buccari je aufgesucht hätte, da weder ein richtiger Hafen noch die Möglichkeit der Warenein- und -ausladung dort bestan­den habe2. Die Lage hätte sich, wie die Beschwerdeschrift feststellte, erst zu dem Zeitpunkt geändert, als die Grafen von Serin, zu deren Herrschaft Buccari gehörte, den Hafen an Anzoli verpachteten; Pietro Anzoli betrieb nun ungestört und ohne an Fiume Mautgebühren zu entrichten, von diesem innerösterreichischen Hafen aus einen schwunghaften Export- und Importhandel mit Salz, Getreide, Holz und Eisen­waren. Für die im innerösterreichischen Küstenlande herrschenden Verhältnisse war die­ser sicher belanglose Fall bezeichnend. War es doch möglich, daß ein venezianischer Untertan, die Machtlosigkeit der österreichischen Zoll- und Seebehörden ausnüt­zend, von einem innerösterreichischen Hafen aus eklatante Contrebande betreiben durfte, und eben dieser Seeplatz Buccari seine bescheidene Prosperität einem, die österreichische Gesetzgebung verletzenden Venezianer zu verdanken hatte. In der nördlichen Adria führte Venedig das Salzmonopol, d. h. die Einfuhr des aus den Salinen von Barletta in Süditalien gewonnen Naturproduktes, nahezu lückenlos durch. Die Serenissima betrieb zwar zur jener Zeit in eigener Regie noch keine Salz­produktion. Wohl unterhielt sie aber eigens dafür eine Flotte, die das vornehmlich aus Süditalien gewonnene Salz nach Venedig brachte, von wo es dann u. a. auch nach Innerösterreich geschafft wurde. Der Handel mit Meersalz war im Herzogtum Steiermark bis zum Jahre 1609 frei und unterlag somit keiner behördlichen Ein­schränkung. In der Absicht seine Untertanen vor willkürlich festgelegten Preisen zu schützen, führte Erzherzog Ferdinand am 12. Februar 1609 die sogenannte Salzordnung ein. Salzgewinnung und Verkauf erhielten gleichsam regalähnlichen Charakter. Eigens eingesetzte Salzkämmerer hatten für die einheitliche Preisüberprüfung zu sorgen3. 2 Haus-, Hof- und Staatsarchiv [HHStA] Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 5, fol. 48' „... il porto di Buccari avanti tre o quattro anni non era frequentato da mercanti ... non era porto reale mercanti­le nel quale fosse scalo, o sbarco di robe e mercanzie di sort’alcuna ... che da pocchi anni in qua il conte di Serino affitato il Porto a un mercante veneziano chiamato Pietro Anzoli di Goro sul Po, porto diverse sorti di trafichi di formenti, sale, ferro e legnami ...“ 3 HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 6, fol. 175” „... wann dann under anderen Gewerb und Commerzien der Salzhandel nit das geringste ist, so zu erhaltung deß menschlichen Lebens 24

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