Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)
Ronald E. Coons - Carey Goodman: An Audacious Proposal. A Memorandum Attributed to Finance Minister Karl Ludwig Freiherr von Bruck
Ronald E. Coons Carey Goodman seyn, und der Zweck dieser Blätter ist eben die Ermittlung des Weges, auf welchem diese Lösung herbeigeführt zu werden vermöchte. Gegebener Ausgangspunkt der vorhabenden Erörterung, ist: die von der Regierung veröffentliche [sic!] Darstellung der Staats-Einnahmen und Ausgaben in dem Verwaltungsjahre 185451, und der Beschluß Seiner Majestät des Kaisers ungeachtet die Herbeiführung des Friedens im Oriente, nicht erlangt zu werden vermochte, dennoch der Monarchie den Frieden zu bewahren52. Dieser letztere Beschluß hat bereits eine bedeutende Beschränkung der Ausgaben des Armee-Budgets, möglich gemacht, und man muß hoffen, daß die Stellung Oesterreichs zu den fremden Mächten, bald die Möglichkeit der gänzlichen Abstellung der außerordentlichen militairischen Maßregeln, welche durch die orientalische Verwicklung veranlaßt wurden, herbeiführen werde. Die vor dem Ausbruche dieser Verwicklung bestandene Ziffer der Armee-Ausgaben, war 112 144 000 fl und bei diesem Stande des Armee-Budgets, hatte sich bereits das Be- dürfniß einer Reduction der Armee herausgestellt. Wenn daher einerseits, ein Zurückgehen auf diesen Stand, nicht verhindern würde daß, auf dem finanziellen Felde die Reductionsfrage sich aufs Neue darstelle, und zwar um so mehr als die finanzielle Lage der Monarchie sich seither verschlimmert hat, so läßt anderseits eben so wenig verkennen, daß, wenn selbst die Verhältniße der allgemeinen Politik es bereits gestatteten, eine so weit gehende Reduction der auf einen so hohen Stand gebrachten Armee, jedenfalls nur allmählig durchgeführt zu werden vermöchte. Unter den gegebenen Ver- hältnißen wird daher eine Zurückfiihrung der Armee-Ausgaben auf die Ziffer der ordentlichen Ausgaben von 117 000 000 fl, als das Maximum welches vor der Hand im günstigsten Falle, angestreben [sic!] werden könnte, anzusehen seyn. Das Staats-Budget des Jahres 1854, stellt einen Gesammt-Abgang von 140 Millionen, dar53. - Es liegt kein Grund vor für das Jahr 1855 eine wesentliche Vermehrung der Staats-Einnahmen, anzunehmen, es sollen aber in Folge der angeordneten Beschränkungen der Armee-Ausgaben, die Monate September und October, eine Ausgaben-Verminderung von 10 Millionen Gulden darstellen, wogegen jedoch das Erfordemiß der The publication to which Bruck refers appeared as a supplement to the 10 June 1855 issue of the Wiener Zeitung (N° 137). Although it has not been possible to locate a copy of the supplement - it is not included in the microfilm run of the newspaper available in the United States through the Center for Research Libraries in Chicago, Illinois - an extensive summary appears in the issue of 10 June. The practice of publishing in the Wiener Zeitung official information on the state’s income and its expenses at four-month intervals began in 1848 at the instigation of then Finance Minister Karl Friedrich Freiherr Kübeck von Kübau (see his Vortrag of 20 March 1848, FA Wien, 2762/PP ex 1848); following the emperor’s approval of a Vortrag of Finance Minister Baumgartner of 7 March 1852 (FA Wien, 6641/GP ex 1852), these reports appeared in intervals of six rather than four months. The editors thank DDr. Gottfried Mraz, director of the Finanz- und Hofkammerarchiv, for supplying information on this matter. On 12 June 1855, following a discussion in the Minister Conference on the preceding day, Franz Joseph placed the army in Galicia on a peace-time footing and ordered a reduction of troops stationed on the monarchy’s eastern borders; see ÖMR Abt. 3, Bd. 4, p. 84. Following these reductions Anton Graf Prokesch von Osten observed in a letter to his wife: „Es ist keine Aussicht mehr auf einen Krieg mit Rußland“; cited in U n c k e I : Österreich und der Krimkrieg, p. 226. Subsequently, during maneuvers in Galicia, Franz Joseph ordered further troop reductions and undertook additional economy measures; Wiener Zeitung 28 June 1855 (N° 152), p. 1743. As Harm-Hinrich Brandt explains in a letter to the editors of 2 March 1995, the discrepancies between the budget figures cited in the memorandum and those which appear in his own study of the finances of neoabsolutism - for example, Der österreichische Neoabsolutismus, p. 1102 gives a deficit for 1854 of 162 480 000 fl. - arise from the fact that whereas his figures are based on the so-called „Generalrechnungsabschluß“, which appeared many months after the end of the fiscal year, the author of the memorandum relied on the so-called „Kassenabschluß“, which was prepared shortly after the year had concluded. The editors express their deep appreciation to Prof. Dr. Brandt for clarification on this matter. 166