Sonderband 3. „wir aber aus unsern vorhero sehr erschöpfften camergeföllen nicht hernemben khönnen…” – Beiträge zur österreichischen Wirtschafts- und Finanzgeschichte vom 17. bis zum 20. Jahrhundert (1997)
† Peter Gasser: Karl VI., Triest und die Venezianer
Peter Gasser An manchem, was Stadt und Hafen betraf, fanden Grenna und Widmann einiges auszusetzen. So hielt der Triestiner die Anlegung eines Holzstapelplatzes außerhalb der Stadt schon deshalb für vordringlich, weil der nach Triest ankommende Fremde keinen günstigen Eindruck von einem Ort gewinnen könne, dessen Hafengelände und Straßen durch das aufgetürmte Holz nahezu unpassierbar wären191. Ungeachtet aller in den Stadtstatuten diesbezüglich angedrohten Sanktionen stand es auch mit der Sauberkeit in Triest nicht zum besten192. So müßte das im Stadtzentrum gelegene Schlachthaus schon wegen der üblen Ausdünstungen verlegt werden und den Fleischhauern dürfte, wie es in gut verwalteten Städten üblich sei, nicht erlaubt sein, Fleisch über die laufend benötigte Menge hinaus zu beziehen193. Auch für die Heu- und Stroheinführ forderte Grenna strengere Kontrollen, wo doch die Stadt überwiegend aus Holzhäusern bestehe und stets die Gefahr von Großbränden gegeben sei194. Auch Widmann fand die Magazine schlecht gelüftet und gegen Brände unzureichend gesichert. So waren die in Triest vorhandenen Lagerhäuser im Hinblick auf den zu erwartenden künftigen Warenverkehr unzureichend. Er schlug daher die Errichtung eines weiteren Magazins für die auf dem Seeweg einlangenden Güter vor, das auf dem Platze des ungünstig gelegenen Arsenals errichtet und gegen Brände durch Bewachungsmannschaften geschützt werden sollte. Für die aus dem Landesinneren ankommenden Waren forderte Grenna ebenfalls ein Lagerhaus, das am vorteilhaftesten am Hauptplatze selbst zu bauen wäre. Dort wäre notfalls auch die Vergrößemng der Lagerkapazität durch Ankauf der benachbarten Häuser möglich. Die diesbezüglichen Kosten veranschlagte der Triestiner mit 20 000 Gulden. Die Triester Stadtstatuten sahen dreimal im Jahre die Wahl von sechs Sensalen vor. Nicht an der an einem Handelsplatz unerläßlich notwendigen Tätigkeit der Makler, sondern an den Auswahlkriterien in Triest übte Grenna lebhafte Kritik. Den Triestiner Sensalen fehle jedwede kommerzielle Erfahrung, die sie im Laufe ihrer nur auf drei Monate befristeten Funktion auch niemals gewinnen können. Er hielt daher den Einsatz von zumindest 18 Maklern für dringend geboten, die durch den von ihm vorgeschlagenen Magistrato di Commercio ausgewählt werden sollten. Nach einer elementaren Ausbildung in allgemeiner Warenkunde sollte sich der einzelne Sensal auf ein Spezialgebiet verlegen. Für ihre unbefristete, dem künftigen Magistrato di Commercio gegenüber allein verantwortliche Tätigkeit wäre diesen HHStA Wien, Österreichische Akten, Triest-Istrien, Fasz. 9, fol. 80' „Restono storditi li Mercanti, e Naviganti arrivando in Trieste, lor che vedono occupati li Porti Interiore ed Esteriore con quantité di Leg- ni ...“. Ebenda, fol. 114' „Non ostanti le providenze prescritte dai Statuti della Città di Trieste contro quelli, che buttano acqua, ed immonizie, e che tengono letame, ed altre sordidezze nei luoghi proibiti, 6 sia per la parvita delle pene imposte, ô per comune trascuratezze, si vede oggi negletta quella publizia, che per altro è necessaria all’incaminamento d’una Piazza principale di Commercio ...“. Ebenda, fol. 116" „Similmente li Macellari dovevanno aver le Stalle per li Bovi iùor di Città ed il Macello istesso, per iscansare li pessimi odori ed influenze maligne, e solo li sarà permesso di trasportarvi le Cami, e venderle nè soliti Banchi secondo il costume d’ogni pulita, e ben govemata Città.“ Ebenda, fol. 116' „... Dall’esser la Città di Trieste fabricata quasi tutta con Legni si deve invigilare contro il pericolo d’incendio, ed appunto per questo si commandera, ehe ni uno possa introduire in Città per uso delà sua Economia ed animali che un carro di fieno, e di paglia per volta ...“. 102