Sonderband 2. International Council on Archives. Dritte Europäische Archivkonferenz, Wien 11. bis 15. Mai 1993. Tagungsprotokolle (1996)

Closing Session / Séance de Clôture - Conclusions and Recommandations / Conclusions et recommandations

Closing Session - Séance de Clôture dem Geiste unserer Konferenz, wenn am Ende nicht das autoritäre Schlußwort, son­dern die offene, weiterführende Diskussion steht. Meinen Ausführungen liegt folgende Gliedemng zugrunde. Zunächst will ich kurz über die politischen Rahmenbedingungen sprechen, die für unsere Erörterungen von Bedeutung waren und zusammenfassend aufzeigen, was hinsichtlich der Archivkooperation in Europa bei unseren Diskussionen als Charakteristika erkenn­bar geworden ist. Zweitens rufe ich Ihnen kurz die inhaltlichen Schwerpunkte der Arbeitssitzung in Erinnerung. In einem dritten Abschnitt versuche ich, einige Ergebnisse unserer Erörterungen herauszuarbeiten; schließen möchte ich mit kurzen programmatischen perspektivi­schen Bemerkungen. 1. Politische Rahmenbedingungen, Gesamtcharakteristik der Tagung Die erste europäische Archivkonferenz 1985 in Budapest und die zweite europäi­sche Archivkonferenz 1989 in Ann Arbor fanden unter ganz anderen politischen Rahmenbedingungen statt als unsere Konferenz hier in Wien. Während dort Infor­mation und eine zum Teil verdeckte, jedenfalls vorsichtige Kommunikation das Konferenzbild beherrschten, ist hier in Wien neben die Information die ganz offene Kommunikation und die Konzentration auf Koordinierungs- und Kooperationsmög­lichkeiten und Projekte getreten. Zu den positiven politischen Rahmenbedingungen darf man das Ende der Ost- West-Teilung der Welt, die Entideologisierung, das Fortschreiten des politischen und mentalen Einigungsprozesses Europas, die wachsende Bedeutung regionaler politischer Zusammenarbeit (Regionalismus) zählen; zu den negativen Rahmenbe­dingungen: die weltweiten wirtschaftlichen Probleme, die speziellen wirtschaftlichen Probleme der postkommunistischen Staaten, die beträchtlichen wirtschaftlichen Unterschiede zwischen unseren Ländern, die neuen Nationalismen, die bis zu krie­gerischen Konflikten in Europa geführt haben, und die Gefahr, daß wir wegen eige­ner Probleme die weltweite Verantwortung insbesondere für die Dritte Welt partiell aus dem Auge verlieren. Vor diesen Rahmenbedingungen würde ich unser Treffen charakterisieren a) durch den allen Seiten erkennbaren Wunsch („volonté générale“), theoretisch formulierte Übereinstimmung in konkrete Maßnahmen umzusetzen; b) durch starke Orientiemng der Diskussionen an der Realität, durch das Zu­rückdrängen allgemeiner Programme zugunsten konkreter Einzelschritte (schlagwortartig will ich das mit „europäischer Archivpragmatismus“ bzw. „Methode der induktiven Vernetzung“ charakterisieren); c) durch die Bedeutung dezentralisierter Aktivitäten und des europäischen Re­gionalismus; 444

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