Jürgen Pohl: Sonderband 1. „Die Profiantirung der Keyserlichen Armaden ahnbelangendt” – Studien zur Versorgung der kaiserlichen Armee 1634/35 (1989)

A Einleitung

terhin ist dabei zu beachten, daß jeder Hof bzw. jede Ortschaft nur ein­mal geplündert werden konnte. Danach war für ein Jahr dort nichts mehr zu holen, wenn nicht gar für länger. Am Anfang dieser Arbeit steht die Erkenntnis, daß es im frühneuzeit­lichen Europa so einfach mit der Versorgung des Heeres nicht gewesen sein kann. Es muß zumindest der Versuch unternommen worden sein, die Soldaten durch eine zentrale Organisation mit Nahrungsmitteln zu versorgen. Die Art und Weise dieser Versorgung soll diese Arbeit er­forschen. Der zeitliche Rahmen, den diese Arbeit abdeckt (Januar 1634 bis Juni 1635), mag auf den ersten Blick als zu eng gesteckt erscheinen. In der Zeit davor lag die Verantwortung für das gesamte Heer in den Händen Wallensteins; in jener Zeit war die Organisation eine ganz andere, so daß es Probleme bei vergleichender Betrachtung gegeben hätte. In der Zeit nach dem Juni 1635 veränderte sich die politisch-militärische Lage wiederum in einem solchem Maße, daß auch hier ein Bruch aufgetreten wäre. Durch den gewählten Zeitrahmen wird ein Zeitraum von mehr als einem Jahr abgedeckt. Dadurch kann diese Untersuchung alle Pro­bleme, die in der Versorgung des Heeres im Laufe eines Jahres auf­traten oder auftreten konnten, mit berücksichtigen. Wie groß die Probleme einer geordneten Versorgung waren, zeigt ein Bericht über einen Feldzug von Moritz von Nassau aus dem Jahre 1602. “Crossing the Maas”, heißt es in einer neueren Darstellung, “Maurice planned to avoid the fortresses on his way, penetrate deep into Brabant, bring the Spanish army to battle and finally swing west into Flanders; the ultimate aim being the liberation of both provinces. For his purpose, a large field army - 5,422 calvary and 18,942 infantry - was concen- trated; he also had thirteen cannon, seven half-cannon and five field pieces, but of his artillery train only twelve half-cannon were to accom- pany the army in the field, the rest being sent by water to meet him. The force was supposed to be self-contained for the first ten days, and was accompanied by 700 wagons carrying fifty lasten flour; another fifty were to go by water. In spite of these not inconsiderable preparations, there could be no question of even trying properly to organize the army’s supplies for the duration of the campaign; all the above-des- cribed measures were only supposed to last the army until it should be possible to harvest the fields on the way and process the grain into bread. As it was, the campaign was launched too early in the season. Crossing the Maas on 20 June, it was immediately found Ihat the corn of Brabant was not ripe for harvesting. The Stores carried along also proved dis- appointing, the army’s English eontingent in particular wasting its al­Wolfgang Polli 12

Next

/
Thumbnails
Contents