Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2017 - Acta Ethnologica Danubiana 18-19. (Dunaszerdahely-Komárno, 2017)
Tanulmányok, közlemények - Voigt Vilmos: Magyar néprajz - magyar nemzetrajz? A kezdetektől az első világháborúig
Die Furcht vor dem Mund des Dorfes ist in verschiedenen Darstellungen und literarischen Beschreibungen des Dorflebens erwähnt - das Mundwerk steht nie still - unter anderen auch diese Form der öffentlichen Kommunikation wurde aber nicht untersucht.2 Es hat sich gewissermaßen von selbst ergeben, dass man sich außer mit den Kalenderfesten und den Übergangsriten in erster Linie auch mit solchen Themen befassen muss, die in den erweiterten Bereich der Sitten, der sich ständig wiederholende Gewohnheiten, der Lebensführung gehören. Das bedeutet nicht nur eine thematische Erweiterung, sondern auch die Einführung der Alltäglichkeit in die Erforschung der Volksbräuche.3 Im Rahmen der Sitten und Festbräuche gibt es zahlreiche zeremonielle Angelegenheit, bei denen laute Worte erwünscht sind. Die Brauchforschung sollte nicht nur die Ergebnisse der soziologischen Sprachforschungen benützen, sondern auch der Ethnographie des Sprechens annähem (Doppermann 2000; Kontra-Pléh 1995; Voigt 1972). Eine systematische Übersicht der Gesprächssituationen im alltäglichen Leben und im Rahmen der Festbräuche kann auch die Interpretation der Bestandteile der bestimmten Handlungen/Bräuche verhelfen.4 Die folkloristischen Forschungen haben sich wenig um solche Texte/ Gespräche bemüht, die die sprachliche Kommunikation nicht unmittelbar verwirklichen, sondern die gesellschaftliche Situation betonen oder umspielen. Die Behauptungen von Dell H. Hymes sind für die folkloristischen Untersuchungen auch heute noch sehr lehrreich. Innerhalb jeder Gruppen bilden sich Situationen heraus, die Sprechsituationen sein müssen, es gibt solche, die es sein können, aber auch solche, die es nicht sein können. Welche Situationen erfordern das Schreiben oder die sekundären Kodes des Singens, Pfeifern oder Trommeins, die nicht sprachlich angewendeten Kodes der Gesten oder des Tones verschiedener Mittel... (Hymes 1974, 107) Insofern man bei dem sprachwissenschaftlichen Fachausdruck bleiben will, so kann man sagen, dass sich bestimmte Ereignisse durch sprachliche Interaktionen verwirklichen. Über die Elemente des Sprechens haben mehrere Sprachwissenschaftler bereits ausführlich geschrieben. Jakobson unterscheidet mehrere Elemente der sprachlichen Mitteilung und mehrere Funktionen der sprachlichen Kommunikation, er entwickelte dadurch im Wesentlichen das Modell Bühlers weiter, das sprachliche, inhaltliche und emotive, bzw. auffordemde Funktionen beinhaltet (Jakobson 1972, 229-276). Im Wesentlichen hat Jakobson eine Einteilung geschaffen, indem er sich auf die Erkenntnisse der Kommunikationstheorie gestützt hat. Auch Hymes hat sich mehrmals mit diesem Problem befasst und letztendlich kann dieser Variante die meiste Aufmerksamkeit geschenkt werden, die folgende Elemente anführt: das Sprachereignis, die Gesprächssituation, die Sprachgemeinschaft, die Rollen der Sprecher in der Gesellschaft und der jeweiligen Situation, die sozialen Regeln und Normen der Gesellschaft, Rituale und Verhaltensroutinen (Hymes 1974, HO).5 Was die Funktionen anbelangt, unterscheidet Hymes 2 Die Erzählforschung (narratology) ist schon seit langer Zeit auch in Ungarn den Literatur- und Sprachwissenschaftler bekannt, und auch sämtliche Gattungen der mündlichen Literatur wurden unter diesem Aspekt analysiert, doch das Sprechen als Kodierung bestimmten Inhalte und Bedeutunge ist noch immer nicht Gegenstand des Forschens. Ich meine hier die Sitten und Bräuche nicht nur als Kommunikations-Situation, sondern als einen Kontext, der die sprachlichen Äußerungen mehrfach bestimmt. Wir könnten hier auch die Ereignisse der Gesprächsanalyse, Diskursanalyse, Ethnométhodologie, Konversationsanalyse erwähnen, aber in der ungarischen Folkloristík sehen wir kein Interesse für solche Problemstellung (Balázsl993; Bergmann 2001). 3 Hier brauche ich wohl nicht extra zu betonen, wie breite Kreise der Gesellschaftswissenschaften, angefangen bei den Geschichtswissenschaften bis zur Archäologie, der Alltag als Forschungsthema und Perspektive beschäftigt. 4 Die Gesprächssituation stimmt mehr oder weniger mit dem Handlungsrahmen überein (Goffinan 1971;Goffman 2005; Goffman 2009). 5 Siehe noch Hymes 1979; Voigt 1972, 229-344. 30