Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2012 - Acta Ethnologica Danubiana 14. (Dunaszerdahely-Komárno, 2012)
Tanulmányok - L. Juhász Ilona: Esküvő és lakodalom a temetőben. Adalékok a zsidó néphithez (Összefoglalás)
anderen heim, und jeden Morgen konnte man hinter den geöffneten Fenstern das laute Wehklagen der Menschen hören, die ihre Angehörigen beweinten. In den Synagogen des jüdischen Stadtteils betete man zu Gott, daß er seinen Zorn abwenden möge. Die Reichen, die sich sonst im Allgemeinen menschlichen Unglück gegenüber fühllos gezeigt hatten, gaben jetzt, aus lauter Angst, den Armen gerne Almosen. Aber weder Gebete noch irgendwelche guten Werke konnten sie Seuche aufhalten, die wie eine Furie in der Stadt tobte. Bis sich plötzlich jemand daran erinnerte, daß man, um der Pest Einhalt zu gebieten, oft auf Kosten des jüdischen Friedhofs eine Hochzeit von Krüppeln gefeiert hatte. An diese Idee klammerten sich, gleichsam wie an den letzten Rettungshalm, auch die Krakauer Juden. Aus der Kasse der jüdischen Gemeinde wurde Geld für eine große Hochzeit bestimmt, und man begann schnell, Vorbereitungen für die Feier zu treffen. Nur ein Problem tauchte plötzlich auf. Während der Vorbereitung der Speisen und der Aufstellung der Chuppa war es niemandem in den Sinn gekommen, festzulegen, welches Paar unter diesem Hochzeitsbaldachin stehen sollte. Man begann daher fieberhaft zu suchen. Und so führten die Männer bald darauf den buckligen und auf einem Auge blinden Feifel aus dem Armenhaus auf den Friedhof. Die Frauen hingegen brachten die hinkende Ryfka herbei, die hemmstreunte, da sie kein Zuhause hatte, und für kärgliche Kost verschiedene Arbeiten verrichtete. So standen also diese beiden an einem Freitagnachmittag unter der Chuppa. Feifel streifte Ryfka einen Blechring über den Finger, zertrat mit dem Fuß das Weinglas, und die Menge der Versammelten schrie aus voller Kehle ,Mazel tow’. Man begann, sich in vollen Zügen zu amüsieren. Bei Tanz und Musik verblaßten die Sorgen, und die Seuche war vollkommen vergessen. Die Hochzeitsgäste bemerkten nicht einmal, daß sich der Himmel über ihnen verfinsterte und die Sonne, die den Sternen und dem Mond Platz gemacht und so den Beginn des Sabbats verkündet hatte, schon lange untergegangen war. Das war ein großes Vergehen gegen Gottes Gebot, wofür die vergnügten Gäste auch bestraft wurden. Unter den in einem fort tanzenden Füßen schien die Erde plötzlich gleichsam schneller und schneller zu schwinden, so daß man aufhörte zu tanzen und die Musik mitten im Takt verstummte. Alle standen wie versteinert, düsteren Grabsteinen ähnlich, und merkten, daß es die Erde war, die unter ihnen erzitterte. Jede neue Erschütterung nahm noch an Heftigkeit zu, bis sich die Erdkmste vor ihnen auftat und einen feurigen Schlund wie einen gefräßigen Rachen zeigte. Er verschlang in weniger als eine Sekunde alle Tänzer, danach schloß sich die Erde so schnell wieder, wie sie sich geteilt hatte. Eine große Stille breitete sich über dem Friedhof und dem ganzen jüdischen Stadtteil aus. Und es war so schrecklich still, wie es in den ersten Tagen der Schöpfung gewesen sein muß, bevor noch das Licht auf der Erde aufgeleuchtet war und bevor sie sich mit Leben gefüllt hatte. Es heißt, daß es von da an verboten war, am Freitag zu heiraten und daß auf diesem Friedhof keine Verstorbenen mehr beerdigt wurden. Das Tor, das zu ihm führte, wurde zugemauert. Und so soll es bis in unser Jahrhundert geblieben sein, bis zum Beginn des großen Krieges. (Basiura 2004. 99-101) 94