Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2012 - Acta Ethnologica Danubiana 14. (Dunaszerdahely-Komárno, 2012)
Tanulmányok - L. Juhász Ilona: Esküvő és lakodalom a temetőben. Adalékok a zsidó néphithez (Összefoglalás)
In der folgenden Ausgabe hat man über das Geschehen sogar direkt auf dem Titelblatt berichtet (der Text wird auf der folgenden Seite fortgesetzt), und zwar in einem recht umfangreichen Artikel namens „Hochzeit — gegen die spanische Grippe ... Eine Trauung im jüdischen Friedhof”2 (der Autor wurde mit dem Kürzel p.a. signiert). Aus dem Bericht geht klar hervor, dass die Zeremonie als eine wahrhaftige Sensation wahrgenommen wurde und in der Öffentlichkeit ein reges Interesse erweckte. Der Verfasser des Artikels hat seine Reportage mit einer vom ungarischen König Koloman (1095-1116) stammenden Kommentar eingeleitet, der sich auf die Hexerei bezieht: „Über Hexen, die es ja nicht gibt, soll desweiteren kein Wort fallen.” Aus dem recht ironisch gefärbten Artikel erfahren wir, dass es sich nicht um die erste im Friedhof veranstaltete Hochzeit in Ungwar handelt. 1878, während der großen Choleraepidemie hatte nämlich ebenfalls eine solche Trauung stattgefunden, und das damals vermählte Ehepaar ist 1918 noch am Leben gewesen. Sie hatten zu jener Zeit eine deutlich kleinere Summe, 200 Pengős erhalten - im Gegensatz zum jetzt vermählten Ehepaar, für die insgesamt 6000 Kronen gesammelt wurden. Der Autor des Berichts fügt noch hinzu, dass der 1878 verheiratete, im Jahre 1918 bereits betagte Ehemann den „Gemeindevorstand” von Ungwar persönlich - jedoch erfolglos - um die Auszahlung der Differenz zwischen den zwei Mitgiften gebeten hat. Im Artikel wird erwähnt, dass der Bräutigam ein Handelsassistent sei — über den Beruf bzw. den sozialen Status der Braut wird jedoch kein Wort gesagt. An der Hochzeitszeremonie hat sich auch der Knabenchor des Kantors beteiligt, nach der Trauung wurde Zwetschgenwasser ausgeschenkt, jeder Person aus dem gleichen Glas. Der Autor fügt bezüglich der Summe von 6000 Kronen eine ironische Frage hinzu: „Wäre es denn für das arme Judentum nicht besser gewesen, den Betrag auf Seife und Lysoform3 gespendet zu haben?” Er hatte auch andere rügenswerte - in diesem Fall eher politisch gefärbte - Punkte gefunden: „Außerdem hat mich noch etwas gestört: der Vizerabbiner hat sehr schön gebetet, damit das Judentum der spanischen Epidemie ledig wird. Nun frage ich höflichst, wieso sollte ich es kriegen oder jemand anderer, wenn wir jetzt doch jeden Ungaren so sehr brauchen...” Auf den sarkastischen Kommentar hat in der folgenden Ausgabe der Vorstand, Jenő Deutsch, in seinem Artikel Hochzeit gegen die spanische Grippe - Trauung im jüdischen Friedhof reagiert4 5. Dank dieser Schrift erhalten wir mehrere neue Informationen hinsichtlich dieses recht ungewöhnlichen Rituals. Deutsch thematisierte den sarkastischen Stil des Verfassers genauso wie dessen irrtümliche Schlussfolgerungen und lieferte gründliche Erklärungen auf dessen Fragen. Da er auch die Stellungnahme des Miskolcer Oberrabbiners, Sámuel Austerlitz in der jüdischen Zeitschrift Egyenlőség [Gleichheit] länger zitiert, werden unsere Kenntnisse hinsichtlich der Zeremonie noch detaillierter. Der Rabbi erwähnt darin, dass die Trauung im Friedhof in der Epedemiezeit ein uralter jüdischer Brauch sei, und betont, dass der Akt „mit c[h]aritativen Zwecken verbunden wird, es wird Wohltätigkeit und Mitleid ausgeübt, um Gottes Erbarmen für uns zu gewinnen.” So erhalten wir auch die Antwort, weshalb die Gemeinde die 6000 Kronen für das junge Ehepaar gesammelt hat. Der von Jenő Deutsch zitierte Kommentar des Samuel Austerlitz ist in der Zeitschrift Egyenlőség, in einem Presseorgan der jüdischen Gemeinde, als Teil seines Artikels Esküvő a temetőben5 [Hochzeit im Friedhof] erschienen. Es handelt sich um einen äußerst wichtigen 2 Den vollständigen Artikel sieh im Anhang! 3 Der bekannteste und am meisten verbreitete Desinfektionsmittel zur Zeit des Ersten Weltkrieges. 4 Den ganzen Artikel siehe im Anhang! 5 S. im Anhang! 84