Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2012 - Acta Ethnologica Danubiana 14. (Dunaszerdahely-Komárno, 2012)

Krónika

ben: Die Schrift des Ethnographen und Geographen Johann/ Janez von Valvasor, die „Die Ehre Deß Elerzogthums Crain“ heißt, 1689 erschienen, charakterisiert die Alpen noch als „unzugängliche Bergwelt“, markiert jedoch zugleich, sehr plastisch ausgeschildert, zwei Spannungs-Pole der Tagungsprogrammatik: Furcht vor und in der Naturwelt und zugleich Faszination - Schrecken und zugleich Empfindungen an Schönheit von Naturphänomenen. Am Beispiel Triglav ist bestens die „Wahrzeichen“-Funktion erkennbar, die dann aus Naturphänomenen entstehen kann, wenn Menschen ihnen sensitiv und emotional nicht gleichgültig gegenüberstehen: Der Berg ist Bestandteil der slowenischen Nationalflagge, aber auch als Marken-Name in durchaus affektiv besetztem Gebrauch - etwa für eine Biermarke. Die Rezeption des Triglav-Berges, und im Übrigen auch die Artikel der Zeitschrift gleichen Namens, folgen beide gleichartigen Linien: Sentimentgeladene Einnahme in den Heimat- Begriff und ästhetisches Erlebnis wilder Natur in einem der ersten Nationalparke Europas. Sonja Riehn, Volkskundlerin aus Jena, widmete sich diesem Thema in ihrem aus einer Freiburger Examensarbeit hervorgegangenen Vortrag „Der Triglav: Berg - Welten - Bilder“. Als ein weiterer zur kulturwissenschaftlichen Analyse interessanter Nationalpark bot sich der Nationalpark von Paklenica in Kroatien an. An diesem Beispiel konnten von Harald Stahl an der Tagung einige grundsätzliche Überlegungen angestellt werden. Paklenica wie auch der Natur-Park Triglav sind ja ohne Zweifel menschliche Einrichtungen, die einem kulturellen Anliegen nachkommen und entsprechen: Sie werden beworben, es werden Bildbände und Illustrierten gedmckt und von Reisebüros ihre farbreichen Digitalisate auf Webseiten gestellt, damit Menschen dorthin fahren. Hier sehen wir eines der beworbenen kulturellen Ziele, die damit verknüpft und an ihnen dargestellt werden, gerade auch, Valvasors Einlassungen modi­fizierend weitergedacht werden: Es besteht in der Kontemplation. Kontemplation als ein Zur- Ruhe-kommen, als ein Finden von kosmischem, über das Ich hinaus gehenden, bewussten Empfindungen, und damit zusammen einer eigenen Identität - das war ja im Grunde bereits Petrarcas Gedanke. Neben seinem berühmten und all-bekannte Satz zur Besteigung des Mont Ventoux-Besteigung äusserte der Humanist den vielleicht noch wichtigeren Bezug zu Augustinus“ Confessiones und dessen Landschaftsbetrachtung: „Et eunt homines mirari alta montium et ingentes fluctus maris et latissimos lapsus fluminum et óceáni ambitum et gyros siderum, et relinquunt se ipsos.“ „Und die Menschen gehen hin, um die Höhen der Berge zu bewundern, und die gewaltigen Fluten des Meeres, das große und breite Dahingleiten der Flüsse - Und die Weite des Ozeans und die Reitbahnen der Gestirne und lassen darüber sich selbst zurück/ vergessen darüber sich selbst.“ Hier geht es um Kontemplation, Naturwahrnehmung wird zum ganz hervorragenden Mittel der Kontemplation. Die Aneignung einer - scheinbar - losgelassenen Natur zeigt sich heute in der Einrichtung von Naturschutzgebieten und in der „Veranstaltung von Wildnis“, so Harald Stahl, wie sie sich in den der wirtschaftlichen Nutzung entzogenen Natur-Reservaten darbietet. Einen Gastbeitrag von einer anderen Disziplin brachte sehr dankenswert Werner Konoid, der Freiburger Lehrstuhlleiter des Fachs „Landespflege“, ins Tagungsprogramm ein. Die Studien zur Landespflege an der Universität Freiburg/ Breisgau versuchen unter anderem herauszufinden, wie ein bestimmter Naturraum nachhaltig vom Menschen genutzt werden kann. „Nachhaltig“ meint das Gegenteil von Ausbeutung oder Verwahrlosung: Es bedeutet, herauszufinden, was ein bestimmter Naturraum bietet, damit Menschen dort etwas erwirt­schaften und dort wohnen bleiben können - gerade potentielle oder tatsächliche Abwanderungsgebiete sind hier im Blick. Zur Tagung am Johannes-Künzig-Institut referier­te Konoid nun über „Reiseeindrücke“ aus ausgewählten Gegenden Sloweniens, Kroatiens und Serbiens, insbesondere Areale in der gemischt-ethnisch bewohnten, autonomen Region Vojwodina. Werner Konoids Gruppe hat auch zuvor bereits einen umfangreichen 246

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