Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)

Tanulmányok - Hans Werner Retterath: A "Német Kelet Keresztje" Bac Harzburg mellett. Egy központi kitelepítési emlékmű, mint a Nyugat-ideológia, a háborús emlékmű kultusz és nép-nemzeti oltalmi munka folyománya (Összefoglalás)

Heilszeichen, zum Schutzsymbol des christlichen Abendlandes vor dem kommunistischen Neuheidentum und der slawischen Gefahr. Darüber hinaus zeichnete es sich durch weitere Bedeutungsmöglichkeiten aus. Man konnte es auch als Gedenkkreuz sehen, nämlich zunächst für die Opfer von Flucht und Vertreibung und dann für die verlorene Heimat. Damit wurde ein ursprünglich religiöses Symbol in einen weitgehend profanen Bedeutungszusammenhang gesetzt und war damit auch politisch instrumentalisierbar. Einen Tag nach der ersten medialen Präsentation der Mahnmalidee schob die „Harzburger Zeitung“ weitere Argumente zur Legitimation des Kreuzes nach (Das hohe Kreuz, HZ, 16.5.1950). Allein schon die Abbildung des Werbeplakats des aus Sachsen stammenden Harzburger Grafikers Rolf Bajohr (1915-1988) zog den Blick der Leserschaft mächtig an. Über dem Schriftzug „Das Kreuz des deutschen Ostens“ stand ein Kreuz mit den Jahreszahlen 1945 und 1950, das seinen Schatten auf eine Karte des östlichen Deutschlands in den Grenzen von 1937 mit den darüber gelegten neuen Grenzziehungen warf. Der Artikel betonte, dass man im Osten das Kreuz sähe und dadurch spüre, dass man nicht vergessen sei. Aber auch in den Westen sollte das Kreuz seinen mahnenden Schatten werfen. „Das Kreuz ist kein Schwert, kein trutziges Symbol, sondern das Zeichen einer sanften Gewalt (Hervorh. im Orig.). Hier wird die Kraft des Geistes und der Herzen aufgerufen. Es kann zum Kristallisationspunkt des gesunden Lebenswillens unseres Volkes werden.“ Sowohl die Zeichnung als auch das Zitat sind im Rahmen der christlichen Abendland- Ideologie zu verstehen. Die Zeichnung erinnert an die Erscheinung, die Konstantin der Große vor der Schlacht an der Milvischen Brücke 312 n. Chr. gehabt haben soll. Sein späterer Hoftheologe und Bischof Eusebius von Caesarea berichtete in der „Vita Constantini“ von einem Kreuz mit der Inschrift „Hierdurch siege!“, das Konstantin über der Sonne gesehen habe (Brandt 2007, 53-59; vgl. auch Herrmann-Große 2007, 48-57).5 Daraus wurde später das Populärere „In diesem Zeichen wirst du siegen“ („In hoc signo vinces“). Dieses angebliche Ereignis bildete einen wesentlichen Topos der Abendland-Ideologie, die das Kreuz als Schlachtzeichen verstand (Faber 2002, 30). Mit Konstantin begann das „konstantinische Zeitalter“, das unter imperialem Vorzeichen die Einheit von Kirche und Staat meinte. Obwohl das Zeitalter 1950 längst abgelaufen war, wurde in der restaurativen Adenauer-Ära seine Wiederbelebung versucht. Gerade in der Renaissance (vgl. auch Raffaels Gemälde „Die Vision des Konstantin“ 1520-25) und dem anschließenden 17. Jahrhundert (vgl. Peter Paul Rubens’ Konstantin- Geschichte mit ihren sieben Entwürfen zu Tapisserien, 1622-1623) haben sich zahlreiche Maler mit der Erscheinung und dem Leben Konstantins auseinandergesetzt; das dürfte auch dem Grafiker Bajohr bekannt gewesen sein. Der hatte bei dem Plakat nur die Blickrichtung gewechselt: Statt von der Erde in Richtung Sonne schauend hatte er seine Grafik mit der Blickrichtung vom Himmel auf die Erde angelegt. Daher fiel der Schatten des Kreuzes auf die DDR und auf das zu Polen und der Sowjetunion gekommene ehemalige Ostdeutschland. Das Kreuz sollte als Siegeszeichen, als Zeichen der sanften Gewalt vom einigen deutschen Volk verstanden werden. In den visionären Kontext reihte sich auch die Illuminierung ein, die das Kreuz in den ersten Jahren nachts hell erstrahlen ließ: ein erleuchtetes Kreuzzeichen in der Höhe. Ein willkommener Nebeneffekt war, dass das Kreuz so nachts noch stärker als am Tage sichtbar war. 5 Brandt gibt den aktuellen Diskussionsstand zur Konstantin-Forschung wieder und hat das Zitat aus der Über­setzung der „Vita Constantini“ von J. M. Pfaffisch (1913) übernommen. Die panegyrisch geprägte „Vita Constantini“ wurde zwischen 335 und 339 n. Chr. verfasst. 75

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