Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)
Tanulmányok - Michael Prosser-Schell: Néprajzi-kultúrantropológiai megközelítések a "misztériumjátékhoz". Új aspektusok az ünnepkutatás egy klasszikus területén (Összefoglalás)
als auch Internierungslager schon in Jugoslawien selbst. Im Lager Hajdučica [Hajduschitza] wurde 1946 ein Weihnachtsspiel von jüngeren Frauen aus verschiedenen katholischen Dörfern gestaltet, die aus ihren Erinnerungen die Vorführung zusammenstellten: Wir haben ja alle bei Weihnachtsspielen mitgespielt gehabt; da hat jede wollen, daß auch von ihrem Heimatdorf was mit hineinkommt. [...] Wir hatten damals im Hajduschitzer Lager einen guten Lagerleiter, einen Serben, der hat das geschehen lassen. Die Partisanen haben nicht dagegen getan, haben zugeschaut,35 36 Einige wenige Einzelfälle belegen jedoch, dass manchmal die Weihnachtstage mit Spielaufführungen auch klandestin, an der Lagerleitung vorbei, begangen worden sind. Ein Bethlehemspiel wurde etwa in dem großen Intemierungs- und Arbeitslager von Kničanin/ Rudolfsgnad durch eine Laiin und sechs Kindern aus Werschetz als Darstellern eingeübt. 1952 erinnerten sich zwei Frauen, dass sie im Jahr 1946 unter Schwierigkeiten Spiel und Lieder mit den Kindern im Lager eingeübt hätten. Auch Kostüme mußten beschafft werden, ... das war fast noch schwerer. Das ist aber doch gelungen und die waren fast so angezogen wie in normalen Zeiten. Wie das Spiel ist aufgeführt worden, da ging es heimlich von Haus zu Haus. Wir haben halt aufgepaßt, wenn kein Partisan in der Gasse gegangen ist, sind die Spieler schnell in das andere Haus hineingegangen und haben das Spiel vorgeföhrt [...] und die Leute haben fast überall Tränen geweint vor Freude und vor Erinnerung an die früheren Zeiten ’’6 Es ist kulturanthropologisch bezeichnend, dass man versucht hat, diese Art der Festgestaltung auch unter den notdürftigen Bedingungen des Lageraufenthaltes weiterzuführen und fortzuführen. Auch hier, eben in der Bemerkung der Zeitzeugen, dass man das Wohlwollen oder vielleicht auch nur die Gleichgültigkeit eines jeweiligen Lagerleiters bei der Aufführung habe erreichen müssen, werden wiederum Spannungsverhältnisse mit einer nun neuen gouvemementalen Seite implizit greifbar. Fest stehen gleichwohl der dokumentierte Wille und die dokumentierte Praxis von Laien, die, zum Teil auch unter Mitwirkung und Anregung von ebenfalls internierten Priestern, mit ihren Kindern die christlichen Festtermine aktiv und szenisch zu gestalten. Der Befund des tatsächlichen Einübens und Durchführens an den Festterminen Christgeburt und Ostern führt wieder zurück zur elementaren heortologischen Funktion der Mysterienspiele als Überlieferungselement obligatorischer Inhalte: Denn somit wird das Schauspiel wieder gebraucht, um am Festtermin, genau am Festtermin, der betreffenden Gruppe die für jede Generation verpflichtend sein sollenden Botschaften weiterzugeben, als kulturelle Angelegenheiten, die man auch unter den erbärmlichen Umständen und 35 Notat 1952 von Zeitzeugin Frau Katharina Engel, die mit dem „1. Triester Transport“ nach Piding gelangt war. Karasek-Archiv im JKI, Mappe „Volksschauspiel jugoslawisches Banat-Hajduschitz“. Von drei Aufführungen im Kinderheim des Lagers ist die Rede. Außerdem: Im Lager Molydorf (jugoslawisches Banat) wurde für Weihnachten 1946 und/oder 1947 von einem sog. „Krippenspiel“ berichtet, das von 14-15-jährigen Mädchen aufgefuhrt worden sei. Unter einem ersten, „strengen“ jugoslawischen Lagerkommandanten seien die Aufführung nicht möglich gewesen, ein zweiter, „milder“ Lagerkommandant habe es zugelassen. Notat 1952 von nicht näher bezeichneten „Leuten aus dem 4. Triester Transport“ ins Auffanglager Piding. Karasek-Archiv im JKI, Mappe „Volksschauspiel jugoslawisches Banat-Etschka-Liwada“. 36 Angaben gegenüber Alfred Karasek im Auffanglager Piding 1952. Karasek-Archiv im JKI, Mappe „Volksschauspiel jugoslawisches Banat-Georgshausen“. In und bei Kničanin/Rudolfsgnad befand sich 1945-1948 ein Intemierungs- und Arbeitslager für etwa 33.000 Personen. 48