Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)

Tanulmányok - Michael Prosser-Schell: Néprajzi-kultúrantropológiai megközelítések a "misztériumjátékhoz". Új aspektusok az ünnepkutatás egy klasszikus területén (Összefoglalás)

Wie gesagt, hier handelt es sich um punktuell-spektakuläre Erinnerungselemente. Überblickt man die hier beschriebenen und extrahierten Erinnerungsbefunde aus dem jugoslawischen Banatgebiet jedoch im Ganzen und seriell, so zeigt sich erstens, dass ganz überwiegend sze­nische Spielformen zum Weihnachtsfestkreis sich in den Notaten niedergeschlagen haben. Zweitens findet sich ein deutlicher und durchgehender Bezug auf die Requisiten der memo­rierten Aufführungen, und das heißt wiederum konkret: auf den „Streckstern“ oder „Scheren­stern“ der Dreikönigdarsteller und dessen „Herausschießen“, vielfach auf die Aufbauten der Bethlehemsstall-Kulisse (Krippe) und insbesondere auch auf die Kostüme der Spieler/-innen respektive deren eigenhändige Fabrikation und deren Trageweise.32 Drittens aber finden sich Bemerkungen der Befragten zum Umfeld der eigentlichen Aufführungen: Man habe als Mitspielergruppe, eingekleidet in den Darstellerkostümen, während des folgenden Hauptgottesdienstes an Heiligabend (Christmette) einen Platz „in der ersten Reihe“ bezie­hungsweise „vor dem Altar“ einnehmen müssen. Dieses Exponiertsein, diese stark gebliebe­ne Empfindung des Ruhig-Stehens, weil man vor den Augen der ganzen Gemeinde unter Beobachtung stand, war eindrücklich haften geblieben.33 Die Aufführungen selbst hatten, soweit Angaben notiert werden konnten, oft am 24. Dezember nachmittags, zeitlich vor der und bis zur Christmette stattgefunden, oft auch als öffentliche Umzüge und Aufsuchen der einzelnen Haushalte. Mit anderen Worten, das Repräsentationserlebnis innerhalb der Kommune spiegelt sich als markant in unserem Quellenbestand wider. Viertens und darüber hinaus aber zeigen die Erhebungen, dass einige der Befragten die Weihnachtsspiele nach der Zwangsausweisung aus ihren Siedlungen auch in Internierungslagern fortgeführt hatten. Einige Initiativpersonen versuchten während der Zeit von Flucht und Deportation, zu den Hochfesten Christgeburt und Ostern die zugeordneten Schauspiele vor allem den Kindern einzulernen und auszuführen. Die von den Betroffenen zumeist „Lagerzeit“ genannte Lebens­phase betrifft sowohl Auffang- und Überbrückungslager in Österreich und Süddeutschland,34 32 Insbesondere die Engelskostüme und bestimmte Schreckfiguren wurden memoriert. Beispiel: Gruppen jüngerer Burschen, die, unabhängig von den „Christkindl“-Spielem, mit Ruß oder Werg oder Masken am Gesicht und mit Pelzen und Stroh umwickelt unkenntlich gemacht waren. Notat Herr Michael Kolarik, aus Franzfeld/ Ban. Kraljevicevo, aufgezeichnet 1954 im Auffanglager Piding. Karasek-Archiv im JKI, Mappe „Volksschauspiel jugoslawisches Banat-Franzfeld“. 33 Nach Angaben des Notats Zeitzeugin Frau Katherina Baierle, aus Velika Greda/ Georgshausen. Aufzeichnung von Ida Knirsch im Auffanglager Piding, 1954, Karasek-Archiv im JKI, Mappe „Volksschauspiel jugoslawi­sches Banat-Georgshausen“. Siehe insbes. a. ebd. das Notat Frau Katherina Meder, geb. 1883, für Velki- Gaj/Groß-Gaj (jugosl. Banat), aufgezeichnet durch Ida Knirsch 1954 im Lager Badenweiler/Kaserne Traunstein. 34 Wiederum von Flüchtlingen aus dem jugoslawischen Banat stammt ein Notat, wonach Kinder ein Christkindlspiel von ihren Eltern im Lager Piding gelernt und gezeigt hätten. Über eine Frau Elisabeth Renje, 45 Jahre alt, aus Jarkowatz, jugoslawisches Banat, berichtete Frau Magdalena Rieder in Piding 1954: „Ihre eigenen Kinder, die alle nur die ,Lagerzeit’ kennen, in Lagern und Baracken aufgewachsen sind, von dem dörflichen Leben vor 1943 kei­nerlei Erinnern haben, lernten dennoch von der Großmutter das Christkindlspiel.“ Notat im Karasek Archiv, Archivreihe 6 / Mappe 6 / Beleg 32. Unsere Befunde ergänzen und erweitern wesentlich die Beobachtungen, die in der unmittelbaren Nachkriegszeit von Rudolf Hartmann, Helene Grünn und Alfred Karasek gemacht wurden. Forscht man hier also weiter nach, so finden sich etwa in den an entlegener Stelle publizierten Beobachtungen der österreichischen Volkskundlerin Helene Grünn aus einem Lager bei Linz dieselben Fragen: „Die Texte [z.B, des Herbergsuchens im Advent, das alte Adam-und-Eva-Spiel zu Weihnachten], seien den „Leuten noch geläufig“, aber die eigentliche Aufführung werde „nicht mehr ausgeübt“, s. Grünn, Helene: Donauschwäbische Siedlung „Neu- Ruma“ am Stadtrand von Linz. In Jahrbuch der Stadt Linz 1955, 407^142, hier 428. Die Erhebungen Rudolf Hartmanns indes belegen Schauspiele zur Festzeit (Bethlehemspiele, Osterspiele) konkret in den Lagern St. Jacob bei Mixnitz/ Steiermark, bei Leoben (Steiermark), und im Lager Grafing, Oberbayem, s. Rudolf Hartmann 1974, S. 51. Gerade im Karasek-Archiv finden sich mehrere Belegstellen, so etwa durch eine Berichterstattung der Zeitschrift Neuland aus dem Lager Vöklabruck in Oberösterreich, wo seit 1946 ausgewiesene, hier nicht näher be­­zeichnete Donauschwaben behelfsmäßig einquartiert worden waren. S. Karasek-Archiv, 8A/ 1-49, Zitate aus der Zeitschrift Neuland, Jg. V, Nr. 51-52 (1951), VI., Neujahrsnummer 1953. 47 47

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