Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)
Tanulmányok - Michael Prosser-Schell: Néprajzi-kultúrantropológiai megközelítések a "misztériumjátékhoz". Új aspektusok az ünnepkutatás egy klasszikus területén (Összefoglalás)
Betitelt waren sie, wie es in der Barockzeit auffällig gebraucht worden war, mit „Bittere Leiden-Spiele“ für die Passionsdarstellung, und mit „Bethlehem“- oder „Herodes“-Spiele für die Geburtsgeschichte, oder auch „Adam und Eva“-Spiele, wenn an Weihnachten, zugleich den Namenstagen Evas und Adams, das gesamte Heilsgeschehen mit Bezug auf die alttestamentarische Weltentstehung zur Darstellung kam. Von den Forschem/-innen des 20. Jahrhunderts wurden die (Rollen-)Texte, die dabei gesungenen Lieder und Melodien, Kostüm-Muster und Szenenarrangements aufgezeichnet. Unter diesen Dokumentationen der Spiel-Texte und der Bühnenarrangements findet man allerdings gelegentlich und verstreut auch einige Notate, punktuelle (nicht gewollt systematisch erhobene) Aussagen, in denen die Beteiligten selbst Beschreibungen und bewertende Kommentare lieferten - zur Performanz, zum Kontext, zum Umfeld.22 23 Ein Großteil davon ist später, auf Schreibmaschinenblättem aufbereitet, als Archivbestand im Johannes-Künzig-Institut Freiburg zusammengeführt worden. (S. bei Prosser-Schell 2011, 173-175) Die gleichsam „ideellen“, normierenden und dekretalen Verlautbarungen, wie sie aus Mittelalter und Früher Neuzeit exemplarisch referiert werden konnten, zeigt uns der Bestand des JKI nicht, sondern vielmehr persönliche Angaben und Reaktionen aus der Sicht der Betroffenen gegenüber den Fragen von Forschem, was im Hinblick auf eine mögliche methodisch-kritische Erörterung nicht vergessen werden darf.24 Rudolf Hartmann selbst hat zudem zahlreich fotografische Bilder aufgenommen, manche Szenerien wurden für ihn und seine Kamera in der warmen Jahreszeit bei seinem Besuch extra nachgestellt (etwa in Gödre, um 1926/ 1928).25 (Es ist also, m. a. W., nicht ganz klar, ob wirklich alle fotografierten Szenerien tatsächlich an den Festzeiten immer in Übung waren.) Eine Aufnahme Hartmanns in Vértesboglár des Jahres 1939 indessen zeigt deutlich einige jugendliche Drei-König-Darsteller an den Weihnachtsfesttagen, die mit genau derselben Scherenstern- Mechanik auftreten wie sie im Mosoni Szt.-János-Kodex 1809 vorgestellt worden war.26 Die Szene lässt zudem fotografisch erkennen, dass zuweilen Jugendliche oder Kinder die Spiele in kleineren Vorführungen absolvierten, gegebenenfalls im Heische-Gang die einzelnen Häuser besuchend (ohne Bühnenaufbauten, als Schwundstufe, wie wir es heute noch kennen). Die Fotografien bieten also Indizien dafür, dass die Spielpraxis vielfach auf Kinder und Jugendliche übergegangen war. Einige weitere und instruktive Anhaltspunkte liefert die bereits 1934 in Szakadát (Kom. Tolna) erhobene Text-Aussage eines Zeitzeugen und 22 Mit Karl Weinhold sind wir überhaupt am Beginn einer universitären Volkskunde, Weinhold, 1823-1901, war als Germanist und Mediaevist der erste, der seine Lehrveranstaltungen mit „Volkskundlich“ gekennzeichnet hat, zunächst über seinen Lehrstuhl in Graz, 1850/51, dann nach mehreren Stationen seit 1889 in Berlin, wo er auch Mitglied der dortigen Gesellschaft für Anthropologie, Ethnologie und Urgeschichte wurde, ebenso war er Mitbegründer der Zeitschrift für Volkskunde, die noch heute besteht. 23 Mit Notat bezeichnen wir die durch Erhebungspersonen erfragten und durch sie schriftlich aufgezeichneten Mitteilungen von Zeitzeugen über Schauspielauffiihrungen. Es handelt sich dabei in der Regel um standardisierte Typoskripte, die zunächst die Aufführungsorte und -jahre belegen. Um diesen Kern der fixierten mündlichen Auskunft, nämlich dass und wann und wo aufgeführt wurde, gruppieren sich in mehreren Aufzeichnungen auch Mitteilungen über die Aufführungspraxis und gegebenenfalls wertende Kommentare. 24 Methodische Vorbehalte müssen deshalb formuliert werden, weil wir heute nicht mehr herausfinden können, inwieweit die Forscherpersönlichkeiten die Gesprächssituation stimuliert haben (etwa durch Einwurf bestimmter Stichwörter o.ä.). 25 Bestand der Bild-Sammlung „Rudolf Hartmann“ im Johannes-Künzig-Institut, im ganzen etwa 2.100 Originalfotos, die verschiedene Motive der Fest- und Alltagskultur zwischen 1928 und 1939 wiedergeben, nicht nur Passionsspiel- oder Weihnachtsspiel-Szenen. 1925 schon erkundete er ein „Christkindlspiel“ in der Gemeinde Töttös (Baranya); 1928 entstanden Fotoaufnahmen von ähnlichen Spielen in Liptód (Baranya), Gödre (Baranya, hier eine Aufnahme eines Weihnachtsspiels zur Sommerzeit), Kakasd (Tolna) sowie 1929 in Pécsvárad (Baranya), die publiziert zugänglich sind, s. Fata 1999, 112-113. 26 Prosser-Schell 2011,181; zum Gebrauch der Scherenstem-Mechanik s. a. Horak 1975, 229—230. 44