Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)
Tanulmányok - Michael Prosser-Schell: Néprajzi-kultúrantropológiai megközelítések a "misztériumjátékhoz". Új aspektusok az ünnepkutatás egy klasszikus területén (Összefoglalás)
Aktivisten, Anton Staudt27: Nach dessen Einschätzungen und Erfahrungen war die Einübung und Praktizierung von laienmäßigen Mysterienspielen seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts zurückgegangen, und die Söhne aus wohlhabenderen Familien, die dann auch weiterführende Schulen besuchten, hätten sich aus der Brauchgestaltung zurückgezogen, da sie die Spiele z. T. als ridikulös und albern empfanden. Gerade auch deshalb sei die - verminderte - Ausführungspraxis an Kinder übergegangen. Kinder aber hätten nur feiertägliche Weihnachtsspielszenen darbieten können, die österlichen Spiele (namentlich Passionsspielc) dagegen waren nach Einschätzung des Zeitzeugen zu komplex und kompliziert für Kinder gewesen, um sinnvoll aufgeführt werden zu können. Auch von mangelnden Einnahmen ist die Rede (gerade wenn kleine fahrende Schauspielertruppen oder professionelle Regisseure und Bühnenbildner beteiligt waren (Prosser-Schell 2011, 178-179). Zudem habe man, so der Zeitzeuge, seit Beginn des 20. Jahrhunderts immer mehr Schwierigkeiten gehabt, behördlich Genehmigungen für die öffentlichen Aufführungen in örtlichen Wirtshaussälen zu erhalten.28 Welche Probleme in Bezug auf die Erlaubnis hier konkret auftauchten, geht aus dem Notat nicht hervor. Und ob sich der hier hergestellte Zusammenhang zwischen der kulturellen Prägung aus höherem, offiziellen Schulunterricht (Gymnasium und/oder Universität) mit dem Rückgang der traditionellen, deutschsprachigen Einübung von Rollentexten und gleichsam „kindischen“, als dörflich-bäurisch nun abgewerteten Szenenaufbauten generalisieren lässt, müsste und sollte weiteren Nachforschungen anheimgestellt werden. Interessant aber ist an dem Beleg, dass die Schulerziehung als wirkmächtig angesehen wird. Denn die Unterrichtsund Bildungssprache bei denjenigen, die gesellschaftlich aufsteigen wollten, war ja nach dem Ausgleich 1867 sicher das Ungarische als Bildungssprache. Andererseits finden wir, neben der Tendenz des Rückgangs der Mysterienspielpraxis, auch mehrfache Nachricht über Neu-Einführungen seit den 1930er Jahren. Von „Neu“Einführungen sprechen wir hier deshalb, da sie oft nach den eigens besorgten Spielkonzepten und dem Vorbild von Oberammergau oder Erl angefangen wurden. Budaörs 1933 wäre unter anderem zu nennen, das so genannte „Ungarische Oberammergau“. (Riedl 2008, 77-80 u. 88-93) Entsprechende Nachrichten haben wir gleichfalls aus der Region Vojvodina und dem seinerzeit jugoslawischen Banat. (Prosser-Schell 2011, s. insbes. 175-178) Von neuem initiiert wurde zwischen 1927-1937 ebenso in Ceminac/Laschkafeld, im heutigen Kroatien, ein Passionsspiel, nachdem die Initiativperson 1927 Diapositive des Oberammergauer Passionsspiels ästimiert hatte. In diesem und einigen anderen Fällen stand der „Schwäbisch- deutsche Kulturbund“, dessen satzungsgemäßes Ziel unter anderem in der „Veredelung [der] Kultur der deutschen Minderheit“ bestand, fordernd im Hintergrund oder seine Repräsentanten beteiligten sich aktiv.29 Wenn Neu-Einführungen also in Verbindung mit dem „Schwäbischdeutschen Kulturbund“ ins Leben gerufen wurden, waren die mysterienfestbezogenen 27 Komitat Tolna. Herr Staudt war, nach Angaben des Notats im Jahr 1934, 87 Jahre alt. Karasek Archiv im JKI/ Archivreihe 6 / Mappe 7 / Beleg 35. 28 Transkribiertes Originalprotokoll im JKI: „Früher ist überhaupt vielmehr gespielt worden als jetzt. Am meisten hat man solche Spiele zwischen 1860 und 1880 gesehen, dann ging das langsam zurück, besonders seit 1900. ... Ich glaube, daß [sic!] hat mehrere Gründe gehabt. Einmal ist es immer schwieriger geworden, die Erlaubnis für das Spielen im Wirtshaus zu bekommen. Dann sind auch weniger Besucher gekommen, hat es sich nicht mehr ausgezahlt. Besonders deshalb, weil die reicheren Bauern, deren Söhne studierten, sich mehr dem Städtischen zuneigten, solche ,Albernheiten’ nicht mehr besuchten. Da haben sich dann die jungen Männer geschämt, da mitzuspielen.“ [Dann hätten dies] die Kinder übernommen; .. .deshalb [hätten] Spiele, wie das vom ,Bitteren Leiden Christi‘ aufgehört, denn solche können die Kinder nicht aufführen.“ Aufzeichnung: Karasek 1934; Nachweis wie in Anm. 29. Bemerkungen zur „Würde der Religion“ oder zur Sakralität fehlen hier völlig. 29 Frisch 1982, zit. 495 (Nach Satzung des Kulturbundes von 1920, 1931 erneuert). 45 45