Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)

Tanulmányok - Michael Prosser-Schell: Néprajzi-kultúrantropológiai megközelítések a "misztériumjátékhoz". Új aspektusok az ünnepkutatás egy klasszikus területén (Összefoglalás)

chen Mysterienspiele, einige der Kernfragen im Spiegel der Quellen zum Vorschein. Wenn wir allein den kulturellen Aspekt betrachten, so liegt noch jenseits von aller Diskussion um Theatralität die Frage der Überlieferungs-Funktion - also einer positiv-stark versus ungeeig­net eingeschätzten Einprägungs-Kraft -, im Fokus: Auf welche Weise sollen obligatorisch­würdig sein sollende Inhalte passend und sinnvoll, angemessen vermittelt und zugleich per­­petuiert werden? Hier ist der heortologische Kontext zu beachten, insofern Mysterienspiele an den einen Termin der kalender-festtäglichen Präsentation gebunden sind, der zugleich der Termin der gemeinsamen Zusammenkunft in bewußter Anwesenheit zu sein hat (man weiß, dass auch andere Menschen dasselbe mitbekommen und diese Menschen - nämlich alle ande­ren, die es angeht -, vice versa von der eigenen Mitbekommenheit ausgehen). Zwei Festzeiten sind in ihrer Beziehung zu Mysterienspielen überragend: Ostern und Christgeburt - und auf diese wollen wir uns hier konzentrieren. I. Konsens in der Forschungsliteratur besteht darin, dass die Mysterien-Schauspiele sich um die erste Jahrtausendwende aus dem Tropus „Quem quaeritis in sepulchro, Christicole?“, einem lateinischsprachigen Wechselgesang zweier die visitatio sepulcri darstellenden Chöre in der Ostermesse entwickelt haben.3 Als frühester heute bekannter Nachweis gilt der aus dem Kloster St. Gallen 975 aufgezeichnete Wechselgesang. Zunächst war diese Handlung nur im Kirchenraum verortet und ausschließlich Klerikern Vorbehalten; wesentlich in unserem Zusammenhang ist nun der allmähliche Übergang in auch volkssprachliche Textpassagen,4 ist die Beteiligung von Laien und ist eine Verlagerung ins Freie mit einem wesentlich größeren und vielfältigeren Inszenierungsaufwand.5 Die szenische Darstellung der Passion bzw. der Auferstehung wird im Spätmittelalter dann wirklich populär - insofern, als Laiengrappier­ungen die Rollen übernehmen, und auch außerhalb der Kirchenräume auf öffentlichen Plätzen Bühnengerüste aufbauen, seit der zweiten Hälfte des 14. Jahrhunderts immer ausführlicher, im 15. Jahrhundert manchmal über mehrere Tage als Passionsspiel andauernd. Zu nennen sind als vorbildhafte Aufführungen etwa das St. Gallener Mysterienspiel seit dem 14. Jahrhundert, das Strassburger Spiel, oder das Bozener dann seit 1514. Sie dienten nicht nur der Religion (als Vergegenwärtigung und Nachvollzug der Heilsgeschichte in einem Werk sensitiver Frömmigkeit), sondern auch dem Prestige und der Repräsentation, der Selbstdarstellung von Städten und den auffuhrenden Laien-Gruppen, etwa bestimmter Zünfte. (Mezger 1994, 220- 221) Im Verständnis der geistlichen Obrigkeit (also der offiziellen und genehmigenden Instanzen) hatten die Schauspiele unbestritten eine pastorale Zielsetzung. Sie waren sonach eine repraesentatio salutis hie et nunc in urbe, [Repräsentation des Heils hier und gegenwär­tig in der jeweiligen Kommune] und wurden deshalb als ein frommes Werk aufgefasst.6 Und sie waren geeignet, durch ihre visuelle, überhaupt ihre direkt-sinnliche Darbietung die an das 3 S. hierzu zuletzt in seiner Übcrblicksdarstellung Mezger 2010, 484-485; zuvor bereits ausführlicher Mezger 1994, 209-243, hier insbes. 209-211; Dietz-Rüdiger Moser 2007, hier insbes. 382-383. 4 Um 1200 wurden schon volkssprachliche Lieder eingeschaltet, darunter die Osterweise „Christ ist erstanden“ als „Gemeinschaftsgesang des Volkes“ s. Dietz-Rüdiger Moser 2007, 383. Bekanntester und m.W. frühester erhal­tener deutschsprachiger Beleg ist das Osterspiel im Kloster von Muri, Schweiz, um 1250. 5 Mezger 1994, 212. Mezger 2010 führt zudem an, dass es sich nicht nur um „Derivate“ liturgischer Dramen, son­dern auch um davon unabhängige, außerliturgische Brauchformen gehandelt habe, s. Mezger 2010, 484. 6 Unser Beitrag verlässt sich hier auf die Konstatierung Janotas (s. Janota 2008, 440). 36

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