Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2011 - Acta Ethnologica Danubiana 13. (Dunaszerdahely-Komárno, 2011)

Tanulmányok - Michael Prosser-Schell: Néprajzi-kultúrantropológiai megközelítések a "misztériumjátékhoz". Új aspektusok az ünnepkutatás egy klasszikus területén (Összefoglalás)

Acta Ethnologica Danubiana 13 (2011), Komärom-Komárno Kulturanthropologische Zugänge zum „Mysterienspiel“ Neue Aspekte zu einem klassischen Untersuchungsfeld der volkskundlichen Festforschung* Michael Prosser-Schell Die Aufführung christlicher Mysterienspiele1 durch Laien war, seit wir davon quellenmäßig Kenntnis haben, immer wieder umstritten. Da es dabei um religiös begründetes Geschehen geht, das notwendig einen Teil Geheimnishaftes, Unsagbares und Unerschöpfliches, also einer göttlichen Wesenheit Vorbehaltenes und dem Menschenverstand Entzogenes enthält, waren es im Kem die Probleme der Spannung zwischen Sakralcharakter und unstatthafter Profanisierung, die hier volkskundlich-kulturanthropologische Betrachtungen stimuliert haben. Zentrum der Forschung war die Entwicklung der Barock- und Aufklärungszeit* 1 2 - kul­minierend in verschiedenen obrigkeitlichen Restriktionsverfügungen, die den Aufführungen ein Ende bereiten sollten (wie 1751/1752 durch die theresianisch-habsburgische Administration in Tirol und 1782 durch josephinische Verordnungen, sowie 1770 durch das , General verbot’ in Baiem). Die Auseinandersetzungen darüber bieten uns eine besonders aus­sagekräftige quellenmäßige Überlieferung. Die Praxis der Mysterienspiele war jedoch damit keineswegs erledigt, das zeigen hier unter anderen die reichhaltigen Zeugnisse aus dem Mittleren Donauraum, insbesondere aus den sogenannten „donauschwäbischen“ Regionen im 19. und früheren 20. Jahrhundert. Beginnen wollen wir jedoch mit dem Untersuchungsfeld der (spät-)mittelalterlichen Städte. Hier kommen bereits, eben zur Entstehungs- und Etablierungszeit der /a/en-getragenen, außerhalb der Kirchengebäude stattfindenden öffentli­* Der folgende Beitrag geht auf eine Antrittsvorlesung zurück, die Verf. am 4. Mai 2011 nach der Verleihung einer „Außerplanmäßigen Professur“ vor der Philosophischen Fakultät der Universität Freiburg i.Br. gehalten hat. 1 Ein Mysterien-Spiel ist zunächst einmal, per definitionem, die szenische Darstellung religiöser, vor allem bibli­scher Vorgänge und Berichte, vor allem Passion und Auferstehung sowie die zum Weihnachtsfest gezeigte Epiphanie. Der Begriff ist per Konvention zumeist reserviert fürs Mittelalter. Wir erweitern hier jedoch die zeit­liche Extension und nehmen ausgewählte Oster- und Weihnachtsspiele bis ins 20. Jahrhun dert in den Blick, und zwar populäre Phänomene, also Aufführungen, die von Laien getragen oder mitgetragen werden. Gerade dieser Umstand hat das zu einem langgehegten Thema der Volkskunde werden lassen, eigentlich seit es Volkskunde als wissenschaftliche und universitäre Disziplin gibt. Traditionell kümmert sich nicht nur die Festforschung darum, es gibt auch einen eigenen Zweig „Volksschauspielforschung“ unter den Forschungsfeldern, in denen die Thematik behandelt wird. Jetzt gerade aktuell ist wieder eine Überblicksdarstellung vorgelegt worden, als ein­schlägiger Artikel für den 14. Band der „Enzyklopädie des Märchens. Handwörterbuch zur vergleichenden Erzählforschung“: Vgl. Puchner 2011. Ich bin dem Verfasser Walter Puchner außerordentlich dankbar, dass er den im Druck befindlichen, vollendeten Text hier zur Verfügung gestellt hat. Zu den hier angesprochenen Zusammenhängen s. insbes. auch bei Puchner 2009, 263-265 u. passim. Für den ungarischen Raum u. seine „misztériumjátékok“ s. insbes. Bálint 1976, S. 221-265, 51-76 u. passim; alig. über Bálints Ansatz s. Bama 2004 u. Barna (Hg.) 2004, S. 9-22; zur einschlägigen Forschungsgeschichte s. neuerdings a. Verebélyi (Hg.) 2004 u. Verebélyi 2011. 2 Puchner 2011 und Dietz-Rüdiger Moser 2007 haben dies auch neuerdings wieder zum Ausdruck gebracht. 35

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