Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2002 - Acta Ethnologica Danubiana 4. (Dunaszerdahely-Komárno, 2002)
A kisemlékkutatók 15. nemzetközi tanácskozásának előadásaiból - Stein, Karl: Az ember és a kisemlékek viszonyának alakulása Észak-Csehországban 1945 után
Acta Ethnologica Danubianu 4 (2002), Komárom- Dunaszerdahely Die Beziehungen zwischen Menschen und Flurdenkmälern Nordböhmens nach 1945 Karl Stein Motto: Jede Landschaft hat ihre eigene, besondere Seele. (Christian Morgenstern) Jede Landschaft hat ihr eigenes Gepräge - dessen wird man sich in der letzten Zeit auch in Böhmen zunehmend bewusst. Nachdem man im vorigen halben Jahrhundert die Landschaft mehr oder weniger nur als ökonomisches Potenzial betrachtete, wird nun die Abwesenheit einer geistigen Dimension spürbar. Ein Umweltbewusstsein kommt auf und es entwickelt sich eine Beziehung der neuen Bevölkerung zur Landschaft. Die Wissenschaftler sprechen von Autoregulation der Landschaft, welcher das sogenannte Landschaftsgedächtnis zugrunde liegt. Nach dieser Vorstellung ist das Landschaftsgedächtnis imstande, Eindrücke zu bewahren, um sie später zu vergegenwärtigen. Es ist sozusagen regenerierungsfähig und kann auch vor einer Landschaftskatastrophe schützen. Zur besseren Vorstellung seien hier die Hauptelemente der Gedächtnisstruktur der Landschaft genannt. Es ist das Landschaftsrelief (es bestimmt die Richtung der Wasserläufe und das hydrologische System), das Klima samt Mikroklima, das Bodensubstrat (es bestimmt und beeinflusst die Flora und Fauna) und nicht zuletzt die Nutzung und Pflege der Landschaft (das kann z. B. bedeuten, dass die Siedlungen wiederholt auf ein und derselben Stelle angelegt werden oder dass die Gliederung der Landschaft in wald- und landwirtschaftliche Flächen beständig bleibt, genauso wie das Wegenetz). Der Charakter der Landschaft in unserem mitteleuropäischen Raum und ihr landschaftlicher Reiz entstanden überwiegend durch intensive Nutzung, wobei das Schöne und Wirtschaftliche meist nicht im Widerspruch standen zueinander, sondern sich gegenseitig ergänzten. Heute würde man sagen, dass Ökonomie und Ökologie nicht Gegensätze sind. Zu einer harmonischen Beziehung zwischen Mensch und Landschaft kommt es, wenn der Mensch die Landschaft als seine Heimat betrachtet. Die Kulturanthropologen kennen eine ganze Reihe von Möglichkeiten, wie ein Heimatgefühl entsteht. Dazu gehören z. B.- die Schaffung eines optischen und geistigen Mittelpunktes im Territorium,- die Begrenzung des Gebietes,- die Benennung der Landschaft mit Flurnamen,- die Entstehung ortsgebundener Geschichten und Sagen,- das Errichten und Pflegen von Flurdenkmälern oder das Pflanzen von Bäumen. Der Prozess funktioniert auch umgekehrt. Das Heimatgefühl wird gestört und das Landschaftsgedächtnis vernichtet, wenn eine Landschaft z. B. durch den Bergbau verändert oder sie von einem Autobahnbau durchschnitten wird1. Die in der Neuzeit so verbreitete 1 Václav Cílek: Pamčťová struktúra krajiny a památné kameny. Ochrana prírody, roč. 52/1997, č. 6, 163-164 61