Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2002 - Acta Ethnologica Danubiana 4. (Dunaszerdahely-Komárno, 2002)
A kisemlékkutatók 15. nemzetközi tanácskozásának előadásaiból - Stein, Karl: Az ember és a kisemlékek viszonyának alakulása Észak-Csehországban 1945 után
Entwurzelung und das fehlende Heimatbewusstsein haben natürlich auch ihre soziologischen Auswirkungen, sie können sogar Zukunftsangst hervorrufen. Diese Situation kann an Nordböhmens Landschaft demonstriert werden, die vom 13. Jahrhundert an durch die deutsche Kolonisation urbar gemacht und kontinuierlich bis 1945 von Deutschen bewohnt wurde2 3. Das Gebiet blieb mit Ausnahme der etwa ein Jahrhundert währenden Reformationszeit katholisch, und die Flurdenkmäler aus der Zeit vor 1945 sind mit diesem Glauben und dem Deutschtum verknüpft. Wie denkmalträchtig die Landschaft war, bestätigt der Umstand, dass es in manchen Dörfern fast in jedem Gewann ein Kreuz oder ein anderes Flurdenkmal gab, dessen Pflege sich von Generation zu Generation vererbte. Nach dem Zweiten Weltkrieges kam es hier zu einem fast vollkommenen Bevölkerungsaustausch. Die Deutschen nennen ihn Vertreibung, die Tschechen odsun (=Abschub). Es kam nicht nur zum Wechsel des Ethnikums - die deutsche Bevölkerung wurde durch die tschechische ersetzt -, auch der Glaube verlor hier seinen Boden. Die neue Bevölkerung sprach eine andere Sprache, hatte andere Wurzeln und konnte sich natürlich nicht mit der Kultur der angestammten Bevölkerung identifizieren, zumal der Bevölkerungsaustausch binnen weniger Monate erfolgte. So wurden auch die Flurdenkmäler nicht angenommen. In den Nachkriegsjahren wurden viele absichtlich beschädigt oder zerstört, bestenfalls überließ man sie ihrem Schicksal. Das trifft nicht nur für Flurdenkmäler, sondern auch für Sakralbauten und alle Gebäude zu’’. Die dörflichen Siedlungen wurden nur unvollständig nachgesiedelt oder blieben entvölkert und wurden abgerissen. Die Liquidierung der kleinen Landwirtschaften und die Abwanderung der Bevölkerung in die Städte wirkten sich ebenfalls negativ aus. Dadurch wurde die Landschaft auf eine Weise vernachlässigt, die sich nur mit den Folgen des dreißigjährigen Krieges vergleichen läßt. Diese trübe Zeit endete im Jahrzehnt von 1970 bis 1980. Inzwischen trat ein zunehmender Generationswechsel ein, wodurch sich die Beziehung der Bevölkerung zur Landschaft langsam besserte. Diese Entwicklung erfuhr durch den Sturz des kommunistischen Regimes eine Beschleunigung. Manche dieser “Einzelgänger” fanden zueinander und betrieben die Restaurierung von Flurdenkmälem als gemeinsames Hobby. Einige dieser “Einzelgänger“ fanden zueinander und betrieben die Restaurierung von Flurdenkmälem als gemeinsames Hobby. Wenn man sie nach dem Sinn fragt, können viele ihr Tun nur umständlich begründen - als ob sie im Dienste des erwähnten Landschaftsgedächtnisses stünden. Um eine Sakralisierung der Landschaft in ihrem wahren Sinn kann es sich nicht handeln, da es sich überwiegend um Nichtgläubige handelt. Steigendes Geschichtsinteresse, besonders im Bezug auf den Wohnort, kann man es auch nennen. 2 Der deutsch-tschechische Kontaktraum wird hier nicht behandelt. 3 Mein Freund Eduard Bienert (1911 - 1990), der diese auswegslose Zeit miterlebte, schrieb um 1960 einen erschütternden Aufsatz, der hier auszugsweise erwähnt sei: “Die heutige Wirklichkeit zeigt entsetzliche Bilder: aus Bosheit ausgeplünderte Wegkapellen, umgestürzte Kreuze, verstümmelte Standbilder, verwahrloste Kirchen, verwüstete Kapellen, zerstörte Kreuzweganlagen, unvorstellbar verwilderte Friedhöfe, beseitigte Denkmäler und Gedenktafeln und alle anderen beschädigten und verunehrten Male sind ein trauriges Zeichen armseliger Gesinnung und roher Kulturlosigkeit... Unerzogene, verwahrloste Kinder, besonders Jugendliche, aber auch gefühllose Erwachsene vergreifen sich mit frechen Händen an diesen Dank- und Denkmälern ferner Vergangenheit und entweihen und besudeln sie. Diesem schändlichen Treiben roher Zerstörungswut, die an die traurigen Zeiten der Bilderstürmer in den Hussitenkriegen erinnern, dulden die Menschen gleichgültig. Niemand entgegnet diesem Tun, weder Behörde, noch Schule, noch Kirche oder Zeitung. Auch die Bildungsmittel des Volkes, wie Rundfunk, Fernsehen oder andere Belehrung, sind dafür blind und taub. Alle sind ohnmächtig gegen diese Mächte der Zerstörung ...“ 62