Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)

1. Tanulmányok - Dröge, Kurt: "Poneránia néprajzi atlasza" és mai jelentősége

angemessen rezipiert worden ist. Die folgenden Ausführungen stellen ihn vor und beschäfti­gen sich mit den Möglichkeiten, die der APV als Quelle und Vergleichs- und Ausgangsmaterial für kulturwissenschaftlich-ethnographische Forschungsfelder der Gegenwart bietet. Der aus Textband und Kartenmappe bestehende APV wurde 1936 von Karl Kaiser in Greifswald als eines von sehr wenigen regionalen volkskundlichen Atlas-Werken in Deutschland herausgegeben. Kaiser war Dozent für Germanische Philologie in Greifswald und hatte sich als Leiter des Volkskundlichen Archivs sehr stark der Volkskunde ver­schrieben. Dieses Archiv war aus der ehemaligen Landesstelle Pommern des Atlas der deutschen Volkskunde (ADV) hervorgegangen. Der APV befand sich in der Tradition und in enger Nachbarschaft zur wortgeographischen Forschung in Pommern, die von Robert Holsten kurz nach der Jahrhundertwende begründet worden war (Holsten 1913 und 1928). Er wurde aber gleichzeitig bereits stark von der Situation der Geisteswissenschaften im National­sozialismus beeinflußt. Seitens der Mitarbeiterschaft der wissenschaftlichen Hauptstelle des ADV in Berlin wurde der APV massiv kritisiert als ein, so die Vorwürfe, unautorisiertes Konkurrenzunter­nehmen mit einer vorzeitigen und schädlichen Veröffentlichung regionaler Teilergebnisse. Diese Kritik aus der Sicht des überregionalen, nationalen deutschen Atlasuntemehmens ent­behrt nicht jeglicher Grundlage, denn die Erhebungen des ADV waren im Grundsatz sicher nicht darauf ausgerichtet, vor dem Erscheinen der ADV-Karten selbst im Rahmen von Regionaldarstellungen mit eigener Forschungsausrichtung publiziert zu werden (Gansohr- Meinei 1993, 129-132). Einen eher persönlichen, aber mit Sicherheit sehr wichtigen Hintergrund bildeten zudem die gescheiterten Versuche des Herausgebers des APV, Karl Kaiser, in den Jahren 1936/37 selbst zum Leiter des ADV in Berlin ernannt zu werden. Damit bildet der dramatische und tragische Lebensweg Kaisers, der engagiert als volkskundlicher Kulturraumforscher tätig war, letztlich auch einen nicht unwichtigen Bestandteil der Wissenschaftsgeschichte des ADV, in welchem statt Kaiser der Nationalsozialist Heinrich Harmjanz die Leitung über­nahm. Bemerkenswert ist an dieser Stelle noch, daß Kaiser von Seiten der nationalsozialis­tischen Wissenschafts- und Kultus-Bürokratie zwar wegen einiger seiner Publikationen ange­griffen wurde, erst zu einem späteren Zeitpunkt jedoch wegen des Erscheinens des APV, dessen Inhalte dem NS-Regime zu Beginn offenbar keinen Anlaß zur Kritik boten. Erst Heinrich Harmjanz erhob ein Jahr nach der Herausgabe des APV auch in dieser Richtung schwere Vorwürfe gegen Kaiser, indem er das von jenem benutzte Material als ADV-eigenes und somit widerrechtlich publiziertes Antwortmaterial klassifizierte. Kaiser wehrte sich gegen diesen Vorwurf und konnte nachweisen, daß er bereits 1935 sein Atlasuntemehmen als solches offiziell und mehrfach angekündigt hatte, ohne Widerspruch zu erfahren. Der Textband des APV erschien im Greifswalder Universitätsverlag Bamberg als vierter Band der Veröffentlichungen des Volkskundlichen Archivs für Pommern, die Kartenmappe als Band 5. Das Erscheinen des Werkes hatte Kaiser im Sommer 1936 mit dem allergrößten Arbeitseinsatz betrieben. Den Entwurf und das Zeichnen der Karten übernahm zur Gänze, finanziert durch zweckgebundene Einzelzuwendungen der Provinz Pommern, der Landesbauemschaft Pommern und der Gesellschaft von Freunden und Förderern der Universität Greifswald, Kaisers Kollegin und Mitarbeiterin Dora Lämke. Nach dem 97

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