Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)
1. Tanulmányok - Barna Gábor: Valóságos határok - szimbolikus világok
Guta zu Kolárovo, Tallós zu Tomášikovo (Cf. Vlastivedný slovník, passim; Zu den Siedlungsnamen im Karpatenbecken s. Sebők 1997). Nach der politischen Wende Anfang der 90er Jahre versuchten diese Ortschaften durch lokale Volksabstimmung ihre originalen ungarischen Ortsnamen zurückzubekommen, die ihnen auch in der Zeit der ersten tschechoslowakischen Republik erhalten geblieben waren, nur eben in slawischer Form. Die slowakische Gesetzgebung verweigerte ihre Zustimmung dazu und erklärte die Namen der slowakischen Persönlichkeiten als geschützt. Diese Beispiele zeigen klar, daß Ortschafts- und Straßennamen oder andere geographische Namen nicht nur der Orientierung im physischen Raum, sondern auch anderen, sonstigen, hintergründigen Inhalten dienen: Sie sind auch Träger der historischen und kulturellen Erinnerung. Und der Zweck ihrer Änderung ist die Umgestaltung des historischen Gedächtnisses, letztlich sein Austausch. Selbstverständlich kann man fragen, ob es vor hundert Jahren nötig war, jedem kleinen Dorf einen ungarisch klingenden Namen zu geben oder die ungarischen Siedlungen unter (tschecho)slowakischer Herrschaft nach Gestalten der slowakischen Geschichte zu benennen? Oder wenn man beabsichtigte, den Namen dieser historischen Persönlichkeiten auch in Siedlungen zu verewigen, warum wählte man nicht einen kleineren oder größeren Ort mit slowakischer Bevölkerung dafür aus? Deshalb, weil die Namengebung gerade die symbolische und totale Inbesitznahme des Gebietes symbolisiert: einerseits durch den Namen dieser slowakischen Persönlichkeiten mit der slowakischen historischen Erinnerung und andererseits die Ausdehnung der ethnischen Herrschaft der slowakischen Staatsgewalt auf das Gebiet mit ungarischer Bevölkerung. Ähnlich dürfen die Magyarisierungsprozesse vov hundert Jahren beurteilt werden. Ebenso ist die rumänische Bestrebung und Handlung zu interpretieren, den Namen Klausenburg durch den römischen Namen Napoca zu ergänzen: Dadurch läßt sich die rumänische historische Erinnerung in der in aller Welt anerkannt ruhmreichen römischen Geschichte verankern und die über Raum und historischer Zeit stehende symbolische Herrschaft gegenüber den ebenfalls um die symbolische Herrschaft kämpfenden Ungarn auf frühere Zeiten zurückführen. Nicht nur die Namengebung, sondern auch die Erinnerungselemente an die von Menschen geschaffene gegenständliche Umgebung spielen bei der Ausgestaltung unserer mentalen Landkarten eine Rolle: Schlösser der Grundbesitzer, Kirchen, Burgen, öffentliche Gebäude. Denkmäler der Ideologien und Religionen sowie Gedenktafeln und Statuen herausragender individueller Lebenswege (historische Persönlichkeiten, Gelehrte, Künstler usw.), die mit der jeweiligen Lokalität verbunden waren (Bodó-Bíró 1993; Túrós 1993). In Arad (rum. und dt. ebenfalls Arad) wurden die - insgesamt 18 - Gedenktafeln und Statuen mit ungarischem Bezug nach dem Anschluss an Rumänien noch in den zwanziger Jahren von den neuen Machthabern entfernt. Mitten auf dem Hauptplatz vor der evangelischen Kirche standen die Büsten von Gábor Fábián1 und Gergely Csikÿ und auf dem Hof der Waggonfabrik stand eine Büste von János Weitzeŕ. Im Park befand sich die Statue des Amtsarztes János Darányi und im Park des Komitatshauses die der Königin Elisabeths. Ebenfalls auf dem Hauptplatz standen das Denkmal Búsuló Arad (Trauerndes Arad) sowie ein Kossuth-Denkmal. Eines der schönsten Denkmäler von Arad war die Freiheitsstatue. Plaketten, die die 13 Märtyrer von Arad2 3 4 5 6 darstellen und einen Teil der Komposition bildeten, 2 Ungarischer Schriftsteller, Akademiker (1795-1877), gestorben in Arad. 3 Ungarischer Dichter des 19. Jahrhunderts ( 1842-1891). 4 Ingenieur des 19. Jahrhunderts. 5 Gemahlin des Kaisers und Königs Franz Josef (1837-1898). 6 Die in Arad hingerichteten Generäle des niedergeschlagenen ungarischen Freiheitskampfes von 1848-49. 25