Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)
3. Fórum
Salzburger Gedenkstätte von Johann Nepomuk Hummel und Wolfgang Amadeus Mozart oder Thomas Manns Grab in Zürich... Dies sind (oder müßten werden) meiner Meinung nach doch auch organische Bestandteile der deutschen nationalen Identität. Der Fragesatz im Titel des vierten Teils “Typisch deutsch - ein Auslaufmodell? ” ist auch vielversprechend. Hier untersucht der Verfasser die auch heute noch lebendigen Wirkungen der Duplizität BRD - DDR. Er stellt fest, daß die vier Jahrzehnte den Bewohnern der “neuen Bundesländer” eine “Teilidentität” verliehen haben: obwohl auch sie Deutsche sind, werden sie von ihren westlichen “Geschwistern” durch eine Menge von Eigenschaften und ihre Mentalität, ihren Sprachgebrauch unterschieden. Eine ähnliche separate Entwicklung ist in der Popularkultur der ungarischen Volksgruppen festzustellen, die seit mehr als acht Jahrzehnten jenseits der Grenzen Ungarns leben. Der Alltag der in andere Staatsrahmen gehörenden Ungarn wurde von vielen unterschiedlichen Wirkungen betroffen, was doch nicht außer Acht gelassen werden kann; gleichzeitig kann auch nicht geleugnet werden, daß diese einheitlich ungarisch sind. Bausinger widmet sich auch der Frage der “fremden Deutschen”. Hier geht es um die Problematik, wie das Alltagsleben mehrerer Millionen nicht deutscher Gastarbeiter (die auf dem Gebiet der BRD oft durch mehrere Generationen leben) ist, wie sie ihre ursprüngliche kulturelle Identität bewahren können und wollen, während sie im Alltagsleben (Arbeitsplatz, Behörden usw.) als “Deutsche funktionieren sollen”. Die schon früher genannten deutschen Staatsbürger, die sich zu den Deutschen bekennen, werden jedoch nicht erwähnt, obwohl sie auch einen deutschen Paß haben, so gut deutsch bzw. bayrisch sprechen als wären sie gebürtige Deutsche bzw. Bayern; sie unterscheiden sich jedoch von den Deutschen in Herkunft, Religion, Kultur, Mentalität oder Hautfarbe. Welche Rolle spielen sie in dem “typisch deutschen” Rätsel-Spiel? Die Antwort kenne ich nicht und gerade deshalb hätte mich Hermann Bausingers Meinung interessiert. In diesem Teil erwähnt er übrigens auch die nach dem Zweiten Weltkrieg nach Deutschland vertriebenen osteuropäischen Deutschen, für die es meistens noch schwieriger war/ist als für viele Gastarbeiter, sich an die Wirklichkeit des deutschen Alltags zu gewöhnen. Sie sprechen zwar mehr oder weniger gut deutsch, früher oder später bekommen sie auch die deutsche Staatsangehörigkeit, trotzdem passen sie irgendwie nicht hinein. Ihre Vorahnen dürften vor 200-250 Jahren, als sie auswanderten, noch “typisch deutsch” gewesen sein, warum sind sie heute keine “typisch” Deutschen mehr? Ob die Deutschen, die im 18. Jahrhundert im Karpatenbecken ankommend die Kultur der Einheimischen grundlegend geändert hatten, auch sie selbst so sehr verändert hätten? Im Karpatenbecken oder an der Wolga galten ihre Siedlungen, ihre Häuser, Bräuche und Mentalität für “typisch deutsch”, demgegenüber werden sie von den Zuhausegebliebenen als “Ungarn” bzw. “Russen” betrachtet. Vor der Wiedervereinigung argumentierte Martin Walser unermüdlich für die deutsche Einheit; seine Hauptargumente waren: eine Sprache, eine Kultur (vgl. Deutsche Sorgen. Frankfurt am Main: Suhrkamp 1997, S. 607). Zu dieser Zeit pflegte man allgemein mit der Definition der “Kultumation” zu argumentieren, aber das - meines Wissens nach - grundlegend im Zusammenhang BRD-DDR. Auch in dem jetzt vorgestellten Buch ist keine Rede von den Süd-Tirolem, Österreichern, Schweizern usw. Sie haben sich infolge der historischen Entwicklung staatlich von den in Deutschland lebenden Deutschen zwar endgültig getrennt, kulturell gesehen gibt es aber gar keine so riesigen Unterschiede (obwohl die Schweizer und Österreicher, bzw. auch die Binnendeutschen dagegen sicher protestieren würden). Wenn es das “typisch Deutsche” gibt, dann müßte das auch für sie gelten. Ob sich ein bayerischer Bauer aus dem Allgäu von einem österreichischen Landwirt aus dem Mühlviertel in wesentlichen unterschiede? Oder ein Ungar aus der Großen Schüttinsel von einem Ungarn in 258