Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)

3. Fórum

Vor einigen Jahren ist das literarisch nicht besonders bedeutende Buch des niederländi­schen Autors Willem Capteyn auch in deutscher Übersetzung erschienen. Der Autor beschreibt ganz korrekt und gut eine Ungamreise (darunter die Verhältnisse in Ungarn in den späten achtzigen Jahren) einer ungarischen Mutter und ihres niederländischen Sohnes. Hier steht der folgende Dialog, der auch auf das Problem der Nationalität und Staatsangehörigkeit deutet: Du sprichst ungarisch, Mutter. — Natürlich. Wir sind jetzt in Ungarn. — Ich bin Niederländer Ich habe einen niederländischen Paß. — Ich bin Ungarin. — Du bist inzwischen eingebürgert. Du hast einen niederländischen Paß. — Das stimmt. Aber Ungarin bleibt man. Ich bin in Ungarn geboren, als Kind ungari­scher Eltern. Ungar bleibt man immer... ” (Capteyn, Willem: Tibor. Recklinghausen: Georg Bitter Verlag 1994, S. 10.). Kehren wir aber zum Buch von Hermann Bausinger zurück. Ob sich der Autor etwa mit den Südtirolem, mit Sachsen aus Siebenbürgen, mit Donauschwaben oder Karpaten­deutschen, Österreichern oder Wolgadeutschen beschäftigt? Oder etwa mit “Deutschen” ungarischer Muttersprache, die einen deutschen Paß und deutsche Staatsangehörigkeit haben, bzw. mit Kroaten, Türken und Kurden, die über einen deutschen Paß verfugen? Ist jener far­bige junge Mann, der 1996 zum Mr. Germany gewählt wurde und Deutsch als Muttersprache spricht, etwa einer solchen Untersuchung unterworfen worden? Diese letzte Frage kann natürlich nicht nur anläßlich dieses Buches gestellt werden, sie erscheint doch immer stärker auch auf dem Gebiet der Belletristik. Inwieweit kann jene Literatur als “deutsch”, “mino­ritát”, “emigrant” oder “Gastarbeiter-“ bezeichnet werden, die von deutschsprachig schaff­enden, in Deutschland lebenden, wahrscheinlich auch über einen deutschen Paß verfügenden Schriftstellern produziert wird, die jedoch wegen ihrer Herkunft (teilweise Kultur und Mentalität) an andere Länder, andere Ethnien gebunden ist? (vgl. Hiltrud Arens: “Kulturelle Hybridität” in der deutschen Minoritätenliteratur der achtziger Jahre. Tübingen: Stauffenburg Verlag 2000, S. 246) Ob Emine Sevgi Özdamar deutscher Schriftsteller ist? Dementsprechend könnte man die Stellung in der deutschen Literatur solcher Persönlichkeiten wie Heinrich Heine, Stefan Zweig, Joseph Roth oder - um noch ein Beispiel aus der Gegenwart zu nennen - Marcel Reich-Ranicki natürlich auch mit einem Fragezeichen versehen; bzw. dies gälte auch für Sándor Petőfi und Miklós Radnóti in der ungarischen oder für Pavol Országh Hviezdoslav in der slowakischen Literatur. Die Reihe könnte natürlich weiter fortgesetzt wer­den, solche Fragestellung könnte jedoch höchstens für eine psychopathologische Diagnose des Fragenden vom Nutzen sein. Also nicht die Herkunft bestimmt, ob jemand Ungar, Slowake oder Deutscher ist. Aber dies vielleicht schon, ob jemand typisch Deutsch ist, oder nicht...? Die Frage in diesem Sinne zu beantworten, hat, meines Wissens nach, noch niemand versucht. Betrachten wir des weiteren den konkreten Aufbau der Arbeit; dies ist doch viel mehr, als nur die Untersuchung der nationalen Stereotypien. In relativ kurzen Kapiteln äußert der Autor seine Aussagen in folgenden Einheiten: I. Sinn und Unsinn der Typisierung; II. Nationale Eigenheiten auf dem Prüfstand; III. Symbole und Symbolgestalten; IV. Typisch deutsch - ein Auslaufmodell? All das wird im Anhang von emp­fohlener Literatur und Register ergänzt. Gehen wir aber der Reihe nach vor! Im ersten Teil betont der Autor jene Prozesse und Anschauungsmethoden, nach denen bestimmte Menschengruppen, Völker und Nationen in Kategorien eingeteilt werden. Eine 255

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