Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)

1. Tanulmányok - Barna Gábor: Valóságos határok - szimbolikus világok

In meinem kurzen Beitrag möchte ich darüber einige Gedanken äußern, wobei ich meine Beispiele großenteils aus Ungarn und seinen Nachbarstaaten entnehme. Beispiele aus Ungarn und dem Karpatenbecken In Ungarn wurden am Ende des 19. Jahrhunderts und zu Beginn des 20. Jahrhunderts auf Anregungen von ganz oben als Symbol des bürgerlichen Nationalstaates sowie einer gewis­sen Verbürgerlichung und Modernisierung Straßen nach historischen Persöhnlichkeiten, Herrschern, Heiligen, Politikern, Dichtem und Schriftstellern benannt. Die traditionellen, vor allem die Form und Funktion bezeichnenden Namen wurden zum großen Teil damals geän­dert, und gleichzeitig wurde mit einer bewußten Stadtplanungspraxis begonnen. Diese Straßennamengebungen dienten der damaligen Auffassung nach zugleich der Verbürgerlichung. Die Namensveränderungen bezweckten einerseits die Herausbildung und Stärkung des bürgerlichen Nationalbewußtseins, andererseits war die Verbürgerlichung zumindest ebenso wichtig. Der Stärkung des geschichtlichen Bewußtseins (oder gar his­torischer Mythen) diente, da man Straßen nach den ungarischen Königen, ungarischen Heerführern, Politikern und Gelehrten benannte. Die Benennung mit Namen der Großen aus der Lokal- oder Regionalgeschichte war damals noch nicht allgemein, ein derartiges Be­dürfnis war noch nicht erwacht; Das geschah erst sehr viel später, in den 1920er Jahren (Józsa 1990, 15). Im Laufe dieses Prozesses wurden die Ortschaften Teile des Nationalstaates (Józsa 1990, 16). Dem gleichen Zweck diente die Magyarisierung der Namen nichtungarischer Siedlungen am Ende des 19. Jahrhunderts. Zu viel tieferen und weitergehenden Namensänderungen als der oben beschriebenen kam es erst nach dem Zweiten Weltkrieg, wofür es ideologische Gründe gab. Nach der kommu­nistischen Machtübernahme tauchten die Namen der Figuren der internationalen und lokalen kommunistischen Ideologie auf: Marx, Lenin, Stalin. Es erschienen die Namen der Märtyrer der neuen Idee und der Führer der sowjetischen Roten Armee, mit denen man eine ganze Reihe von Namen austauschte, die mit Religion, der bürgerlichen und ungarischen Vergangenheit und Geschichte verbunden waren. Ein Zeichen und eine Folge des politischen Wandels von 1989-1990 im östlichen Mitteleuropa war, daß zahlreiche Straennaßmen in den früheren sozialistischen Ländern geändert wurden: in Ungarn, aber auch in Rumänien und in der Slowakei. So wie sich die Ideologie geändert hatte, verschwanden die Namen ihrer Repräsentanten und tauchten die der neuen oder auch der alten Ideologien auf. In der ungarischen Bevölkerung sind die “verbor­genen” ungarischen Benennungen, als Zeichen der Stabilität, aber erhalten geblieben.1 Bei meinen Besuchen in den Gebieten, die durch das Friedensdiktat von Trianon (1920) von Ungarn getrennt wurden, besonders in Siebenbürgen, im Banat und in der Südslowakei (südlicher Teil des einstigen Oberungam) während der siebziger Jahre, fiel mir auf, daß meine ungarischen Freunde und Bekannten zur Orientierung in den Städten nicht die offiziellen rumänischen bzw. slowakischen Straßennamen, sondern die einstigen, nicht mehr amtlichen, aber in ihrem Bewußtsein jedoch - lebendigen ungarischen Straßennamen benutzten. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden einige Ortschaften mit mehrheitlich ungarischer Bevölkerung der Tschechoslowakei angeschlossenen, von Ungarn bewohnten Gebieten Namen von slowakischen historischen Persönlichkeiten gegeben. So wurde Párkány/Parkan zu Štúrovo, Diószeg zu Sládkovičovo und Cseklész zu Bernolákovo, Pered zu Tešedíkovo, 1 Die Angaben aus Klausenburg habe ich neben meinen Beobachtungen aus den folgenden Werken genommen: Kelemen 1903; Gaál 1992. 24

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