Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)
1. Tanulmányok - Barna Gábor: Valóságos határok - szimbolikus világok
Acta Ethnologica Danubiana 2-3 (2000-2001), Komámm-Komárno Reale Grenzen - symbolische Welten Gábor Barna "... attachments to specific stretches of territory, and to certain places within them, have a mythical and subjective quality. It is the attachments and associations, rather than residence in or posession of the land that matters for ethnic identification. It is where we belong. It is also often a sacred land, the land of our forefathers, our lawgivers, our kings and sages, poets and priests, which make this our homeland.” (Anthony D. Smith: National Identity. Penguin Books, London, 1991. 22-23.) Die Namen von Landschaften, Flüßen und Bergen, von Siedlungen und Grenzgebieten sowie Strassen ermöglichen nicht allein eine sichere räumliche Orientierung und Bewegung. Durch sie wird die natürliche Umgebung zu einem menschlichen (humanisierten) Raum. Dadurch, daß der in/auf ihm wohnende Mensch ihm einen Namen verleiht, nimmt er ihn in Besitz. Doch der Name markiert nicht allein den Raum, sondern auch die an den Ort gebundenen Ereignisse der Geschichte einer in dem Raum lebenden menschlichen Gemeinschaft durch Gedächtnis und Denkmäler. Hierdurch formt die Geschichte die vertikale Dimension der Zeit zu einer ständigen Gegenwart der Synchronität. Aus diesem Grunde kommt der Erhaltung von historischen architektonischen Denkmälern, wie Burgruinen, Kirchen, alten Gebäuden, aber seltener auch natürlichen Erscheinungen (Felsen, Berge, Bäume, Gewässer usw.) ebenso wie der Erschaffung der über sie erzählenden Geschichten und der Errichtung von Gedenktafeln und Statuen eine ganz besondere Bedeutung und Rolle zu. Diese Dinge helfen unser Gedächtnis wach zu halten und die Erinnerungen weiterzugeben. Durch solche Gedenkstätten wird ein Raum zu einem “sakralen” Raum, zu einem mit der Geschichte der Gemeinschaft verschmolzenen Raum und Heimatland. Diese Räume haben ihre Form in jahrhundertelanger Entwicklung gewonnen. Diese Entwicklung hatte zum Ergebnis, daß die Onomastik einer jeden Landschaft einen Spiegel ihrer historischen Vergangenheit darstellt. Jedes Volk, das die geographische Landschaft in Besitz nahm, hinterließ irgendwelche Spuren: Die Namen von Gewässern, Bergen und Siedlungen weisen darauf nicht nur im Karpatenbecken, sondern überall auf der Welt hin. Auf diesen Prozeß konnten außer den die Landschaft humanisierenden Völkern auch Ideologien und gesellschaftliche Bestrebungen Einfluß nehmen, besonders in den Jahrhunderten der Neuzeit und in der Moderne. Deshalb kann es überall auf der Welt so viele nach christlichen Heiligen benannte Siedlungen geben und gibt es sie: Durch die Benennung christianisierte die christliche Gemeinschaft auch die Landschaft. Ähnliche Bestrebungen hatte auch die Verbürgerlichung, hatten die bürgerlichen (National-) Staaten: sie gestalteten dadurch ihren Nationalstaatsrahmen heraus. Diese organischen Prozesse haben die in der Vergangenheit und heute einzig nach Ausschließlichkeit und totaler Herrschaft strebenden Ideologien und Nationalismen durch die Mittel der Gewalt zu ändern und zurückstrukturieren versucht. 23