Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)
1. Tanulmányok - Voigt Vilmos: A nyelvsziget jelentése és jelentősége
sprechen — oder wenn Hitler “seine”, seit dem Mittelalter hierher übersiedelten Gottschee- Deutschen auf deutsches Sprachgebiet zurückfuhren wollte19 - , so ist hier das Verschwinden der Sprachinsel ein eindeutiger Prozeß und man meint wenigstens theoretisch zu wissen, was es gegen wen zu beschützen gilt. Wenn aber der Ausbau von Sztálinváros (der „ersten sozialistischen Stadt in Ungarn“) das alte Dorf Dunapetele, oder die “sozialistische Bergstadt Komló” das kleine Bergmannsdorf Kumlau/Komló beseitigt: wen und wessen Kultur gilt es zu beschützen? Wenn in Budapest, in Raitzenstadt/Tabán während des 18. und 19. Jahrhunderts die Raitzen (= die Serben) verschwunden sind, in Altofen (ung. Óbuda) im 19. und 20. Jahrhundert die deutschen Weinbauern ähnlicherweise ausstarben - sind dies ohne Zweifel große Verluste für die ganze Kultur in Ungarn - aber gegen wen sollte hier heute der Rechtschutz zur Geltung gebracht werden? Wenn man heutzutage mit Freude zur Kenntnis nimmt, daß z.B. ein Volkschor von Schorokschar/Soroksär schwäbische Lieder auf Schallplatte veröffentlicht20 (was an sich und als Möglichkeit natürlich beschützt werden sollte), muß man aber auch beachten, daß hier nicht mehr die lokale Volkskultur weiterlebt, man also nicht den Schutz der Folklore im engeren Sinne einfordem kann, sondern den Schutz des Folklorismus verwirklicht.21 Auch dies ist eine wichtige Angelegenheit. Unser Aufsatz könnte damit beendet werden, daß wir festhalten: nicht nur die Erforschung und der Schutz der heute noch “existierenden”, sondern auch der “einstigen” Sprachinseln ist vonnöten. Diese einstigen Sprachinseln sind überall zu finden, wo in den letzten Jahrzehnten, sogar Jahrhunderten großangelegte Volkswanderungen, Agglomerationen geschehen sind. Früher waren sogar die Großstädte im ethnographischen Sinne “Sprachinseln” (wie es zum Beispiel am Londoner cockney oder an den Dialekten in Berlin und Wien, ja sogar in Budapest gezeigt wurde).22 Heute ist das alles verschwunden. In meiner Kindheit hatte ich noch die Möglichkeit, nach Kriegsende zwischen den Häusern der Ofner Burg Ureinwohner (Bewohner der deutschen, jiddischen, serbischen usw. “Sprachinseln”) zu treffen. Solche Menschen gab es auch noch auf dem Ofner Märia/Marien-Platz, oder in der Szölö/Weintraub- Straße in Altofen und in der Nähe von anderen Straßen. Heute sind all diese verschwunden, sogar dort, wo keine neuen riesigen Wohnsiedlungen an ihrem Ort entstanden sind. Auch ihre 19 Die erste urkundliche Erwähnung von Gotschee: 1363. Die gezwungene Rückführung begründete Hitler 1941 mit dem Angriff gegen Jugoslawien und sie wurde im Rahmen des italienisch-deutschen Übersiedlungsabkommen verwirklicht. Die damals neben die Save/Száva übersiedelten Gottschee- Deutschen mußten natürlich weiterfliehen, die Mehrheit nach Österreich, dann in die Vereinigten Staaten von Amerika. Schon in seinem Werk ’’Die deutsche Sprachinsel Gottschee” bezeichnete Adolf Hauffen (1895) ihre Kultur direkt als “Sprachinsel“. 20 Siehe zum Beispiel “Sej, haj Rozi. Grüsse von Schorokschar.“ Lajos Galambos Grósz und die Schorokscharer Schwäbische Party mit Alfonso. (Hungaroton, 1987. SLPM 16699). Auf der Schallplatte sind unter anderen die Lieder “Grüsse von Schorokschar“, “Schwiege[!]mutter Polka“ “Schwabenland Marsch“, “Sej-haj Rozi“ (Rosamunde), ein Jodler, “Ujjé a Ligetben nagyszerű“ (Yip-iaddy-i-ay), sowie die Musik von John H. Flynn und Béla Zerkovitz zu hören, diese wird auch von Alfonzó gesungen. Zuletzt kommt “Die Schorokscharer Buam“ (Soroksári fmk). 21 Über diesen Themenkreis gab ich vor allem einen theoretischen und wissenschaftsgeschichtlichen Überblick: Voigt 1990. 22 Von Großstadtvolkskunde, mit besonderer Berücksichtigung auf Budapest, siehe meine alte Zusammenfassung: Voigt 1985. 219