Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)
1. Tanulmányok - Voigt Vilmos: A nyelvsziget jelentése és jelentősége
Das geistige Niveau dieses Liedes erinnert einen nicht so sehr an das Lied „Dort, wo die Blumen blühn“, sondern eher an Lieder wie "Akácos iit’’ (Akazienallee) oder “Váci uccán, Váci uccán, hogyha egyszer végigmégy...“ (Váci Straße, Váci Straße, wenn Du einmal entlang gehst...). Umso mehr, da dieses “Volkslied” offensichtlich das Produkt irgendeiner ungarischen Kantorpoesie ist, und der Schlager “Váci Straße’’ (also die innerstädtische Einkaufsstraße in Budapest) genauso vom Deutschen ins Ungarische übertragen wurde (das Originallied war “Unter Linden, unter Linden..." also von der Korsostraße in Berlin), wie das Lied “Mondd meg, hogy imádom a pesti nőket / Mondd meg, hogy nem tudom feledni őket... Ha arra jársz... ” (Sag einmal, wie sehr ich liebe die schönen Frauen von Budapest / Sag einmal, daß ich sie nicht vergessen kann...) stammte auch von deutschem Boden. Dies alles hindert uns aber nicht daran, hier das Lehngut in einer “Sprachinsel” zu entdecken. Wenn man bedenkt, daß die Kultur einer solchen “Insel” doch unbegrenzt ist und sogar im Falle ihrer existierenden muttersprachlichen Schulen (falls es solche gibt) eine beschränkte Bildung vertritt - ist es leicht verständlich, daß man sowohl “unter“ als auch “über” dieser Ebene aus anderer Quelle zu schöpfen gezwungen war. Von “Unten” kommen die Folklore- und Volkstraditionen zum Vorschein, auch dann, wenn die schlechthin Archaismen, also Altgut sind. Von “Oben” überschwemmt die Massenkultur als Neugut die Gemeinden - im glücklicheren Fall Volksschauspiele oder Operetten und nicht das GIJOE als Spiel oder das Glücksrad als Unterhaltung im Fernsehen. Die Rechte der Sprachinsel müssten nicht nur von der gewaltigen Assimilation beschützt werden, wenn zum Beispiel keine Gottesdienst- oder Beichtmöglichkeiten in der Muttersprache vorhanden sind, sondern auch vom kulturellen Weltmüll, der sich immer mehr verbreitet. Und wenn dies bei uns gerade deutschen Ursprung hat, nützt es uns deshalb noch lange nicht bei der Aufbewahrung der ungamdeutschen „Sprachinsel“. Unter den heutigen, sich (sozusagen) europäisierenden kulturellen Rechtsauffassungen ist auch der Rechtschutz der Minderheiten zu finden, der sich theoretisch auf ihre ganze Volkskultur ausbreitet. Wir sind jedoch noch weit entfernt davon, daß solche Prinzipien (auch bei uns in Ungarn) zur Geltung kommen können. Dazu wäre die kritische Sichtweise und manchmal die Umwertung der Erscheinungen der “Sprachinsel” und der “Inselkultur” nötig.'7 Noch schwieriger ist der Schutz der “Sprachinsel”, wenn die ortsgebundenen Varianten der Kultur im allgemeineren Sinne so genannt werden. Wenn man die Metapher des vorher erwähnten “ins Meer sinkenden Kontinents” verwendet, können die sich vermindernden Geltungsgebiete der traditionellen Kulturen im allgemeinen so genannt werden. So ist aus der ungarischen Geschichte bekannt, daß die Kumanen {kánok) und Jaßen (jászok) ihre eigene Sprache und vermutlich auch andere Komponenten ihrer Kultur infolge solcher Prozesse in der Zeit vom 14. zum 16. Jahrhundert verloren haben.17 18 Ähnliche Abläufe setzen sich natürlich sowohl bei uns, in Ungarn, als auch anderswo fort. Die genaue Registrierung solcher Erscheinungen ist eine schwierige Angelegenheit, wenn sich diese allgemeine Kulturdynamik nicht einmal in einer mehrsprachigen Umgebung abspielt. Wenn zum Beispiel in unseren Tagen die ungarischen Dörfer in Syrmien/Slawonien verschwunden sind, es aber an ihrem Ort in den serbischen oder kroatischen Siedlungen noch einige Leute gibt, die ungarisch 17 Siehe die Vortragsreihe von Herbst 2000 der Ungarischen Semiotischen Gesellschaft: Balázs und Voigt 2000. 18 Als Überblick siehe zum Beispiel: Györffy 1990, Selmeczi 1992. 218