Liszka József (szerk.): Az Etnológiai Központ Évkönyve 2000-2001 - Acta Ethnologica Danubiana 2-3. (Dunaszerdahely-Komárom, 2001)

1. Tanulmányok - Voigt Vilmos: A nyelvsziget jelentése és jelentősége

von Kiew. Sie flohen jedoch nach einigen Jahrzehnten vor den weiteren Katastrophen in die Siid-Ukraine, wo sie neben die Siedlungen der bereits erwähnten Mennoniten in Melitopol gelangten. Im Jahre 1870 verloren sie jedoch infolge des Ukas von Zar Alexander II. ihre Privilegien. Ihre Delegation schlug dem Zaren vor, daß sie geneigt seien, mit ihren alten Privilegien nach Turkestan oder in die Gebiete des Amurs weiterzuziehen - ihre Bitte wurde jedoch abgelehnt. Da tauchte der Gedanke auf, ins Ausland auszuwandem: Neuseeland, Süd- Amerika waren mögliche Reiseziele, doch sie entschieden sich schließlich für Nord-Amerika. Einzelne Separatisten-Gruppen wanderten seit 1803 bereits hierher, und gegen 1842 ließ sich in der Umgebung von Buffalo die “kommunistische” Amana-Gruppe nieder. Zwischen 1874- 1877 erfolgte die Übersiedlung der Hutterer nach Süd-Dakota. Doch auch hier hörte die Verfolgung nicht auf: da sie den Militärdienst weiterhin verweigerten, mußten sie schwere, sogar tödliche Bestrafungen erleiden. Sie wurden schließlich zwischen 1918-1925 auch von hier verjagt: sie siedelten nach Kanada über. (Zur Wahrheit gehört auch, daß sie später zurückkehrten, und im Zweiten Weltkrieg war für sie der Militärdienst nicht mehr obliga­torisch.)'1 Wenn also heutzutage die in Dakota, Texas oder Kanada lebenden deutschsprachigen Gemeinden untersucht werden, muß die Frage gestellt werden: aus welchem Gesichtspunkt sind sie Sprachinseln? Wäre es nicht einfacher, sie ’’religiöse Insel” zu nennen? Wenn wir ihr Recht auf Identität erwähnen, bezieht sich dies nur auf die Sprache (die im Laufe der Jahrhunderte ja am wenigsten verfolgt wurde)? Die Religion und die Lebensweise waren vielmehr relevante Elemente der Bewahrung ihrer ’’Inselkultur”. Dazu gehören sowohl die Gemeinsamkeit des Besitzes, als auch die kategorische Ablehnung des technischen Fortschrittes oder eben dessen schneller Gebrauch. Die Hutterer verwerfen in unseren Tagen die technischen Errungenschaften nicht mehr (wie zum Beispiel die berühmten Old Order ^/nwA-Gemeinden), ihre Musterwirtschaften sind in ihrer Umgebung seit Jahrhunderten Zielpunkte des unverhüllten Neides. Diese sind also typische ’’Kulturinseln”, und wir würden das Wesen des Phänomens mißverstehen, wenn wir nur über sprachliche Rechte oder deren Verteidigung sprechen würden. Wie trügerisch der Begriff’’Sprachinsel” sein mag, beweisen gut die sog. Pennsylvania-Deutschen, die einfach heute nicht mehr ihre Muttersprache beherrschen, aber als eine bestimmte und wohlgeschlossene ”Kultur”-Insel weiterhin Zusam­menleben. Diese kulturellen Muster dehnen sich auf alles aus: die Tracht, der Hausbau, die Schulen, die Familienplanung usw. sind alles Zeichen dafür, daß sie zusammengehören. Und obwohl sich alle diese Gemeinden letztendlich auf theologischer Grundlage organisieren, beweisen auch ihre seit Jahrhunderten geführten Chroniken, daß heute eben diese gemeinsame Vergangenheit ihre Identität bildet: sie ist die Erklärung dafür, daß sie nach all den Leiden und Wanderungen hin und her, endlich doch gut erhalten geblieben sind. Es wäre Naivität oder Selbstbetrug, wenn man nicht bemerken würde, daß in der Behandlung der ’’Kulturinsel” das geschriebene Recht und das Gewohnheitsrecht keine bedeutende Rolle gespielt haben. Wenn man den Tod auf dem Scheiterhaufen, die Konfiszierung des Besitzes, die unendliche Folge der hysterischen Betonung unmöglicher Beschuldigungen durch die Obrigkeit (es wurden z.B. noch im 20. Jh. Gerüchte verbreitet, 4 Der letzte Überblick (weitgehend benutzt in meiner Skizze): Brednich 1998. 213

Next

/
Thumbnails
Contents