K. k. katholischen ober-gymnasiums, Schemnitz, 1859

8 Theologie beschäftigt, waren in andern Wissenschaften wenig bewandert; den Mönchen jedoch, welche die Bücher der Alten abermals abschrieben, ist es zu verdanken, dass nach der Zerstörung der meisten Biblio­theken durch barbarische Hände, die erhabensten Denkmähler der Künste und Wissenschaften im Westen auf­bewahrt wurden. — lin Osten hat man die Litteratur höher geschätzt und lleissiger betrieben. Das fünfte Jahrhundert hat mehrere achtungswerthe, zwar nicht fortschreitende, jedoch das alte bewahrende Lehrer der Realwissenschaften, zumal in Alexandrien hervorgebracht. — Auch unter Justinians, sowohl durch Siege und Gesetzgebung verherrlichter als auch durch Künste gezierter Regierung wurden die Reahvissenschaflen nicht ohne Erfolg betrieben. Das Studium der Geographie wurde durch die Völkerwanderung, häufige Kriege, geringen Han­delsverkehr, Ungewandtheit in der Mathematik und Physik gehemmt; daher verfielen einige Gelehrten in grosse geographische Irrthlimer; so der im sechsten Jahrhundert zu Alexandrien lebende Cosmas Indopleu- sles, der behauptete: „Die Erde sei eine ebene horizontale Fläche, welche ringsum durch das auf ihr anlie­gende Firmament begrenzt ist.“ In der Astronomie hat man das Ptolemaeische System beibehalten. Gegen das Ende dieser Perio­de widmeten sich die Araber mit grosser Sorgfalt den mathematischen Wissenschaften, besonders zu Bagdad, wo man sich mehr auf die Mechanik verlegte. — Al_Raschid schickte Carl dem Grossen zum Geschenk eine mit grosser Kunst verfertigte Schlaguhr. Die Chronologie nahm zu. Der aegyptische Mönch Namens Pannodorus gebrauchte der erste die Aera ecclesiastica oder Antiochena, in welcher die Regierungsjahre der Kaiser oder Könige die Epochen bilden. Dionysius Exiguus erfand im Jahre Chr. 530 die Aera vulgaris, Dionysianische genannt, in wel­cher das Zählen der Jahre von der Geburt Christi den Anfang nimmt. Die Fortschritte der Physik wurden durch die Rohheit, den Aberglauben und die Vorliebe zur neoplatonischen Philosophie gehemmt. Unter den seltenen Physikern dieses Zeitalters bediente sich Anthe­mius Lydius der zusammengesetzten ebenen Spiegel statt des Brennglases; er wusste das Erdbeben, die Blitze und den Donner nachzuahmen. Die Chymie erfuhr das Schicksal der Physik; dieselbe wurde doch zu Alexandrien aber in Ver­bindung mit der Alchymie betrieben. Unter Andern war dem Isidorus die Amalgamation bekannt; Callini­cus erfand auf dem Wege der Chymie das griechische Feuer, welches gegen die, sonst unüberwündliche Gewalt der Saracener für das ganze Reich vortheilhaft war. II. Zeitraum. Vom Jahre Christi 800—1300. Diese fünf Jahrhunderte werden in der Geschichte für barbarisch gehalten nicht wegen weniger ausgezeichneten Genie’s oder gänzlicher Vernachlässigung der Wissenschaften, sondern weil diese von weni­gen cultivirt bei keinem Volke einen stabilen Sitz fanden. Die Litteratur wranderte von Constantinopel zu den Arabern, die Anfangs dieser Periode zu Bagdad, Cairo und Cordova ihre Hauptschulen hatten. — Die Eu­ropäer um etwas lernen zu können, pflegten arabische Schulen zu besuchen, oder aus diesen die Lehrer aufzunehmen. Nach Unterdrückung der Araber durch die Türken und Visigothen waren die Wissenschaften genöthigt nach Italien, Frankreich und Germanien zu übersiedeln; ihre Wanderung wurde durch die Kreuz­züge befördert. Die Geographie gewann viel durch die Kreuzzüge und den weiter ausgedehnten Handel. Strebsa­me Männer entferntere Länder, insbesondere Asien bereisend, gaben nützliche Reisebeschreibungen aus, so: Joannes de Plano Carpini, Rubruquisius und Marco Paolo erster Europäer, der den Compass auf dem Meere benützte 1260. — Carl der Grosse besass geographische Tafeln aus Silber und Gold. — Mathema­tisch die Geographie zu behandeln fing Rogerus Baco an. Die mathematischen Disciplinen fanden zuerst im Osten bei den Arabern, aber bald auch im We­sten ihre Beförderer. — Ablatenius war ein vortrefflicher Astronom. Die astronomischen Tafeln Alphon- sus des zehnten Königs von Kastilien wurden von arabischen und jüdischen Gelehrten ausgearbeitet. — Papst Silvester der II. beförderte die Mechanik und verfertigte die Sonnenuhr. — Im Jahre 1000 stellten arabi­sche Physiker Untersuchungen über die Brechung des Lichtes und den Bau des Auges an. Auch Rogerus

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