K. k. katholischen ober-gymnasiums, Schemnitz, 1859
9 Baco rnaclilc sich um die Optik wohl verdient; derselbe verfertigte Telescope und Mikroscope. — Ums Jahr 1300 sind die Brillen in Italien erfunden worden. Die Physik hat am Anfänge dieser Periode wenige Anhänger. Seltenere Phoenomene hielt man für Wunder; die Forschung der Ursachen wurde durch den Aberglauben gehindert. Die Araber stellten zwar Versuche an: da sie aber an den Einfluss der Geister glaubten — missbrauchten sie dieselben in der Ma gie. - Agobardus schrieb von Meteoren, — Psellus Commentarien zu der aristotelischen Physik und von Gesteinen. Silvester der II. war auch ein ausgezeichneter Physiker seiner Zeit. Im dreizehnten Jahrhunderte vermehrte sich die Anzahl der Physiker, deren berühmtere waren: Albertus der Grosse, Rogerus Baco etc. und so genossen die Realwissenschaften einer erfreulichen Ermunterung, wodurch sie zum Theil in ihrem früheren Zustande erhalten, zum Theil vorwärts geführt wurden. Die Chymie behandelten die Araber mit ziemlich gutem Erfolg, welcher erfreulicher gewesen wäre, wenn sie sich der Alchymie nicht so sehr angenommen hätten; dieser ist jedoch zu verdanken, dass ihre Beförderer bei der Darstellung des Goldes zufällig andere nützlichen Dinge, Avie das ScheideAvasser erfanden. III. Zeitraum. Vom Jahre Christi 1300—1492. Die zu dieser Zeit aus Asien verbannten Künste und Wissenschaften wurden in Europa freund- lichst empfangen; dies’ beAvirkten: a) Die Verbindung der Europäer mit den Griechen und Arabern durch Kreuzzüge und den Handelsverkehr, b) Die AusAvanderung der Gelehrten aus den durch die Türken eroberten Ländern des griechischen Reichs nach Westen, c) Die verminderte kriegerische Wildheit, d) Das Streben die durch Handel envorbenen Reichthümer zur Bequemlichkeit des Lebens anzinvenden. e) Die Gunst der Herrscher, welche aus der beförderten Cultur der schönen Künste und Wissenschaften grösseren Ruhm als auf dem Marsfelde zu ernten hofFlen. Italien Avar der Hauptsitz der Künste und Wissenschaften, Avel- die von da in die übrigen Länder Europa"s verpflanzt Avurden; als Hülfsmittel dazu dienten: die in diesem Zeiträume erfundene Typographie, die Academien und Bibliotheken. Da jedoch bei dem sehr geringen Vor- rathe von Avissenschaftlichen Kenntnissen in den finsteren Jahrhunderten der beiden vorigen Zeiträume die Kette der Überlieferung aus der helleren alten Zeit durch die Völkenvanderung zerrissen Avurde: betraten die Freunde der Realdisciplinen, deren Zahl sich jetzt wieder vermehrte, ein fast ungebautes Feld, welches dem Anbaue durch die längst eingerissene traurigste Verwilderung die grössten Hindernisse entgegensetzte. Erst in der ZAveiten Hälfte des fünfzehnten Jahrhunderts brachten treffliche und verdienstvolle Männer die mathematischen Wissenschaften wieder in einen Schwung, die fast alle Zweige der reinen und angewandten Mathematik Avesentlich vervollkommnet hatten. Einen hohen Ruhm erwarb sich Mart. Beheim (geb. zu Nürnberg 1430 + 1506). Seine astronomischen Kenntnisse Avandle er zumal auf Schiffahrt und Geographie an, wodurch er nicht wenig die glücklichsten Erfolge des damals, besonders in Portugal kühn aufstrebenden Entdeckungsgeistes beförderte; er Avar der erste Verfertiger einer Erdkugel. — Überhaupt Avar Deutschland an tiefen Mathematikern reicher als selbst Italien, wo doch Domin. Maria Novara (i 1514) des Copernikus Lehrer blühte, der die Pythagoräische Lehre von der Bewegung der Himmelskörper auffrischte. Auf die Fortschritte in der Mechanik weiset der Bau der grösseren Kriegs- und Handelsschiffe hin. — Jacobus Dondus verfertigte eine Uhr mit Räderwerk; sein Sohn Johann aber eine die Bewegung der Planeten darstellende Maschine. — Mit vorzüglichem Eifer betrieb man unter den mathematischen Wissenschaften die Astronomie, aber zugleich verunstaltet durch die Thorheiten der Astrologie, Avelchen sogar die kenntniss- reichsten und aufgeklärtesten Männer ihrer Zeit mit einer fast unbegreiflichen Verkehrtheit huldigten. So in der Naturkunde. Obwohl hier manches zur Gunst der Wissenschaft geschah, und preiswürdige Lehrer, vorzüglich in Italien und Deutschland auftraten: so wurden doch im Allgemeinen die Fortschritte durch den tiefgewurzelten Aberglauben gehemmt, besonders aber die richtige Einsicht, und die unbefangene Forschung durch die Träumereien nicht minder als Betrügereien der Magie verhindert. Statt der durch eAvige Gesetze geregelten Wirkungen der Naturkräfte erblickte man mit einer bald kindischen Einfalt, bald gelehrten Thorheit bei allen Erscheinungen das geheimnissvolle Schalten und Walten guter und böser Geister, über Avelche man dem Worte des in die Mysterien der Magie eingeweihten Menschen eine herrische GeAvalt zuschrieb. — Die meisten Physiker befolgten die Lehre des Aristoteles, Avelche doch beim Aufie2