K. k. katholischen ober-gymnasiums, Schemnitz, 1859
H lm Ja lire 1600 zeigte der Engländer Gilbert in seiner Schrill de Magnete, dass auch andere Kör- per durch Reiben elektrisch werden können, womit er das Verzeichnis« der elektrischen Körper vermehrte. Im obbenannlen Jahre hat man auch das Fernrohr mit einem concaven Oculare in Holland und um 10 Jahre später Galiläi in Padua, der von dieser Entdeckung benachrichtet wurde, erfunden. — Er entdeckte mit seiner eigenen drei und dreissigmal vergrossernden Vorrichtung die Trabanten des Jupiters, den Ring des Saturn und die Sonnentlecken. — In diese Zeit fällt auch der erste Gebrauch der Mikroscope. 1610 wurden die allgemeinen Gesetze der Bewegungen der Planeten entdeckt, deren erstes ihre Rahnen, das zweite ihre Geschwindigkeiten, das dritte ihre Umlaufszeiten betrifft; alle verdanken wir dem Scharfsinne des unsterblichen Kepler, obwohl sie nur Folgerungen des von Newton (1680) aufgefundenen allgemeinen Gravitalionsgesetzes sind. 1620 entdeckte Galiläi die Gesetze des freien Falles, wovon das erste die gleiche Schwere aller Körper; das Zweite die am Ende der einzelnen Secunden erlangten Geschwindigkeiten; das dritte die in einzelnen Secunden durchlaufenen Räume; das vierte die in den ganzen Zeiten durchlaufenen Räume lehrt. Das erste dieser Gesetze wurde später durch Versuche unter dem Recipienten der Luftpumpe bestätigt; die drei übrigen sind durch den Fall auf der schiefen Ebene nachgewiesen worden, nur mit dem Unterschiede, dass diese Bewegung auf dem vorgeschriebenen Wege der schiefen Ebene langsamer vor sich geht als beim freien Falle. Je langsamer aber ein Körper fällt, desto geringer ist der ihn hindernde Widerstand der Luft; während derselbe für rasch bewegte Körper beträchtlich ist. Ein anderes aus der Reibung entspringendes Hinderniss für den Fall auf der schiefen Ebene verminderte Galiläi dadurch, dass er glatte messingene Kugeln längst der mit glattem Pergament ausgefütterten Rinnen herabrollen liess. Da die Beschleunigung bei dem Falle auf der Länge der schiefen Ebene sich zu der Beschleunigung beim freien Falle so verhält, wie die Höhe der schiefen Ebene zu ihrer Länge: so ist leicht ersichtlich, dass ein, die ganze Länge einer schiefen Ebene zurücklegender Körper dieselbe Geschwindigkeit erlangt, welche ein durch die Höhe der schiefen Ebene fallender Körper. Die Gesetze der Pendelschwingungen sind ebenfalls im Jahre 1620 und zwar von demselben Galiläi aufgefunden worden; das erste lehrt: Die Schwingungsdauer bei dem nämlichen Pendel sei für kleine, 10 Grad nicht übersteigende Schwingungsbogen von der Grösse der durchlaufenen Bogen fast unabhängig. — Nach dem zweiten verhalten sich die Schwingungszeiten zweier ungleich langen Pendel, wie die Quadratwurzeln aus den Pendellängen (t = 77 welches Gesetz mit Hilfe der höheren Analyse begründet wurde. Durch das Pendel wurde man in den Stand gesetzt den Satz: „Alle Körper sind gleich schwer“ mit voller Entschiedenheit zu erweisen. — Newton construirte Pendel aus den verschiedensten Materien und erfuhr, dass sie bei gleicher Länge gleichzeitig schwingen. — Bessel hat später in Königsberg dieselben Versuche sorgfälligst wiederholt und bestätigt, auch zwischen magnetischen und unmagnetischen Körpern keinen Unterschied gefunden: woraus folgt, dass verschiedene Materien auf gleiche Weise durch die Schwere beschleunigt werden. Die Gesetze der Bewegung der senkrecht niederwärts oder aufwärts und unter einem Winkel geworfenen Körper verdanken ebenfalls dem Galiläi ihre Begründung. Im Jahre 1620 gab noch Kepler die Construction des astronomischen Fernrohrs an, welches aus zwei convexen Linsen besteht. 1625 ist das Hauptgeselz der Brechung, welchem gemäss für die nehmlichen zwei Mittel zwischen dem Sinus des Einfalls- und dem des Brechungswinkels ein bestimmtes, Brechungsexponent genanntes Ver- hällniss statt findet, zuerst von dem Holländer Snellius entdeckt und durch Descartes bekannt gemacht worden, nachdem bereits Keppler und andere Physiker genau die Grösse der zu verschiedenen Einfallswinkeln gehörigen Brechungswinkel gemessen und Tabellen hierüber angefertigt hatten. Ums Jahr 1630 soll das Thermometer von Cornelius Dreh bei, einem wegen verschiedener mechanischer Erfindungen berühmten Landmanne in Holland erfunden worden sein, welches jedoch von unsern jetzigen Thermometern sehr verschieden war. Es bestand nämlich aus einer oben mit Luft, unten mit einer gefärbten Flüssigkeit gefüllten Röhre; das obere Ende derselben endete in eine ebenfalls mit Luft gefüllte Kugel, während das untere in ein mit der nehmlichen Flüssigkeit gefülltes Gefäss tauchte; an der willkübr- lich getheilten Scale wurde das Fallen oder Steigen der Flüssigkeit in der Röhre, je nachdem bei erhöhter oder verminderter Temperatur sich die Luft in der Kugel ausdehnte oder zusammenzog, gemessen. Diese so unvollkommene Vorrichtung, deren Gang nicht allein von der Wärme, sondern auch von