Katholischen Gymnasium, Schemnitz, 1854
14 che der Unterricht im Allgemeinen dem Geiste der Jugend bietet, die Spannung der Aufmerksamkeit, der Ernst der Forderung an ihren häuslichen Fleiß übt etnerr woblthärigen erziehenden Einfluß auf die Gemüths-und Charakterbildung der Schüler. Die sittlich reine Atmosphäre wissenschaftlicher Bestrebung, in welche der zweckmäßige Unterricht die Jugend zu versetzen im Stande ist, ist für sie eine hauptsächliche Schutzwehr gegen die unsittlichen Gedanken, Triebe und Neigungen, zu welchen sie in der Zeit der Entwicklung besonders Langeweile, übelgewählte Lectüre und schlechte Gesellschaft zu verführen pflegt. Überdieß ist der größte Tbeil der Lehrzweige geeignet, durch seinen positiven Inhalt Gedanken von religiös-sittlich bildendem Gehalte den Schülern zu zuführen; namentlich wird bei der Lectüre in der Muttersprache, wie in den Schriftstellern des Alterthums und der Geschichte die sittliche Kräftigung der Schüler durch edle Gedanken angestrebr." — Unmittelbar liegt jedoch dicß Bestreben dem Religionsunterrichte ob, dessen wesentliche Aufgabe es ist, durch direkte Belehrungen über religiöse und moralische Begriffe, Grundsätze und christliche Pflichten und durch zweckmäßige gottesdienstliche Übungen echte Frömmigkeit in den zarten Gemüthern der Schüler zu pflegen. Solche Vorstellungen und Wahrheiten den jugendlichen Herzen frühzeitig eingeprägt, wirken auf den Menschen am dauerhaftesten; sie wachsen gleichsam mit ihm auf, werden mit seinem Wesen innigst verwebt; sie bestimmen ihm die Gründe und Gesichtspunkte, nach welchen er sich selbst und andern über seine Handlungen Rechenschaft gibt; sie sind die Richtungslinien, die ihn durch alle Lebensverhältnisse leiten und bis in das späteste Alter begleiten; sie gewähren den meisten Trost, Rath und Beruhigung, entreißen so manchen dem Abgrunde der Verführung und führen ihn in die Arme der Tugend zu Gott zurück. Höchst segensreich in ihren Folgen und Wirkungen ist auch die frühzeitige Gewöhnung des jugendlichen Ge- müthes an zweckmäßige religiöse Übungen und tugendhafte Bestrebungen; denn hiedurch wird jene moralische Kraft erzielt, die durch jedes ernstliche Ankämpfen gegen die sinnlichen Triebe und Neigungen, durch jeden über diesen errungenen Sieg zu neuen Kämpfen und Siegen mehr gestählt wird, und die um so unumschränkter im Innern waltet, je früher und zweckmäßiger man sich an diese Übungen gewöhnt hat. Zur sittlich-religiösen Erziehung der Jugend trägt auch das gute Beispiel des sämmtlichen Lehrkörpers ungemein viel bei; denn der Lehrer steht in dem täglichen liebevollen, jedoch väterlich ernsten Verkehr mit den Schülern stets als Musterbild für Tugend und Sittlichkeit da; dieser tägliche Verkehr aber, dieß gute Beispiel der Lehrer wirkt kräftiger und einflußreicher, als die bloße Lehre, wenn sie auch noch so wahr ist und noch so nachdrücklich an das Her; gelegt wird; denn das Beispiel stellt in der Wirklichkeit dar, was die Lehre bloß ausspricht, es tritt mit voller Kraft sinnlicher Anschauung vor die Seele, zieht daher um so mächtiger zur Nachahmung an, je näher und ansehnlicher die Person ist, von der das Beispiel gegeben ist. — Außerdem haben die Gymnasien mit allen andern Lehranstalten das Eigenrhümliche, daß der Zögling darin auch für das öffentliche Leben praktisch gebildet und aus dem Familienkreise in die Welt hinüber geleitet wird. Denn zum Besuche der Schule gehört ruhiges Verhalten, Gewöh-