Katholischen Gymnasium, Schemnitz, 1854

II márkik mit der Mannigfaltigkeit ihrer Verhältnisse vorzügliche Gelegenheit und macht hiedurch die Einsicht in das Wesen des mathematischen Beweises und der mathematischen Auflösung zu einem lebendigen Eigenthum des Schülers. Endlich übt die Mathematik auch das Gedächniß; denn damit der früher bekannte Lehr­satz bei der folgenden Anwendung benützt werden könne, muß er als Besitzthum im Gedächtniße au,bewahrt und von demselben bei jedem vorkommendcn Gebrau­che dargeboten werden. Alle diese Vortheile, die der Schüler aus dem Studium der Mathematik zieht, befähigen ihn nicht nur für höhere Bildung und erfolgreiche Behandlung anderer Wissenschaften, sondern auch für anderweitigere Zwecke der öffentlichen Verwaltung. 6. Nicht minder ist die Naturwissenschaft geeignet den Geist des Schülers zu entwickeln und zu bilden, indem sie von der Anschauung zum Begriffe, vom Be­griffe zur Idee fortschreitend der freien Thätigkeit des Geistes ein weites Feld er­öffnet. Durch diese Wissenschaft wird der Zögling in das allgemeine Leben der Natur eingeführt und gewöhnt, die ganze Natur als ein lebendiges Ganze zu be­trachten und überall Ordnung und Gesetzmäßigkeit zu erblicken. Im Bereiche der Zoologie gelangt der Schüler zur Kenntniß der merkwürdigsten Thiere, die im großen Haushalte der Natur eine bedeutende Stelle einnehmen; seine geistige Thätigkeit wird bei der Auffassung und Beschreibung der charakteristischen Merkmale auf eine edle Weise beschäftigt, die Schärfe der Aufmerksamkeit gefördert, und oft ein lebhaftes Interesse für Naturgegenstände angeregt. — Im Gebiete der Bota­nik wird der Schüler nicht nur mit den Namen, Kennzeichen und Eigentbümlich- feiten der vorzüglichsten Pflanzen bekannt gemacht, sondern auch dahin geleitet, durch eigene Beobachtung und Wahrnehmung die unendliche Mannigfaltigkeit, Pracht und Schönheit der Natur, und ihren Urheber besser zu erkennen. — Da die Mineralogie ihre Formen mit mathematischer Genauigkeit entwickelt, nach ste­reometrischen Grundsätzen von einander ableitet und sichtbar darstellt, so wird in derselben die Thätigkeit des Verstandes hervorgerufen, und die Schärfe der Be­obachtung gesteigert; da ferner dieser Lebrzweig den Grund und Boden, auf dem wir wandeln, durchforscht und von der Tiefe der Erde bis zu den Höben derselben emporklimmet, stellt er unfern Augen einen neuen Prozeß der Schöpfung dar, der an Erhabenheit keinen andern nachsteht. — Bei den Nachweisungen der Ge­setze, aus denen die Erscheinungen der Chemie, des Lichtes, der Wärme, der Elek- tricität und des Magnetismus, die Bewegung der Körper, die Beschaffenheit und Wirkung der Töne hervorgehen, und nach denen die Himmelskörper auf ihrer großen stillen Bahn fortwandeln, merkt der Schüler den innigsten Zusammenhang und die höchste Zusammenstimmung jener Gesetze, die in der äußern Natur herr­schen. Ist nun der Zögling schon in den jugendlichen Bitdungsjahren an Beobach­tungen und Erforschungen der Natur, an richtige Auffassung natürlicher Dinge gewöhnt, ist der dafür erforderliche Sinn zeitig durch mannigfaltige Übungen er­weckt und gestärkt, so wird er einst in allen Sphären höherer Bildung ohne Anstoß sich bewegen können; denn die Naturwissenschaft bildet den Sinn für das Schöne» 2 *

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