Die frage der Ungarn-Flüchtlinge von 1956 in Iserlohn. Quellensammlunk - A Szabolcs-Szatmár-Bereg Megyei Levéltár Kiadványai II. Közlemények 35. (Nyíregyháza, 2006)
Quellen - Zeitungsartikel
Ratsmitglied Klute (FDP) appellierte an die persönliche Hilfsbereitschaft jedes einzelnen Bürgers. Er rief Ratsmitglieder und Bevölkerung auf, selbständig zu helfen, ohne auf die Maßnahmen der Verwaltung zu warten. Jeder freie Raum müsse jetzt schnell gemeldet werden. Die Verwaltung forderte er auf, von sich aus Beförderungsmittel bereitzustellen, um die leidgeprüften Menschen möglichst schnell nach Iserlohn zu bringen. Oberstadtdircktor Wohlert sagte hierbei seine volle Unterstützung zu. - In Rat und Verwaltung gab es gestern kein Wenn und Aber. Man erklärte sich ohne Einschränkungen zur tätigen Mithilfe bereit. Eine Forderung des Ratsmitgliedes Schmitz (SPD), die Hilfsaktion auch auf Aegypten zu erweitern, wurde zurückgestellt, da der Verwaltung noch keine Weisungen in dieser Richtung bekannt sind. „Wir werden das Problem im Auge behalten", sagte der Oberbürgermeister. 13. IKZ, 3. Dezember 1956 S. 3. HELFEN VERBOTEN! Der vor genau einer Woche mit soviel Mut und Einsatzbereitschaft geborene Plan, eine private Hilfsaktion für Ungarnflüchtlinge zu starten, mußte am Wochenende aufgegeben werden. Still und bescheiden (um nicht zu sagen: sang- und klanglos) wurde ein Projekt „beerdigt", das offensichtlich nicht mehr in unsere Zeit paßt: die Not geknechteter Menschen in einer Aktion von Mensch zu Mensch zu lindern. Wie wir bereits mehrfach berichteten, hatte ein Kreis um den Stadtverordneten Axel Klute die Absicht geäußert, unter Ausschaltung der langsam arbeitenden Bürokratie in Iserlohn Unterkünfte und Arbeitsplätze für etwa 40 bis 50 Ungarnflüchtlinge zu schaffen. Nachdem diese Grundlage gegeben war, sollten die Flüchtlinge mit einem Autobus direkt aus Oesterreich nach Iserlohn geholt werden, um ihnen den zeitraubenden Umweg über Eisenbahntransport und Lageraufenthalt zu ersparen. Die Iserlohner Seite des Vorhabens gelang - was nicht erreicht werden konnte, war der sofortige Abtransport aus Oesterreich. Trotz vieler Fernschreiben und trotz der Ueberfüllung der Lager, war es nicht möglich, von den amtlichen österreichischen Stellen eine „Ausfuhrgenehmigung" zu erlangen. Auch der Versuch, direkten Kontakt mit dem für Nordrhein-Westfalen zuständigen Lager in Bottrop zu erhalten, mißlang. Das Lager ist gegen die Außenwelt hermetisch abgeriegelt. Flüchtlinge - so hieß es - werden nur über die amtlichen Kanäle zugewiesen.