Die frage der Ungarn-Flüchtlinge von 1956 in Iserlohn. Quellensammlunk - A Szabolcs-Szatmár-Bereg Megyei Levéltár Kiadványai II. Közlemények 35. (Nyíregyháza, 2006)
Quellen - Zeitungsartikel
IKZ, 24. November 1956 S. 16. Dem roten Terror entronnen SIE SAGEN IMMER WIEDER: SZABADSÁG 454 ungarische Flüchtlinge in Friedland Nach schrecklichen Erlebnissen: Endlich Freiheit Von unserem Korrespondenten kg Hannover, 24. 11. Im diesig-kalten Morgengrauen traf gestern im Lager Friedland, in dem vor genau zehn Monaten die „letzten Soldaten des Krieges", die aus Sowjetrußland heimkehrenden deutschen Kriegsgefangenen, die Freiheit wiedererlangten, ein Sonderzug der Bundesbahn mit dem ersten Transport ungarischer Flüchtlinge ein, vom Geläut der Lagerglocke begrüßt, 454 Männer, Frauen und Kinder, durchweg Menschen stolzer Haltung, setzten hier ihren Fuß auf freien Boden. In der Hauptsache sind es junge Männer im Alter von 20 Jahren. Nur zwölf Familien mit 47 Kindern fuhren in dem Transport mit. Die meisten Flüchtlinge hatten wenig Sachen bei sich, um sich vor der Novemberkälte zu schützen. Da waren junge Mütter, die ihre Kinder an sich gepreßt hielten, als fürchteten sie, daß sie ihnen noch in dieser Stunde genommen würden. Ein Kind, das eine Puppe im Arm hatte, weinte vor Hunger. Da waren andere, die an trockenem Brot nagten. Sie alle, ängstlich und verwirrt, erfuhren nun, was dieses Land ist: Ort der Freiheit und des Friedens, der im Augenblick das begehrteste bietet, eine Tasse heißen Kaffee, einen Teller heiße Suppe, eine Schale dampfender Milch und eine warme Baracke nach den Tagen und Nächten auf eisig-kalten, schon verschneiten Straßen. Außerdem erhalten die Flüchtlinge neue Kleidung und ein Taschengeld. Die Mehrzahl kommt aus Budapest. Die österreichische Bevölkerung half, sie vor den verfolgenden Schergen zu verstecken. Angehörige blieben in Ungarn zurück oder waren schon als Freiheitskämpfer und Opfer des Terrors gefallen. Die Spuren schrecklicher Erlebnisse im Gesicht, wankte eine 22 jährige Studentin aus dem Transportzug auf die Baracken des Roten Kreuzes zu, dann brach sie zusammen. In der Donnerstag Nacht erst war sie über die Grenze gehetzt. Sie hatte keine Gelegenheit mehr, die Angehörigen von ihrer Flucht zu benachrichtigen, so dicht waren ihr Tod oder Verbannung auf den Fersen, wie überhaupt die meisten des Transportes erst in der vergangenen Woche flüchteten, als Verhaftung und Deportation drohten.