Méri Edina szerk.: Textil-és Textilruházati Ipartörténeti Múzeum Évkönyve (XI) 2003 (Budapest, 2003)
Ildikó Klein – Bednay: Zur Geschichte des Blaudrucks in Deutschland insbesondere in Westfalen
Jahre dafür gebraucht um ihre eigene spezifische Rezeptur zu finden. Ihre Materialien beschafft sie auf unterschiedliche Weise: Die Leinen-Stoffe bezieht sie vorwiegend aus Belgien, ihre Farbstoffe (Indanthren) von BASF. Ihr alter Modelbestand aus dem 19. und 20. Jh. ist während der Jahre auf ca. 400 Stück angewachsen, auch ließ sie während mehrerer Indien-Reisen Druckstöcke nach eigenen Vorlagen anfertigen. In den letzten Jahren ließ Rose Müller ihre Model bei einem Formenstecher in Dresden schnitzen. Im Gegensatz zu anderen Blaudruckereien fertigt sie keine Kleidung, sondern ausschließlich Heimtextilien (Raumausstattung, Tischwäsche und Gardinen); alle ihre Arbeiten sind Einzelstücke und ausschließlich in der Werkstatt zu erwerben, mit z. T. sehr langen Wartezeiten. Ihre Kunden sind vorwiegend Privatkunden und Museen. Ursprünglich arbeitete sie in Reserveverfahren, in den letzten Jahren ist sie jedoch zunehmend zum Direktdruck übergegangen 46 . Die Blaudruckerei-Werkstatt von Angelika Thielemann in Brandenburg ist 1978 gegründet worden, es existiert zudem ein Tochterbetrieb in Ternopol in der Ukraine. Der alte Modelbestand umfaßt etwa 1000 Druckstöcke, gefärbt wird ausschließlich nach dem traditionellen Verfahren mit Indigo 47 . Es handelt sich hierbei um einen reinen Handwerksbetrieb mit anschließender Weiterverarbeitung. Angefertigt wird - im Gegensatz zur Blaudruckerei von Rose Müller - vorwiegend Kleidung, jedoch wird auch hier auf individuelle Gestaltung großer Wert gelegt. Mit ihren Arbeiten veranstaltet Angelika Thielemann des öfteren Ausstellungen und Modenschauen in Deutschland, jedoch auch im Ausland, v. a. Österreich, Polen, Ungarn und Spanien; auch nimmt sie an Handwerkermärkten teil. V. Zur Gegenwart läßt sich zusammenfassend sagen: In Deutschland war nach dem 2. Weltkrieg wenig Interesse an regionalem Brauchtum oder auch traditionellen Trachten zu vermerken, vielmehr ein eher unverbindlicher, international ausgerichteter Lebensstil, der die eigenen Traditionen als Belastung empfand. Das änderte sich in den letzten Jahren mit dem Zusammentreffen höchst unterschiedlicher kultureller Komponenten von geändertem Freizeit- und Modeverhalten. Der Ausbau der Freilichtmuseen als beliebte Ausflugsziele brachte nach schwedischem Modell nicht nur die Aufstellung von älteren Wohnhäusern und Werkstätten mit sich, sondern auch die Aktivierung des Lebens in diesen Häusern und damit auch das Vorführen handwerklicher Techniken. Die Faszination dieser Vorführungen, wie auch die auf den beliebten „Handwerkermärkten" beruht auf der visuellen und 6 Dazu Noll 1994 85 ff.; Temminghoff 2000 64 ff. 7 Vgl. Noll 1994 81 ff.; Bell 1993 176.